fünf

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Ich starre in das Gesicht von Cole, der mich mit leicht geöffnetem Mund anblinzelt.

Als ich daran denke, wie ich aussehe - eine mit Mehl vollgepatzte Backschürze tragend, einen Schneebesen in der Hand haltend, vollkommen zerzauste Haare - spüre ich meine Wangen heiß werden.

Coles Mundwinkel zuckt. Ich glaube, er muss sich ein Lachen verkneifen.

"Hey Oleander."

Wieso nennt er mich beim ganzen Namen? Es klingt, als würde er meinen Namen in seinem Mund sanft hin- und herrollen.

"Hallo Nicolas."

Schnee verfängt sich in seinen hellen Haaren und landet auf seiner Mütze. Ihm ist vermutlich ziemlich kalt.

"Willst du vielleicht reinkommen? Ich bin zwar gerade am Backen..."

Cole lacht kurz. "Was du nicht sagst. Aber ja, möchte ich sehr gerne."

Er folgt mir lächelnd ins Haus und in die Küche, in der meine Backsachen verteilt sind.

Irgendwie werde ich etwas nervös. Meine Fingerspitzen kribbeln und ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll.
Was redet man auch schon mit einem Typen, den man nicht mehr gesehen hat, seit man elf war?

"Willst du etwas trinken?"

Cole lacht. "Du bist noch immer so ein höflicher Mensch."

"Tja, mein Vater wollte mir viele wichtige Werte beibringen.", antworte ich etwas sarkastisch.

"Weißt du noch, als wir ungefähr sechs waren und von der Schule heimgingen hast du jede einzelne Person mit einem 'Guten Tag' gegrüßt, egal ob wir sie kannten oder das irgendein Fremder war."

Ich erinnere mich an diese Zeiten.

"Oh ja, erinnerst du dich an diesen alten Mann, der uns dann mit seinem Gehstock bedroht hat, weil er uns nicht kannte? Meine Begrüßung kam irgendwie nicht richtig rüber.", ergänze ich seine Erinnerung grinsend.

"Wie wir gerannt sind!", sagt Cole und lacht los.

"Bis zu mir nach Hause. Ich schwöre, ich hab mich kein einziges Mal umgedreht." Ich muss auch mitlachen. Gemeinsam können wir irgendwie nicht mehr aufhören. Und kaum hab ich mich etwas beruhigt sehe ich in Coles Gesicht und wir prusten wieder los.

Wie kleine Jungs. Wie früher. Und es ist, als wäre er nie weg gewesen.

Als wir uns endgültig etwas beruhigt haben, sieht Cole die halbfertige Brownies-Masse.

"Kannst du mittlerweile besser backen als die Schlammtorten früher?", fragt er mich grinsend.

"Hey, meine Torten waren immer ziemlich lecker. Deine haben widerlich geschmecket."

Cole sieht mich gespielt entrüstet an.
"Deine waren nur gut, weil ich dir immer geholfen hab!", sagt er herausfordernd.

"Wie konnte ich nur die letzten sechs Jahre irgendetwas backen?", frage ich vollkommen geschockt.

"Mh ich könnte es wiedergutmachen und dir jetzt helfen", sagt Cole grinsend.

Gemeinsames Backen? Ich ziehe eine Augenbraue nach oben. Aber so wird er bestimmt noch ein bisschen bleiben. Und wir haben uns sowieso lange nicht gesehen.

Nach kurzem Zögern grinse ich ihn zurück an und nicke. "Dann zeig mal was du kannst, alter Freund."

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