Kapitel 38- Sie hier?

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Hallo Leute, 

hier ein neues Kapitel von mir! Ich habe heute keine Schule wegen dem mündlichen Abi der Zwölften, hehe. (Gruselig zu denken, dass ich in einem Jahr dran bin...) 

Wir nähern uns jetzt rasch dem Ende dieses Buches an. Ich rechne mit 3-5 Kapiteln, ich weiß noch nicht genau, wie das so mit meiner Struktur & Organisation aufgehen wird. 

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und bis zum nächsten Kapitel, 

Eva xx

...

Die nächsten Tage setzen sich immer gleich zusammen: Dumont foltert mich auf die grausamsten Weisen, und danach bleibe ich bewegungslos und halb ohnmächtig in der Zelle, bis ich zur nächsten Foltereinheit gebracht werde.

Ich habe Chaz seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen; ich weiß nicht, was sie mit ihm anstellen, ich weiß nicht, ob ich sie ihm gesagt haben, was sie mit mir anstellen.

Allgemein bekomme ich in letzter Zeit sehr wenig mit. Es ist so, als wäre ich wie auf die Drogen und würde nie aus diesem Zustand herauskommen. Ebenfalls habe ich kein Zeitgefühl mehr: Ich weiß nicht, wie lange Chaz und ich schon hier ist, ich weiß nicht, wann genau sie angefangen haben, mich zu foltern, oder ob sie mich zweimal am Tag foltern oder nur alle zwei Tage, zum Beispiel. Wo wir schon dabei sind, ich weiß noch nicht mal, wann ein Tag vergeht und wann einer anfangt. Meine Zeit hier wird nur noch durch die Foltereinheiten strukturiert.

Einer der Eigenschaften an mir, die ich schon immer mochte, auf die ich schon immer stolz war, ist meine Unabhängigkeit, und jetzt habe ich diese verloren.

Ich kann nichts mehr alleine machen. Ich hänge von den Europäern ab, selbst für meine Grundbedürfnisse wie Essen oder aufs Klo gehen.

Früher im Kriegerzentrum haben wir über das Essen beschwert, Lehrer kritisiert, die uns im Unterricht nicht aufs Klo gehen ließen und immer gemeckert, gemeckert, gemeckert, wie gestresst wir doch bloß alle waren.

Ein trockenes Lachen entfährt mir – ich schreie in letzter Zeit so viel vor Schmerz, dass mir selbst ein einfaches, kurzes Lachen wehtut- als ich an diese Zeit zurückdenke. Wie konnten wir uns jemals über irgendetwas beschweren?

Wir hatten keine verfickte Ahnung.

Du weißt nicht, was Einsamkeit ist, bis du tagelang, vielleicht sogar wochenlang, vor dich hinlebst, ohne mit auch nur einem Menschen zu sprechen, der dich liebt.

Du weißt nicht, was Hunger ist, bis du dir ernsthaft überlegst, ob der kleine, glänzende Käfer, der an der Wand dir gegenüber lang krabbelt, nicht essbar ist.

Du weißt nicht, was Schwäche ist, bis jeder einzelne Knochen in dir dröhnt, obwohl du dich gar nicht mal bewegst.

Du weißt nicht, was Schmerz ist, bis du die Liebe deines Lebens vor dir leiden sieht und selber mit deinen schlimmsten Ängsten konfrontiert wirst.

Und du weißt nicht, was Angst ist, bis du nicht weißt, wo du morgen sein wirst.

Die Tür meiner Zelle öffnet sich, und mein Herz fängt an, nervös zu schlagen. Schon wieder? Sie haben mich doch gerade erst wieder hierher zurückgebracht. Oder vielleicht fühlt sich das auch nur so an.

Doch vor mir steht nicht einer der üblichen Soldaten, sondern Christian, der Mann, der Chaz und mich entführt hat.

Ich runzele die Stirn, bevor ich irritiert den Kopf wegdrehe. Was auch immer er mir sagen will, ich habe ihm jedenfalls nichts zu sagen.

Monique Vasquez: Der Junge, der verloren gingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt