21. Kapitel - Kein Weg zurück

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Der Fall dauerte ewig. Jedenfalls fühlte es sich so an. Als erstes folgte der Aufprall auf das Wasser. Für 10 Meter freien Fall ohne eine kerzengerade Haltung tat er noch relativ wenig weh. Viel schlimmer war die Wassertemperatur. Die Kälte durchfuhr meinen Körper in wenigen Sekunden und lähmte meine Sinne. Jede Bewegung schmerzte wie tausende Nadelstiche. Sehr spät bemerkte ich, dass ich Meg verloren hatte. Den Fall über hatte sie mich die ganze Zeit festgehalten, aber im Wasser nicht mehr. Langsam wurde der Sauerstoff in meinen Lungen knapp und ich schwamm an die Oberfläche. Ich blickte hoch zu dem hochgestreckten Ende der Brücke, der normalerweise zusammen mit dem Ende des anderen Brückenteils die Mitte einer Brücke bildet. Von hier unten sah es nicht aus wie 10 Meter, sondern wie 20 Meter. Aber darüber konnte ich mir auch später Gedanken machen. Hektisch schaute ich mich auf dem Kanal um, bis ich verschwommen eine winkende Silhouette im Wasser erkannte. Wir schwammen aufeinander zu, bis wir uns umarmten. "Ist alles okay bei dir?", rief ich gegen die lauten Hubschrauber, die über den Kanal auf die andere Seite flogen. "Ich kann nicht besonders gut schwimmen!", schrie Meg zurück. Mir fiel keine bessere Antwort ein, als : "Ich sehe schon." Alleine dafür hätte sie mich schon an Ort und Stelle ertränken sollen. Ich sah das Motorrad nicht mehr, weshalb ich davon ausging, dass es nun den Grund dieses Kanals schmücken würde. Das war aber auch ersteinmal besser so, da unsere Verfolger dachten, wir hätten den Sprung auf die Andere Seite geschafft. Jetzt mussten wir nur noch gucken, wie wir entkommen konnten. In der Ferne kam ein Schiff auf uns zu, eines dieser Containerriesen. Ich weiß auch nicht, irgendwie sind meine Gedanken seit dem Autohavenschrottplatz, spätestens seit der Coldwindfarm auf Selbstzerstörung gepolt, aber in dem Schiff sah ich unsere Chance zu entkommen. Als ich Meg davon erzählhen wollte, realisierte ich, dass ich am ganzen Körper zitterte. Ihr ging es nicht anders. Dementsprechend hörte sich unser Gespräch an wie das von Jack und Rose aus "Titanic". Dann hörten wir eine durchdringende männliche Stimme von oben. "Nea! Nicht!" Wir schauten hoch und entdeckten zuerst den breiten Glatzkopf aus dem Badezimmer vorhin. Und dann sahen wir die angehende Polizistin, die vorhin versucht hat auf mich zu schießen, wie sie vom Kanalrand ins Wasser sprang. Wenn es eine Person gibt, die noch selbstzerstörerischer sein kann als ich, dann habe ich sie soeben gefunden. Das dumme Ding springt die 5 Meter vom Kanalrand mit einem Köpfer ins eiskalte Wasser und kommt wie ein hungriger Hai auf uns zugeschwommen.  Ich fasste die Lage noch einmal kurz zusammen: Meg und ich sind ins Wasser gefallen und der Temperaturumschwung hat sich angefühlt, als würde die Welt in Tausende einzelne Scherben zersplittern, welche unsere Haut aufrissen. Und die Polizeitusse schwimmt ohne mit der Wimper zu zucken auf uns zu. Wer ist sie, ein Eisbär in Uniform oder was? Der breite Polizist sprang jedenfalls nicht hinterher, sondern sprach etwas in sein Funkgerät. Verärgert schrie er es an und schlug darauf, weil es vermutlich nicht funktionierte oder so. Bei dem Bild musste ich mir aber schon meinen Kopf in der Position des Funkgerätes vorstellen. Als wir unseren Blick wieder Nea widmeten blieb sie an einer Stelle und hob ihre Schusswaffe mit beiden Händen hoch. Beschützend schob ich Meg durch das Wasser hinter mich, aber das war gar nicht nötig. Zum Einen konnte Nea keine Kugel abfeuern. Vermutlich hat sie eine nicht so moderne Waffe, die Wasser eben nicht abkann. Zum anderen schob sich ein großer Schiffsbug zwischen sie und uns. Anders ausgedrückt konnte ich ehrlich gesagt nicht sehen, ob sie nicht vielleiht sogar vom Bug erfasst wurde und hinuntergedrückt wurde. "Meg jetzt oder nie." Wir schwommen sehr vorsichtig näher an den vorbeifahrenden Giganten und warteten. Nach wenigen Sekunden kam die erste schiffseigene Leiter die sich in der Außenhülle befand. Ich hielt mit der einen Hand Megs Hand, und mit der anderen Hand hielt ich mich an der Einkerbung fest. Dabei hätte ich mir vermutlich fast den Arm ausgekugelt, weil das Schiff doch schneller fuhr, als es aussah. Mit meiner letzten Kraft zog ich Meg auch an die Einkerbung heran und wir kletterten die rutschige Leiter nach oben. Als wir oben ankamen haben wir uns direkt zischen Containern versteckt, damit wir nicht entdeckt wurden, aber auch das wäre nur eine Frage der Zeit. Aber vorerst hätte es mich gewundert, wenn bei diesen Temperaturen jemand freiwillig hier auf dem Deck herumlaufen würde. Mit Glück dachten die Polizisten zuerst, wir wären im Kanal ertrunken. Aber auch das hätte nur so lange funktioniert, bis sie unsere Leichen nicht dort gefunden hätten, wo sie sein sollten. Dann wunderte ich mich, weshalb Bakers Tagebuch in meiner Jackentasche war, wenn ich es doch in Megs Wohnung hab liegen lassen, aber das wird auch wieder irgendein unerklärbarer Zauber gewesen sein.  Als nächstes mussten wir von irgendeiner unschuldigen Seele auf diesem Containerschiff Geld klauen, um über die Runden zu kommen.

An dieser Stelle ein großes Danke an eine gute Freundin, die mir mit dem Kapitel geholfen hat :)

Entitus - Dead by Daylight Fanfiction // Fr3akxgamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt