Sobald wir zu Hause ankommen, lasse ich mich mit einem Glas Wasser auf den Boden in unserer Küche gleiten. Liv setzt sich neben mich vor die Glasfront, und gemeinsam blicken wir in die kalte Nacht hinaus.
"Also, was ist los mit dir Liv?"
Die ganze Autofahrt lang hat sie fast kein Wort gesagt. Nicht einmal wirklich beim Radio mitgesungen, obwohl sie das sonst immer lautstark macht.
"Was ist los mit dir?", fährt sie mich an. "Du hast Coley total runtergezogen, mit deinen düsteren Geschichten."
Ich sehe weg, wissend, dass sie wahrscheinlich recht hat. Mit meinen 'düsteren Geschichten' schaffe ich es meistens, dass Menschen sich ebenso scheiße fühlen wie ich mich.
Aber sie meint es nicht so. Ich kenne meine Zwillingsschwester gut genug, um zu wissen, dass ihre Streitstrategie Angriff ist. Und sie kennt mich gut genug, um zu wissen, wo meine wunden Punkte liegen.
Seufzend drehe ich mich zu ihr.
Liv sieht aus wie ein kleiner, zurückgelassener Welpe. Nach außen hin immer stark, aber das ist, was niemand sieht. Niemand sehen darf.Mein Seelenspiegel. Wir sind uns doch nicht so unähnlich.
Als ich meine Arme ausstrecke, schluchzt Liv auf und lehnt sich gegen mich, vergräbt ihren Kopf in meiner Schulter und weint, bis keine Tränen mehr da sind.
Dann stehe ich auf und mache ihr eine heiße Schokolade. Außerdem bringe ich ihr Taschentücher.
"Hab ich dir schon mal gesagt, dass du der beste Zwillingsbruder bist, den ich habe?", fragt Liv mich, als ich ihr die warme Tasse reiche.
"Warte mit Komplimenten, bis du den Kakao probiert hast.", entgegne ich lächelnd.
Sie trinkt und seufzt zufrieden auf. Ist mir wohl ganz gut gelungen. Ich grinse leicht.
"Also, erzähl's mir Livvy.", fordere ich sie sanft auf.
Liv macht ein verzweifeltes Geräusch, bevor sie zu reden beginnt. "Es geht um diesen Typen. Ich weiß auch nicht, warum mich das so fertig macht. Eigentlich bin ich so gar nicht."
Normalerweise sind ihr Typen relativ egal, irgendwie. Zumindest lässt sie sich nie etwas anmerken. Außerdem hatte sie kein einziges Mal Probleme damit, ein Date klarzumachen. Wenn sie es wollte, fragte sie Jungs einfach danach. Niemals so schüchtern wie ich.
"Aber bei ihm ist das anders. Wir haben gemeinsam Theaterunterricht, und er ist etwas schüchtern und total süß und lustig."
Gerade verstehe ich das Problem noch nicht. Das sage ich auch. Liv schluchzt noch einmal leicht auf und seufzt gleichzeitig, bevor sie tief durchatmet.
"Das Problem ist, dass ich niemals mit ihm mehr als nur befreundet sein kann, weil Lu irgendwie...", Liv seufzt noch einmal, bevor sie endlich mit der Sprache rausrückt. "Lu ist in ihn verliebt."
Lu ist eine von Livs besten Freundinnen. Ach du scheiße.
"Bist du sicher? Ich meine, vielleicht-", versuche ich sie zu beruhigen, aber Liv unterbricht mich.
"Ja, Lu hat heute Abend mit ihm geredet. Aber er meinte, es tue ihm leid aber er empfinde nicht so für sie. Lu hat sich den ganzen Abend bei mir ausgeweint. Auch weil er gesagt hat, sie könnten ja Freunde bleiben. Nur kann ich jetzt auch nicht zu ihm gehen und sagen Hey, wie wär's mit mir, nachdem du meine beste Freundin micht wolltest?", sagt Liv bitter.
Ich seufze und drücke sie kurz. "Tut mir leid. Das ist scheiße."
Liv erwidert meine Umarmung und schüttelt dann ihren Kopf, wie um ihre Gefühle zu vertreiben. Nach ein paar Minuten atmet sie tief durch und ich merke, dass das Thema für sie beendet ist. Zumindest für heute Nacht.
"Aber genug über mich. Was läuft da bei dir und Cole?" Fragend sieht sie mich an.
Wie von selbst ziehen sich meine Mundwinkel etwas nach oben. Ich kann nicht anders, als zu lächeln. Trotzdem beantworte ich Livs Frage so unauffällig wie möglich. "Nichts.", lüge ich unschuldig.
"Ich sehe sogar bei diesem schlechten Licht, dass du rot wirst.", enttarnt mich meine Schwester. Ich höre ein leichtes Grinsen aus ihrem Tonfall heraus.
Dass es ihr schon wieder etwas besser geht, beruhigt mich mehr, als ich je zugeben würde."Aber keine Angst, ich werd nicht weiter nachhaken, wenn du nichts erzählen willst. Sei nur vorsichtig. Ich will weder, dass es dir beschissen geht noch will ich dasselbe für ihn.", sagt sie dann seltsam ernst.
Ich bin froh, dass Liv nicht neugierig herumfragt. Denn vermutlich hätte ich keine Antworten für sie.
Trotzdem dämpfen ihre Worte mein aufsteigendes Hochgefühl, und Müdigkeit überschwemmt mich mit einem Mal.
Langsam stehe ich auf, gebe meiner Schwester einen Gute-Nacht-Kuss auf die Stirn und verschwinde in mein Zimmer.
Erst als ich im Bett liege und versuche, einzuschlafen, schleicht sich ein Gedanke in mein Bewusstsein, der einfach nicht mehr wegzugehen scheint. Und gleichzeitig mein Innerstes zum Prickeln bringt.
Cole steht nicht nur auf Mädchen, sondern ebenfalls auf Jungen. Also rein theoretisch wohl auch auf mich.
yoyo alles cool alles nice? Ich hoffe, der/die auf den ihr steht, mag euch zurück, ich hoffe, ihr steht auf meine Geschichte.
stay tuned
nono

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boy stories
Fiksyen RemajaEr war die Art von Freund, mit der man Astronaut spielt, mit der man zum Mond fliegt, in einem selbst gebastelten Raumschiff. Ein Freund, mit dem man nachts Glühwürmchen fängt und sie freilässt, damit sie zu Sternen werden können. Mondgesicht x Ste...