Chapter 30 [Liz Sicht]✔

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Überarbeitet am: 19.10.2017

Chapter 30

[Liz Sicht]

Mein ganzes Leben war noch nie wirklich einfach gewesen. Es gab nie wirklich irgendetwas was ich unbedingt wollte und was ich nicht wollte. Mein Leben war auch nicht Scheiße sodass ich es beenden wollte oder jemals würde aber in diesem Moment hätte ich am liebsten mein Leben beendet.
Ich stand vor der Tür von der Lagerhallte und starrte die zwei Brüder Carlos und Mark an, die sich miteinander unterhielten.
„Wer ist die Mutter?", fragte Carlos seinen Bruder.
„Erinnerst du dich an Leyla?", fragte Mark Carlos, woraufhin er einfach nur nickte und im nächsten Moment sprach Mark auch schon weiter: „Sie ist die Schwester von meinem besten Freund Franco. Als sie dann schwanger wurde wollte sie das Kind nicht, sie wollte mich nicht mehr. Nachdem sie die Geburt gegeben hatte und nach paar Tagen das Krankenhaus verlassen durfte, ist sie einfach abtgehauen. Das Kind hat sie ihrem Bruder gegeben und seit dem hatte ich nichts mehr von Leyla gehört. Als ich dann Liz in dieser einen Nacht begegnet bin, erkannte ich das Mädchen sofort. Sie ist meine Tochter.
„Weiß sie, dass du ihr Vater bist?"
„Nein."
Das durfte nicht wahr sein, dass konnte einfach nicht wahr sein. Mark war mein Vater? Die ganze Zeit über wusste er, dass ich seine Tochter bin und er hatte mir nichts gesagt? Warum hatte er mir nicht gesagt, dass er mein Vater ist? Hatte er sich deswegen so oft um mich gekümmert? Wusste also jeder das ich seine Tochter bin außer ich selbst? Hat mir jeder irgendetwas vorgespielt?
In diesem Moment fühlte ich mich von ihm hintergangen, ich fühlte mich falsch am Platz, wie schon lange nicht mehr. Durch meine salzigen Tränen verschwamm meine Sicht, die vorher noch so klar war.
Ich hatte die ganze Zeit geglaubt, da wo ich gelebt hatte, da wo ich groß geworden bin, wären meine Eltern gewesen und am Ende stellte es sich heraus, dass die Menschen, die mich groß gezogen hatten, mein Onkel und meine Tante waren.
„Liz?", riss mich eine tiefe Stimme aus meiner Starre. Ich drehte mich zögernd um, was wohl ein Fehler von meiner Sicht war, denn die Jungs standen vor mir ohne die Mädels.
Die Jungs vor mir waren meine Cousin, meine Familie. Nein, dass war alles ein schlechter Traum, dass war ein schlechter Scherz, der nicht zum Lachen war.
„Was ist passiert?", frage Juan mich, der mich genauso wie die anderen Jungs mich besorgt anschaute. Der Kloß in meine Hals war viel zu dick, dass ich nicht auf seine Frage antworten konnte. Es fühlte sich an als wäre mein ganzes Leben eine Lüge gewesen, es fühlte sich an als würde mein Leben in diesem Moment komplett auseinander zerbrechen.
„Liz!", schrie dieses Mal eine etwas höhere Stimme, die eindeutig zu Emilio gehörte. Ich musste paar Mal blinzeln, damit ich mich wieder sammeln konnte, was mir alles andere als geling.
Verdammt.
Warum musste ich ausgerechnet vor der Truppe meine Tränen zeigen?
„Liz.", hörte ich wieder meinen Namen, doch dieses Mal war die Stimme wieder tiefer und dieses Mal war die Stimme hinter mir gewesen.
Wie in Trance drehte ich mich von den Latinos um und schaute direkt in die Augen von Mark, in die Augen von meinem Vater.
Ich wäre in diesem Moment eigentlich glücklich gewesen, dass Mark mein Vater ist aber ich konnte einfach nicht glücklich sein. Schweigend schüttelte ich meinen Kopf und ging aus Sicherheit ein paar Schritte zurück. Der Mann vor mir hatte mir die ganze Zeit über irgendetwas vorgespielt, er hatte mich so gesagt belogen, mich hintergangen.
„Du hast uns gehört?", fragte nun Carlos in einem vorsichtigen Ton.
„Sí lo hubiese sabido... (Wenn ich das gewusst hätte.", antwortete ich mit einer zittrigen aber ehrlichen Stimme.
„Lo siento mucho (Es tut mir sehr leid.)", entschuldigte sich Mark bei mir, was die ganze Situation nicht wirklich verbesserte.
„No lo cero (Das glaube ich nicht)"
Meine Tränen, die ich versucht hatte zu verbergen, die ich versucht hatte runter zu schlugen wurden immer mehr und ich konnte dagegen nichts tun. Ich konnte die Tränen nicht mehr aufhalten, ich wollte sie auch nicht mehr aufhalten.
Die ganzen Tränen, die ich jemals runter geschluckt hatte kamen nun zum Vorschein.
E tut so weh in die Augen von Mark zu schauen, die mich verzweifelt anschauten. Ich hatte ihm vertraut, er war der wichtigste Mensch in meinem Leben gewesen und jetzt fühlte ich mich von diesem Mann einfach nur noch hintergangen.
„Wer wusste es?", hauchte ich mit einer schwachen Stimme.
„Keiner.", gab er leise von sich:„Du musst mir glauben, ich wollte es dir sagen aber ich hatte solch eine Angst."
„Wo vor?"
„Weißt du noch als ich dich in der Nacht fand? Ich wollte dich nicht noch einmal im Leben so sehen. Ich weiß nicht, was damals passiert ist aber das Bild was ich vor meinen Augen damals hatte kann ich einfach nicht vergessen, wie du da gesessen hast und vor dich hin geweint hast. Du warst abgemagert Liz, du warst kaputt. Glaubst du wirklich ich wollte dich wirklich noch einmal so im Leben sehen? So zerbrechlich? So kaputt?"
„Sechs verdammte Monate.", hauchte ich leise aber mehr musste ich auch nicht erinnern. Ich erinnerte mich noch ganz genau, was alles passiert war und das noch vor meinem Geburtstag.
Ich konnte darüber einfach nicht reden, ich wollte darüber einfach nicht reden. Ich erinnerte mich noch ganz genau, was heute vor sechs Jahren passiert war, was ich durch gemacht hatte.
Heute bin ich keine siebzehn mehr, denn heute ist mein Geburtstag um genauer zu sein, mein achtzehnter Geburtstag.
Die Erinnerungen, wie die Männern mich sechs Monate vor meinem zwölften Lebensjahr entführt hatten und mich sechs Monate lang gequält hatten konnte ich nicht so einfach vergessen. Bis heute konnte ich die Bilder noch ganz genau vor meinen Augen sehen als wäre das ganze erst gestern gewesen.
Erst an meinem zwölften Geburtstag konnte ich entkommen. Damals wurde ich sechs lange Monate an einem Stuhl gefesselt, ich hatte kaum was zu essen bekommen aber dafür wurde ich geschlagen und gefoltert. Ich war damals verdammt froh, dass mich niemand von den Männern mich vergewaltigt hatte, dass ich fliehen konnte.
Irgendwie.
„Vergiss es.", meinte ich mit einer kalten Stimme, drehte mich von den zwei Brüdern Mark und Carlos weg und ließ alles hinter mir.
Die Tränen brannten mir noch immer in meinen Augen, die mir langsam über mein Gesicht flossen. Ich wollte einfach nur noch weg, ich wollte einfach nur noch meine Ruhe haben. Ohne wirklich ein Ziel vor den Augen zu haben rannte ich durch die Gegend.
Ohne Ziel, ohne Handy, ohne Orientierung.
Ich rannte durch die Straßen von Spanien in der Hoffnung, dass mich keiner findet, in der Hoffnung, dass ich meine Ruhe zum nach denken hatte.
Erst als ich merkte, dass ich die Umgebung in der ich war nicht mehr kannte hob ich langsam meinen Blick von dem Boden und schaute mich um.
Vor meinen Augen sah ich den schönsten See, den ich jemals in meinem Leben gesehen hatte. Der See vor mir glitzerte in einem wunderschönen blau und auch die Gegend um mich herum war einfach nur traumhaft schön. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, wie ich hier her gekommen bin und wie ich den Weg zu dem Hof finden sollte aber hier konnte mich keiner finden, hier hatte ich nämlich meine Ruhe.
In diesem Moment war es mir egal, ob ich mich verlaufen hatte oder nicht. Ich wollte alleine ein und das war ich jetzt auch. Vielleicht war es nicht richtig gewesen wie ich reagiert hatte als mich Mark dank der Gruppe entdeckt hatte aber ich stand viel zu sehr unter Schock.
Er hatte die ganze Zeit über die Wahrheit gewusst und er hatte mir kein einziges Wort gesagt. Ich freute mich das Mark mein richtiger war ist, denn er ist wirklich ein toller Mann, denn er ist fürsorglich und einfach der Beste, der mich auch sehr gut versteht.
Dies hieß, dass ich eine Latina bin, dass ich zu ihnen gehörte. Ich bin eine stolze Latina, doch man sah es mir nicht wirklich an, dass ich eine Latina bin. Meine Haut ist noch immer so blass wie am Anfang, als wir hier her gezogen sind, doch dies spielte keine große Rolle.
Natürlich werde ich Mark eine Chance geben, denn jeder Mensch hatte im Leben eine oder mehrere Chancen verdient, doch in diesem Augenblick war stand ich einfach unter Schock.
In so einer Situation war es wichtig nicht auf zu geben und sich selbst nicht zu verlieren, egal wie kompliziert das Leben auch sein mag. Man musste immer wieder aufstehen und immer wieder von neuem Kämpfen auch wenn es nicht leicht war. Nur wer gekämpft hatte kann wahre Stärke und wahren Mut beweisen.

Der Latino-Badboy und ich?! ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt