acht

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Ich schnappe mir einen Brownie vom Blech von gestern und leere mit einigen großen Schlucken meine Tasse Kaffee.

In ein paar Minuten müsste Cole vor meiner Tür auftauchen, so wie gestern angekündigt.

Meine jüngste Schwester spaziert an mir vorbei durch die Küche, eine Müslischüssel in der Hand. Meine Brüder lungern am Tisch herum und essen ziemlich verschlafen ihr Frühstück. Morgens ist immer viel los.

Liv setzt sich gegenüber von mir auf einen der Barhocker und sieht mich an.

"Sorry übrigens, dass ich gestern euer Rollenspiel unterbrochen hab.", sagt sie und grinst mich vielsagend an.

Ich runzle verwirrt meine Stirn, während ich weiterkaue.

"Erzherzog Oleander?", macht sie Coles Worte von gestern nach und kichert. Obwohl ich es nicht sehen kann, spüre ich, wie meine Wangen rot werden.

"Seid ihr jetzt wieder die besten Freunde oder..?" Liv hofft anscheinend, dass ich den Satz beende. Das Klingeln unserer Tür unterbricht unser einseitiges Gespräch.

"Bis dann, Liv.", verabschiede ich mich mit einem Schulterzucken und einem gewinnenden Lächeln, froh, nicht antworten zu müssen. Und weg bin ich.

Schnell ziehe ich meine Schuhe und Jacke an, schnappe mir meine graue Mütze und meinen Rucksack und verlasse das Haus. Als die Tür hinter mir zufällt, grinst mich auch schon Cole an.

"Guten Morgen, euer Hochwohlgeboren."

Wir setzen uns in Bewegung, in Richtung Schule.

"Morgen, Cole.", sage ich gähnend.

"Na, ist der Erzherzog müde?"

Ich erwidere sein dämliches Grinsen mit einem etwas genervten Blick. Meine schlechte Laune kommt wahrscheinlich von meiner Verschlafenheit. Wie kann nur irgendjemand so gut drauf sein? Und das vor 3 Uhr nachmittags?

Cole niest zum Glück, weil mir das die Gelegenheit gibt zu kontern. "Na, ist da jemand gestern zu lang im Schnee gesessen?"

Cole lächelt. "Um dich zu sehen würde ich mich stundenlang in den Schnee setzen."

Ich sehe ihn an aber er erwidert meinen Blick nicht. Sieh mich an. Sieh mir in die Augen.

Cole starrt stur geradeaus und beobachtet den fallenden Schnee oder sowas in der Art.

Plötzlich springt jemand von hinten auf mich und Cole, besser gesagt zwischen uns, je einen Arm um die jeweilige Schulter gelegt. Erschrocken bleiben wir stehen. "Morgen, ihr beiden Spaziergänger!"

Ich sehe in das grinsende Gesicht von Noah, der zwischen Cole und mir hin- und herblickt. "Ich hoffe, ich unterbreche keinen romantischen Morgenspaziergang. Aber ich wollte die Gelegenheit nutzen um dich-", er grinst Cole an "-etwas näher kennenzulernen." Dabei wackelt er mit den Augenbrauen und verzieht einen Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln.

Cole sieht mit vor Erschrockenheit weit geöffneten Augen an Noah vorbei und mir ins Gesicht. Dabei spiegelt sich sein Ausdruck ziemlich genau in meinem wieder. Ich ziehe die Augenbrauen hoch, was Noah zum Lachen bringt.

Er wuschelt uns beiden mit seinen Händen durch die Haare, wobei mir meine Mütze vom Kopf fällt, bevor er in Lachen ausbricht.

"Ich bin Noah, freut mich sehr. Lees Freunde sind natürlich auch meine Freunde.", sagt mein bester Freund mit einem breiten Grinsen im Gesicht und streckt Cole gespielt höflich die Hand entgegen.

Dieser zögert nur den Bruchteil einer Sekunde, bevor er lächelt, Noahs ausgestreckte Hand ergreift und sie schüttelt.

"Die Ehre ist ganz meinerseits.", scherzt Cole und setzt sich wieder in Bewegung. Noah und ich folgen ihm, und gemeinsam stapfen wir durch den Schnee Richtung Schule.

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