Kapitel 73: Der Hinweis

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"Fennexis, alles in Ordnung?" Rutena stand sofort neben ihr. "Ja, ich lebe noch..." Sie richtete sich schwankend auf. "Der Spukball hat meine Knochen in Mitleidenschaft gezogen... Aber das wird schon wieder. Los, bevor noch mehr Feinde kommen, sollten wir in die Klammhöhle fliehen." Sie presste ihre Hand gegen ihren Brustkorb und sah zu Zoroark. "Wie geht es ihr?", "Besser.", war das einzige, was er sagte. Fennexis und Rutena liefen zu Feelinara. Sie zitterte zwar noch, aber ihr Gesicht war nicht mehr grün, sondern blass. Sie atmete gleichmäßiger. "Hm..." Fennexis beugte sich zu ihr. "Vom Heilen habe ich nicht allzu viel Ahnung, aber vielleicht hilft das etwas..." Sie legte ihre Hände auf Feelinaras Flanke. "Aiya calad en naur." Eine Flamme erschien an ihren Händen. "Was machst du denn da? Willst du sie verbrennen?" fragte Zoroark. Fennexis jedoch konzentrierte sich. Die Flammen des Feuers wurden blau und Feelinaras letzten Wunden schlossen sich. "Ngh!" Fennexis wurde plötzlich blass. "Was ist los?" fragte Rutena. "Ich... ich habe gerade ein bisschen von meiner Energie verbrannt, um Feelinara zu heilen..." Fennexis stand auf und taumelte, Rutena stützte sie sofort. "Uff..." Feelinara öffnete in dem Moment die Augen. "Danke... Fennexis..." Sie stand mühsam auf und schwankte etwas, aber sie bohrte ihre Krallen in den Boden und knurrte. "Das hättest du nicht machen müssen." Fennexis winkte nur ab. "Das ist schon okay für mich." Dann sah sie alle Mitglieder ihres Einsatzes an. "Los, wir sollten wirklich gehen. Wer weiß, wann die nächsten hier auftauchen." Rutena nickte und zusammen liefen sie auf den Höhleneingang zu, der dunkel und leer erschien. Als sie in den Schatten traten, sah Feelinara sich um. "Hier sieht man ungefäjhr so viel wie mit einem schwarzen Tuch vor Augen. Wir brauchen Licht, wenn wir nicht gegen die Wände laufen wollen.", "Sie wollen Licht? Sie Bestellung kommt sofort." rief Rutena und kurz darauf loderte eine Flamme an der Spitze ihrer Fackel auf. "Das reicht nicht." sagte Fennexis und entzündete ihre zwei Fackeln ebenfalls. Das orangefarbene Licht erhellte die Höhle etwas und sie konnten einige Meter in die Höhle hineinblicken. Die Klammhöhle glich einer Tropfsteinhöhle. Von oben hingen Stalaktiten wie Speere herab. Stalagmiten ragten wie Stacheln aus dem Boden und machten den Weg uneben. "Wir sollten aufpassen, dass wir nicht über die Stalagmiten stolpern oder drauftreten." sagte Fennexis. "Das wäre nicht so gut.", "Ganz deiner Meinung." knurrte Feelinara. Täuschte Rutena sich oder waren die beiden schon viel entspannter miteinander?  Vorsichtig wagten sie sich in die Tiefen der Höhle vor, bis plötzlich eine raue Steinwand vor ihnen aufragte. "Eine Sackgasse? Im Ernst jetzt?" fragte Feelinara und warf der Wand einen vernichtenden Blick zu. Als ob die Wand sich davon einschüchtern lassen würde und zur Seite trat... "Aber... hier ist der Hinweis irgendwo." sagte Fennexis. "Meine Kugel lügt nie.", "Wo siehst du denn hier irgendwo eine Form von Hinweis?" wollte Feelinara wissen. "Hm..." Sie sahen sich aufmerksam um. Dann plötzlich entdeckte Rutena etwas. "Was... was ist das denn hier?" Sie fuhr mit ihren Fingern an der Wand entlang. An einer Stelle war sie mit Rillen und Furchen übersäht. Von weitem sah es so aus, als wären es natürliche Einkerbungen in der Wand, aber als Fennexis nähertrat, sah sie, dass sie Rillen in regelmäßigem Abstand verliefen und Formen bildeten... Dann erkannte sie, dass es eine Art Schrift war, sie in die Wand gemeißelt worden war. Sie war verwittert von der Feuchtigkeit der Klammhöhle, aber man konnte noch deutlich einige feine Linien erkennen. "Icognito- Schrift." stellte Fennexis fest. "Das hier ist eine Botschaft oder sowas Ähnliches..." Schweigend wischte sie ein wenig Dreck zur Seite. "Kannst du lesen, was da steht?" wollte Rutena wissen. Fennexis betrachtete die Stelle. "Ja, kann ich. Aber gebt mir ein paar Minuten, um das zu entschlüsseln, ja?" Rutena trat zurück und wäre fast auf einen Stalagmiten getreten, wenn Feelinara nicht lauthals "Pass auf!" geschrien hätte. Die Stimme der Fee hallte durch die Höhle. Rutena hielt inne und bemerkte, warum Feelinara geschrien hatte. Sie stellte ihren Fuß neben dem Stalagmiten ab. "Danke, Feelinara." sagte sie. "Kein Problem." Die Fee nickte lächelnd. Dann warteten sie eine Weile, bis Fennexis sich ihnen zuwandte. "Ich hab's jetzt." sagte sie. "Und? Was steht da?" fragte Zoroark. Fennexis sah wieder zu den Runen an der Wand und schüttelte den Kopf. "Ein Rätsel." sagte sie. Dann laß sie vor:

