10:02 Uhr, 31.August 2449, Kriegerzentrum vom Ostweststate, USA
Sieht gar nicht so geil aus.
Das war der erste Gedanke, der ihm durch den Kopf wanderte, als er zum ersten Mal in seinem Leben das Kriegerzentrum betrat. Er hatte schon viel über das Kriegerzentrum gehört, und es sah nicht so toll aus. Jedenfalls nicht viel besser als Orlando, die Stadt, aus der er kam.
Chaz Sommers lief alleine durch das Kriegerzentrum. Er hätte eigentlich den Anweisungen nach vorne am Eingang auf eine Kriegerin warten sollen, die ihn zum Hauptgebäude führen sollte, aber er war nicht blind. Es war doch klar, dass das Hauptgebäude das höchste Gebäude von allen war. Um das zu checken, brauchte er keinen anderen Krieger.
Endlich erreichte er das Hauptgebäude. Er fand ohne Probleme den Aufzug und ließ zuerst die obligatorische Gesundheitskontrolle über sich ergehen, bevor er sich auf den zu seinem Zimmer machte. In dem Gang tummelten sich Erstklässler, doch er nutzte seine Größe aus und konnte sich ohne Probleme einen Weg durch die Menge hindurchbahnen.
Vor ihm stand ein nackter Junge.
Chaz hatte erwartet, vieles überraschendes in seinem neuen Zimmer vorzufinden, doch ganz sicher nicht einen nackten Jungen.
Er hatte ihm den Rücken zugekehrt und ihn dementsprechend noch nicht bemerkt. Chaz konnte nicht umhin, als darüber ein wenig erleichtert zu sein, denn so musste er sich wenigstens das Geschlechtsorgan des Jungens ansehen, bevor er überhaupt dessen Namen wusste. Seine Haut war sehr, sehr weiß –Chaz hatte gar nicht gewusst, dass es in diesem Jahrhundert überhaupt noch Menschen mit so heller Haut gab- und, was am außergewöhnlichsten war, knallrote Haare.
Dies war bei weitem der ungewöhnlichste Junge, dem Chaz je begegnet war, und dabei hatte er bis jetzt nichts Anderes als, nun ja... sein Hinterteil gesehen.
Er beschloss, sich endlich bemerkbar zu machen. „Coole Haare."
Der Junge fuhr herum. Seine blauen Augen weiteten sich, als er Chaz erblickte. „Verfickte Scheiße."
Chaz lächelte knapp. „Freut mich ebenfalls, dir zu begegnen."
Er bemühte sich, die Augen auf das Gesicht des Jungens fixiert zu lassen. Wenn sie auch nur eine Sekunde herunterwanderten, würden sie wahrscheinlich etwas sehen, was sie wirklich nicht sehen wollten.
Der Junge lief komplett rot an. Er sah aus wie eine Tomate. „Ich- äh- ich wollte gerade duschen gehen, ich wusste nicht, dass du jetzt schon kommst, ich habe dich nicht gehört, und-"
Chaz hob beruhigend die Hände. „Ich hab's schon verstanden. Warum gehst du dich jetzt nicht einfach duschen?"
Er nickte. Die ganze Situation schien dem armen Jugendlichen sehr unangenehm zu sein, nicht, dass Chaz ihm das vorwerfen konnte. Ihm wäre so etwas auch peinlich gewesen.
„Klingt gut, ja. Ich geh dann mal." Er rannte, so schnell er konnte, ins Bad, und knallte die Tür hinter sich zu.
Kopfschüttelnd grinste Chaz vor sich hin und fing an, seine Sachen auszupacken, als der Junge noch einmal den Kopf aus der Tür steckte.
„Ach, und übrigens."
Chaz drehte sich mit gehobenen Augenbrauen zu sich um. „Ja?"
„Ich bin nicht komisch."
„Das habe ich nie behauptet."
„Und ich bin kein Freak."
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Monique Vasquez: Der Junge, der verloren ging
Ciencia Ficción-zweiter Teil der MONIQUE VASQUEZ Serie- Nach einem erholenden Sommer ist Mona zurück im Kriegerzentrum. Ihr Hauptziel ist es eigentlich, Chaz Sommers zurück in ihr Leben zu bringen, doch viele andere Probleme stellen sich ihr in den Weg, und es...