Kapitel 33

1.9K 62 11
                                    

Nachdem mir Mum heute morgen bereits über freudig berichtet hat, dass sie für Samstag Abend einen Tisch beim besten Italiener in der Stadt reserviert hat, konnte der Tag ja nur noch besser werden. Oder zumindest hoffte das mein verloren gegangenes Gehirn, dass sich ständig einredet, dass sich alles schon irgendwie regeln wird. Und wenn nicht, dann wird es spätestens das Schicksal regeln. Dass das Schicksal eine verdammte B*****ist, muss ich wohl nicht erwähnen.

Mit meinen durchnässten Uggs vom Schnee laufe ich den Gang entlang. Lis neben mir friert genauso erbitterlich wie ich. Für einen Montag morgen ist schon ziemlich viel los im Gebäude.

Vor unseren Schließfächern bleiben wir wie immer stehen und öffnen diese mit einem starken Ruck. Als hätte sich die Kälte in das Gebäude geschlichen, gefriert regelrecht das Metall zwischen den Fächern im Winter immer zusammen. Zu meinem Erstaunen und gleichzeitigem Pech liegt ein kleiner weißer Zettel auf meinen Büchern. Mit zittrigen Fingern falte ich ihn auseinander und lese die kraklige Handschrift.

"Bist du nach der Party eigentlich noch gut Heim gekommen? Kylie hat gemeint, Nick hätte dich Heim gefahren.", fragt Lis, während sie ihre Bücher zusammen sammelt.

Ich hol dich Freitag um 6 bei dir ab. Zieh dich warm an, es wird kalt. -S

Ich atme tief durch und schließe kurz die Augen. Warum, warum kann er mich nicht alleine lassen.

"Payton?", Lis stupst mich am Ellenbogen an, als ich nicht auf ihre Frage geantwortet hab. Hastig knülle ich den Zettel wieder zusammen und lasse ihn in meiner Jackentasche verschwinden.

"Äh ja, ich bin noch gut Heim gekommen.", log ich und widme mich wieder ihr. "War noch was, als ich weg war? Zwischen dir und Nash vielleicht?"

Lis verdreht nur stumm die Augen und schüttelt den Kopf. "Nein. Ich wollte nicht mit ihm reden. Er hatte mich zwar zur Seite gezogen, aber ich bin weiter gegangen. Er kann mir gestohlen bleiben."

Etwas verdutzt nicke ich. Ihre Reaktion ist irgendwie komisch. Oder es liegt an mir. Vermutlich an mir.

"Themawechsel. Hast du am Wochenende was vor?", sie setzt ein künstliches Lächeln auf und dreht sich zu mir.

"Ähh...", zum zweiten mal am Tag sucht mein Gehirn nach einer Ausrede. "Mum will mit mir und Madison shoppen gehen. Wegen irgendeiner Veranstaltung."

"Ah okay. Schade, naja egal, vielleicht nächstes Wochenende.", sie wendet sich wieder ihrem Schließfach zu und betrachtet ihre Fingernägel, während ich versuche Ruhe zu bewahren.

Das Vibrieren meines Handys in meiner Jackentasche lässt mich kurz zusammen zucken. Schnell fische ich es raus und lasse den Bildschirm aufleuchten.

Zettel bekommen? -S

Blitzartig hebe ich den Kopf und schaue um mich herum. Verfolgt er mich? Wir sind in der Schuler, Payton. Verwirrt über meine eigene Konversation im Kopf schüttle ich kurz den Kopf.

"Alles okay?", fragt Lis verwundert und betrachtet mein Handy in meinen Händen. Schnell schiebe ich es wieder ein und nicke nur.

"Ja, alles bestens. Nur Mady.", log ich abermals und schaue mich immer noch Shawn um. Bis ich ihn schließlich am Ende des Ganges entdecke, zusammen mit Nash und Hayes. Lis folgt meinem Blick und betrachtet die Jungs mit einem undeutbaren Blick.

"Was die wohl wieder aushecken.", murmelt sie und schaut wieder zu mir. "Egal. Jungs sind jetzt unwichtig.", sie schließt ihr Schließfach mit Schwung, was mich nochmal zusammen zucken lässt.

"Gott Lis!", fluche ich leise und streiche mir gleichzeitig durch meine Haare.

Ein kleines Grinsen macht sich auf ihren Lippen breit. "Sorry.", sie legt eine Hand auf meinen Oberarm. "Wir sehen uns später, ja? Ich muss nochmal ins Schülerbüro.". Zum Abschied gibt sie mir einen Kuss auf die Wange und verschwindet dann in der Entgegengesetzten Richtung.

bad influenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt