Kapitel 15- Vergesst uns

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Glücklicherweise stellt sich heraus, dass die Ärzte uns bis vorhin nur überlegen waren, weil sie Waffen hatten und wir nicht. Jetzt, wo Brian und ich nämlich auch bewaffnet sind, können wir uns viel besser verteidigen als sie- wir lernen schließlich jetzt schon seit fast ein und halb Jahren, wie man mit diesen Dingern umgeht.

Ich benutze mit meinen Gewehr einen Trick, den Matt uns vor ein paar Wochen gezeigt, bei dem man mit einer einzigen Kugel mehrere Leute gleichzeitig treffen kann. Brian findet bei einem der von mir entwaffneten Männer einen Bogen mit mit Gift gefüllten Pfeilen und ist daraufhin gleich sofort in seinem Element, während der Barmann, der in das ganze Geschehen ja eigentlich relativ unfreiwillig mit reingezogen wurde, sich als gar nicht so schlechter Kämpfer entpuppt.

"Das macht ja schon fast Spaß!", ruft Brian mir zu, und ich schüttele grinsend meinen Kopf.

Die sich am Boden deckenden Amerikaner beobachten uns mit geweiteten Augen, doch leider kann ich unter ihnen weder Lukas noch Lucia erkennen. Und so viele Tote scheint es gar nicht zu geben - der Chefarzt hat es also doch ernst gemeint, als er sagte, dass es nicht sein Ziel ist, uns umzubringen.

Allerdings achten Brian und ich darauf, die Gegner nicht an direkt tödlichen Stellen zu treffen, wie zum Beispiel am Kopf und am Herz. Obwohl uns Kriegern nicht verboten ist, zu töten, geht es doch gegen unsere Mentalität, grundlos zu morden. Wir bringen unseren Gegner nur um, wenn es uns keine andere Wahl mehr bleibt- als Selbstverteidigung.

Schon nach wenigen Minuten sind alle Ärzte verletzt und somit besiegt. Ich bin zwar einigen Kugeln nur knapp ausgewichen, bin aber aber nicht verletzt. Ich sehe Brian am Knie bluten, doch es scheint nichts schlimmes zu sein. Ich erlaube es mir, erleichtert aufzuatmen. Wir haben es geschafft, wir haben gewonnen. Der Terror ist vorbei.

Jetzt wird es Zeit, diese komischen Ärzte ein für alle Mal loszuwerden.

Ich wechsele einen kurzen, bedachten Blick mit Brian aus, bevor ich meine Stimme erhebe und ich langsamen Englisch sage: "Ich habe etwas mit eurem Anführer gemeinsam: Das Ziel von meinen Freunden und mir ist es ebenfalls nicht, euch umzubringen. Wir wollen einfach nur, dass ihr uns in Frieden lasst. Wenn ihr euch also jetzt dorthin verpisst, wo auch immer ihr herkommt, greifen wir euch nicht weiter an. Ihr habt genau 10 Sekunden, um zu verschwinden. Ab jetzt. Zehn, neun, acht..."

Die Ausländer werfen mir noch ein paar letzte hasserfüllte Blicke zu, bevor sie langsam aus dem Club rausgehen, ihre Toten hinter sich herschleifend. Brian winkt ihnen sarkastisch zu, bis sie alle weg sind, und sobald das der Fall ist, drücke ich ihn fast an mich.

"Autsch," brummt er.

Ich drücke ihn noch fester. "So nervig du auch bist, ich hätte nicht gern gewollt, dass du heute Abend umgebracht wirst."

Mein bester Freund lächelt leicht. "Freut mich auch, dass du lebst, Mona."

"Komm, lass uns schnell sichergehen, dass es Lukas und Lucia gut geht, und dann von hier verschwinden," sage ich, mich von ihm lösend. "Wenn die Krieger eintreffen und uns hier finden, dann kriegen wir mächtig Ärger. Wir müssen schon davor weg sein."

Er nickt zustimmend und lässt seinen Blick durch den Raum wandern, auf der Suche nach unseren Freunden. Schließlich hat er sie gefunden und zieht mich mit sich. "Da hinten, in der Ecke."

Lukas und Lucia winken uns zu sich zu, sobald sie uns erblicken.

"Geht es euch gut?", frage ich.

Sie nicken. "Euch auch?", fragt Lucia.

"Jep," antwortet Brian. "Mona hat sich gar nicht verletzt und ich habe nichts wirklich schlimmes."

Sie kratzt sich nachdenklich am Kopf. "Verrückte Nacht, nicht wahr?"

Monique Vasquez: Der Junge, der verloren gingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt