zehn

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Gerade rechtzeitig packen mich zwei starke Hände von hinten und ziehen mich zurück.

Mein Herz schlägt noch immer wie wild, als ich mich umdrehe und Coles geschocktes Gesicht hinter mir sehe.

"Tut mir so leid.", sagt er mit vor Schreck geweiteten Augen.

Er hält mich noch immer an den Schultern fest, bis ich versuche, ihn anzulächeln. Zögernd lässt er mich los. Als er seine Hände von mir löst, wird mir sofort kälter.

"Kein Ding.", murmle ich und drehe mich wieder nach vorne. "Darf ich?", fragt er und zeigt mit seinem Zeigefinger auf den Platz neben mir. Ich nicke, also lässt sich Cole dicht neben mir nieder. So sitzen wir da, Schulter an Schulter.

"Danke übrigens fürs Leben-retten.", sage ich nach einigen Minuten.

Cole lächelt entschuldigend. "Tut mir nochmal leid, das Erschrecken."

Ich blicke ihn abwinkend lächelnd an.

"Heute ist erst mein zweiter Tag hier, und schon bringe ich jemanden fast um.", sagt er leise lachend. "Erzähl mir ein bisschen von dieser Schule. Den Menschen. Bitte.", fordert er mich sanft auf. Vielleicht, um mich endlich zum Reden zu bringen.

"Mh, was gibt es zu sagen? Es ist eigentlich noch immer eine ganz normale Schule.", beginne ich zögernd. Als Cole mich auffordernd ansieht, rede ich weiter.

Das Gute mit ihm ist, ich habe keine Angst, etwas Falsches zu sagen.

"Naja, die Gruppe, bei der du vorher herumgestanden bist, war sozusagen der innere Kreis, die coolen Kids der Schule.", setze ich fort. "Der da unten, siehst du den Blonden mit Locken? Das ist Cassius. Er ist ein ziemlicher Casanova, aber eigentlich ganz nett."

Ich zeige auf einen 18-Jährigen Typen in der Gruppe der Reichen und Schönen, die noch immer vor dem Schuleingang steht.

"Ja, ich hab vorher kurz mit ihm gesprochen. Ein bisschen selbstverliebt aber charmant, irgendwie.", erzählt Cole.

"Flirtet mit allem, was zwei Beine hat.", füge ich hinzu. "Oh, der neben ihm, siehst du den großen Braunhaarigen?" Ich zeige auf einen Schüler neben Cassius. "Das ist Nathaniel Croft, so etwas wie der King der coolen Kids oder so und ein ziemlicher Idiot."

"Klischee.", schnaubt Cole.

Ich nicke und will weitererzählen, da zeigt Cole plötzlich auf einen mir besonders vertrauten Jungen mit braunem Haar. "Hey, da ist ja James!"

"Mhm, James, mein altes Bruderherz, ist mitten drin in der Gruppe. Daher kenn ich auch die anderen ganz gut.", erkläre ich. "Das Mädchen neben ihm, das ist seine feste Freundin Ali. Sie ist ziemlich cool, eigentlich. Geht in unseren Jahrgang, die Jungs sind in der Stufe über uns."

Nur kurz sieht Cole zu dem braunhaarigen Mädchen, bevor er meinem Blick folgt und den Typen beobachtet, mit dem sie sich gerade unterhält.

"Wer ist der Schwarzhaarige neben ihr? Der mit der Brille?", fragt er mich mit einem Blick von der Seite.
Sofort beginnt alles in mir zu kribbeln.

Ich wende schnell meine Augen von dem Besagten ab und beantworte Coles Frage, bemüht, meine Stimme halbwegs neutral klingen zu lassen. „Joshua Thackeray, oder kurz Josh, er redet nicht viel. Eher der mysteriöse Typ."

"Passt irgendwie zu dir.", sagt Cole mit einem leichten Grinsen. Verwirrt sehe ich ihn an. "Wieso das denn?", frage ich etwas schnippisch.
Mein Herz schlägt ein bisschen schneller. Was will er damit sagen?

"Naja, du bist unter den Schülern auch bekannt als mysteriös und unnahbar. Der Geheimnissvolle." Cole grinst noch breiter, und ich atme beruhigt aus.
Also keine Gerüchte über Josh und mich.

Jetzt sehe ich Cole allerdings fragend an. "Der Geheimnisvolle?", wiederhole ich mit einer hochgezogenen Augenbraue.

Cole lacht kurz. "Ja Lee, ich hab mich auch schon ein bisschen über dich umgehorcht, unter den anderen."

Seine Worte lassen mich erröten, was er zum Glück nicht sieht. Denn er steht auf und sagt:"Komm, lass uns gehen. Wenigstens für die zweite Stunde sollten wir anwesend sein, sonst töten uns unsere Väter."

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