"In Schatten gehüllt,
verbannt, gefangen, nicht gewillt,
erklingt des Dämons Schmerzensschrei
sein Wille gebrochen entzwei,
getrieben von dunkler Macht,
nun über den Schatten er wacht,
kämpfend seine geistige Schlacht.

Vereint die Kraft der Zwei,
Die Verzerrung der Wirklichkeit,
verhüllend der Augen Wahrheit,
Und die wahre Teufelskunst,
zähmend Flammen und Dunst,
so sei erlöst des Teufels Seele
und gebrochen der Dunkelheit Wille."

Dann zuckte sie mit den Schultern. "Mehr nicht.", "Was zur Hölle?" Feelinara verengte die Augen. "Ein Gedicht?", "Offenbar." Fennexis nickte und verschränkte die Arme. "Es beschreibt warscheinlich, wie wir aus der Schattendimension herauskommen.", "Fassen wir mal zusammen." begann Rutena. "Erwähnt wird ein Dämon beziehungsweise ein Teufel. Dann wird gesagt, das zwei "Mächte" vereinigt werden müssen, um seine Seele zu erlösen." Dann schüttelte sie ratlos den Kopf. "Aber wer ist dieser Teufel?" Zoroark sah auf. Teufel? "Ich habe eine Vermutung, wer das ist." sagte er. "Und es gefällt mir ganz und gar nicht.", "Wer?" fragte Rutena. "Giratina." Zoroark schüttelte den Kopf. "Ein blutrünstiges Monster mit einer goldenen Maske, einem Schlangenkörper und sechs Krallen. Ich... Ich war einst bei ihm. In... in seiner Welt.", "Warte..." Rutena sah ihn ungläubig an. "Es... es muss das Biest gewesen sein, zu dem Darkrai dich gebracht hat, nicht wahr? Du hast gesagt, es war ein "wahrer Teufel".", "Das ist korrekt." Zoroark nickte. "Dieses Monstrum... Ich bin ihm zudem im Alptraum von Darkrai begegnet. Es ist abgrundtief böse. Und es hat die Fähigkeit, verstorbene Pokémon wiederzubeleben." Fennexis nickte. "Giratina...", "Weißt du etwas darüber, Fennexis?" fragte Rutena. "Nein, leider nicht. Sein Name sagt mir nichts, außer..." Sie schüttelte den Kopf. "Ich glaube aber, dass es hier irgendwo ist. In der Schattendimension.", "Warum?" fragte Feelinara nun. Jetzt meldete sich Zoroark wieder zu Wort. "Das erinnert mich an etwas, was Darkrai sagte. Er sagte, sie hätten den Teufel auf ihrer Seite... Heißt das, das Giratina mit Darkrai unter einer Decke steckt?", "Vermutlich." sagte Fennexis. "Analysieren wir die ersten Zeilen dieser Weißsagung... Es klingt so, als würde jemand Giratina kontrollieren oder gefangen halten. Diese Zeile... 'Getrieben von dunkler Macht nun über den Schatten er wacht'... Das klingt so, als hätte irgendwer Giratinas Willen gebrochen und in den Schatten gestürzt.", "Das ergibt Sinn..." murmelte Feelinara. "Und mit 'kämpfend seine geistige Schlacht'... Das klingt fast irgendwie danach, als würde es gegen sich selbst kämpfen oder so ähnlich..." Rutena nickte. "Das arme Giratina..." flüsterte sie. "Vielleicht leidet es ja..."

Aiya calad en naur: Heilendes Licht des Feuers


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