Ungläubig stehe ich herum wie der größte Vollidiot. Wie in einer Schockstarre oder so ein Scheiß.
Auch Cole sieht einige Sekunden lang perplex aus, nachdem das Mädchen endlich ihre Lippen von seinen entfernt hat. Dann runzelt er die Stirn und kratzt sich ziemlich verwirrt im Nacken.
Anscheinend erklärt er ihr irgendetwas. Nichts Erfreuliches, denn sie macht einen Schmollmund und will sich wieder Coles Hand schnappen, aber er entzieht sie ihr.
Ich habe genug gesehen. Sollen die ihren Scheiß allein regeln. Es ist eindeutig Zeit für mich zu gehen.
Als ich wütend die verschneite Straße entlangstapfe, bemerke ich, wie schnell mein Herz schlägt.
Und irgendwie muss ich schniefen. Und seltsamerweise werden meine Wangen nass.Zum Glück knirschen meine Schritte im Schnee so laut, dass niemand meine Schniefer hören würde, falls irgendein Pisser hier in der Nähe wäre. Da aber niemand hier ist, kann ich eine Zeit lang einfach vor mich hinheulen wie die große Flasche, die ich nunmal bin.
"Lee!", höre ich auf einmal Cole meinen Namen rufen, während das Stapfen seiner Füße näherkommt. Oh fuck. So darf er mich nicht sehen.
Schnell wische ich mir mit den Ärmeln übers Gesicht. Hoffentlich fallen meine verheulten Augen nicht zu sehr auf. Scheiße, hätte mir mein Vater nicht ein Veilchen verpassen können, oder zwei?
"Hey Lee, bitte bleib stehen!", schreit mir Cole erneut zu und steht auf einmal neben mir. Um mich zu sich zu drehen, schnappt er mich am Arm.
Blöderweise muss ich genau in dem Moment schniefen, indem ich in sein Gesicht sehe. Bei meiner verheulten, noch immer zerschlagenen Visage weiten sich seine Augen erschrocken.Schnell wende ich meine Augen von ihm ab. "Ich will nach Hause.", murmle ich mit brüchiger Stimme und versuche, weiterzugehen.
"Nein, warte!" Cole packt mich erneut am Arm. "Jetzt warte doch auf mich. Das vorhin, verdammt. Das alles überfordert mich ein bisschen. Ich bin doch gerade mal 'ne Woche hier."
Achso. Dass er erst seit einer Woche da ist, findet er wohl zu kurzfristig. Also auch das mit mir. Und ich heul hier herum wie im Kindergarten.
"Fuck ich bin so bescheuert.", murmle ich und marschiere davon. Der Gedanke daran, wie lächerlich ich mich verhalte, bringt mich fast noch mehr zum Schniefen.
"Warte was? Wieso?" Cole rennt mir nach und baut sich vor mir auf. Funktioniert auch ganz gut, er ist ein paar Zentimeter größer als ich. "Yo, jetzt warte doch mal. Und bitte hör auf zu weinen, Lee."
Ich wische mir über die Augen und sehe auf den Schnee hinter Coles Kopf. Wenn ich ihm in die Augen sehe, würde ich wahrscheinlich wieder gleich heulen. Und ich weiß nicht mal wirklich, wieso. Scheiß Tag, echt. Wär ich doch im Bett geblieben.
Cole seufzt und legt mir die Hände auf die Schultern. Leise sagt er:"Weißt du noch, was wir früher gemacht haben, wenn du geweint hast und nicht aufhören konntest?"
Seine Worte, die ganze scheiß Situation, dieses dumme Mädchen von vorhin, alles macht mich so wütend. Und auf einmal brechen alle negativen Gefühle der letzten Tage über mich herein und aus mir heraus. Sobald ich anfange, ihnen freien Lauf zu lassen, kriege ich mich nicht mehr ein.
"Nein, keine Ahnung, was wir früher gemacht haben! Und es ist mir auch scheiß egal, okay?", werfe ich ihm an den Kopf und schüttle seine Hände beleidigt ab.
In derselben Sekunde weiß ich, dass ich wieder zum aggressiven Arschloch werde, genau wie damals, als Josh mit mir Schluss gemacht hat.
"Du kannst nicht einfach immer mit irgendwelchen Weißt du noch, früher-Geschichten anfangen, und mich vollkommen melancholisch fühlen lassen, das tut nämlich weh! Schon mal dran gedacht? Mich so anzusehen und unsre gemeinsame Vergangenheit herauszuholen und dann irgendwelche erstbesten Mädchen zu küssen."
Wütend stapfe ich an ihm vorbei und funkle ihn böse an.
"Sie hat mich geküsst!", schreit er mich jetzt zurück an. "Weißt du, mir tut es auch weh, dass sie es schafft mich zu küssen und du mich nicht mal umarmen willst! Nach sechs Jahren, in denen wir uns nicht gesehen haben!"
Sein Vorwurf versetzt mir einen Stich in mein bescheuertes Herz. Meine Art, damit umzugehen, ist noch mehr zu schreien.
"Jetzt ist es also meine Schuld, dass ich dir nicht sofort um den Hals gefallen bin, als du mal die Güte hattest, zu Besuch zu kommen?", kontere ich so laut, dass wahrscheinlich gleich ein paar Anrainer die Polizei wegen Lärmbelästigung rufen.
"Ja, du könntest vielleicht mal nicht so tun als würde es dir am Arsch vorbeigehen, wenn mich irgendwelche Mädchen küssen! Du haust dann nämlich einfach ab!", wirft mir Cole wütend vor.
Das reicht mir. Mit einem Schritt bin ich bei ihm und schubse ihn an den Schultern weg. "Ach ja?"
"Ja! Und du stößt mich einfach weg, du verschlossener Idiot, du denkst nämlich nicht mal dran, dass ich dich vielleicht mögen könnte, oder?" Er schubst zurück und ich stolpere ein Stück rückwärts in den Schnee.
"Nein, du könntest mich nicht mögen, einfach weil du du bist und ich bin ich okay!?" Mittlerweile sind meine Äußerungen eine Mischung aus wütenden Schreien und frustrierten Schniefern.
Ich schubse ihn wieder, aber nicht mehr so fest.
"Fuck, ich mag dich wie du bist. Seit siebzehn Jahren!", ruft Cole jetzt frustriert und schubst mich vorsichtig mit einer Hand an meiner Schulter.
Ich schniefe noch mal. Er will meine Gefühle sehen? Also gut. Ich mache einen Schritt nach vorne. Mit all meiner Kraft schmeiße ich mich auf ihn drauf und umschließe ihn, in so etwas wie einer Umarmung gemeinsam Richtung Boden fallend.
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boy stories
Teen FictionEr war die Art von Freund, mit der man Astronaut spielt, mit der man zum Mond fliegt, in einem selbst gebastelten Raumschiff. Ein Freund, mit dem man nachts Glühwürmchen fängt und sie freilässt, damit sie zu Sternen werden können. Mondgesicht x Ste...