Kapitel 1 - It's not good enough for me, since I been with you

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Louisa arbeitet bei einem der größten Finanzdienstleister Deutschlands, als Kundenberaterin. Mit ihren 21 Jahren steht sie gerade am Anfang einer hoffnungsvollen Karriere, sie gehört zu den Top 10 Vertrieblern ihres Unternehmens und wir dadurch vor immer neue Herausforderungen gestellt. Sie liebt diesen Job! Aber klar ist auch, dass dabei nicht viel Zeit für Freunde oder sonst irgendwas bleibt. Und so versucht sie mit ihren langjährigen Freunden, kurzzeitigen Männergeschichten und einer Menge Sport zum Ausgleich ihr Leben zu wuppen. In ihrer Wohnung in Bochum Wattenscheid lebt sie allein, sie mag es sich etwas zu gönnen, für das, was sie erreicht hat.

Sie sitzt in ihrem Büro und bereitet gerade den nächsten Termin für später vor, für heute Abend, als ihr Chef reinplatzt. "Louisa? Werfen Sie für morgen alle Termine um. Wir haben was. Individualgeschäft. Sie kommen auf jeden Fall mit. Termin ist um 12, wir fahren so um kurz nach 11 los. Alles andere wird sie überraschen" erzählt ihr Chef grinsend und sie zieht nur fragend eine Augenbraue hoch. "Echt jetzt?" Fragt sie augenverdrehend, er nickte und ging wieder.

Am kommenden Morgen ging Louisa joggen, die Vögel zwitscherten als sie wach wurde und so schwang sie sich motiviert aus dem Bett. Rein in die Laufsachen und diese herrlich frische Morgenluft schnuppern. Sie genoss es. Seit sie so viel arbeitete versucht sie die kleinen Momente umso mehr und intensiver zu genießen.

Sie stieg in den großen Mercedes ihres Chefs und gemeinsam unterhielten sie sich noch über das was momentan im Konzern vor sich ging. "Wollen Sie mir jetzt vielleicht sagen, wo es hingeht?" Fragte sie nachdem sie bereits sämtliche Schilder und ganz Bochum hinter sich gelassen hatten.
"Ach Louisa, das sehen Sie gleich schon" grinste ihr Chef nur frech und sie zog ihren Rock glatt.
Sie entdeckte das Dortmunder Ortseingangsschild. Und dann fuhren sie von der Autobahn. Irgendwann erschien dann Brackel und alles wurde schwarz-gelb.
"Das meinen Sie doch nicht ernst" sprach Louisa entrüstet und ihr Chef lachte los.
"Und ob. Wir haben heute einen Fussballertermin" Louisa schmiss sich in ihrem Sitz zurück.
"Warum mit dem BVB? Sie sind Bochumer, ich bin Schalker? Das sind doch die letzten, die wir wollen" stöhnte sie auf.
"So streiten wir wenigstens nicht, welcher Verein der bessere ist" erklärte ihr Chef. Und sie verdrehte lachend die Augen. Sie stiegen an diesem grausamen Vereinsgelände aus und es war verdammt warm. Louisa ließ sich die Sonne in ihr Gesicht scheinen und zupfte ihren Rock zurecht, die Haare warf sie nach hinten und lief dann neben ihrem Chef über dieses grausame Gelände. Eigentlich war das Wetter viel zu gut, um den Tag hier zu verbringen. Zu einem Sicherheitsmann, der auf ganz wichtig fragte, wer sie denn seien und ob sie wirklich Zutritt hatten.
Doch noch bevor Louisa sich aufregen könnte steuerte ein großgewachsener Kerl auf sie zu.

Roman Bürki. Torwart der Zecken. Sie hätte abkotzen können. Was ein Kerl. Alleine wie er sie begutachtete als sei sie frisches Fleisch auf einem Präsentierteller bekam sie zu viel.
"Hey Robert. Kannst die beiden durchlassen. Hab nen Termin" erklärte er großzügig.
Nochmal scannte er sie von oben bis unten und reichte ihr dann die Hand. Sie hatte wirklich Mühe souverän weiterzulächeln.
"Louisa Fischer. Freut mich" reichte sie ihm ebenfalls die Hand. Natürlich freute es sie nicht... aber sie hatte dieses Lächeln perfektioniert in den 6 Jahren, die sie mittlerweile arbeitete. Sie glaubte tatsächlich, man nahm es ihr mittlerweile wohl ganz gut ab.
"Setzen wir uns doch" meinte er zuvorkommend und Louisa traute dem Braten nicht. Niemals war er dieser freundliche und nette Kerl, den er gerade gab. Niemals, nie.
Zugegebenermaßen: schlecht sah er nicht aus. Langsam ließ sie ihren Blick über ihn gleiten und als sie ihm wieder in die Augen sah da grinste er sie an. Und noch schlimmer er zwinkerte ihr zu. Das war ja wohl die Höhe. Was dachte dieser Kerl sich eigentlich wer er war. Pah. Glücklicherweise kam ihr Chef schnell zum Geschäftlichen, da "Roman" wie er genannt werden wollte, nicht allzu viel Zeit hatte.
Da hatte sie ja fast Mitleid dachte sie ironisch zu sich selbst.
Dann kam ihr Part, schnell erklärte sie das Produkt und stellte geschickte und gezielte Fragen, die ihn direkt dahin führten, dass er all das abschloss.
"Wir werden dann noch einen zweiten Termin machen, um das alles einzutüten und Sie nochmal auf die Krankenversicherung anzusprechen" schloss ihr Chef das Gespräch ab und der Herr Fußballer wollte sich melden. Er müsse erst mit seinem Management klären, wann er Zeit habe.
Höflich lächelte Louisa und packte dann ihre Sachen ein. Drückte ihm seine Unterlagen in die Hand. Ihr Chef wollte bereits das Auto holen, weil das Wetter schlagartig umgeschlagen hatte. Und so stand sie dort.
"Na dann. Ich freue mich auf unser nächstes Mal" zwinkerte er ihr zu und perplex stand sie dort. Boah war das eklig. Klar war sie viele dieser älteren Männer gewöhnt, die auf Vertriebsveranstaltungen herumliefen. Lebemänner. Die junge Frauen und dicke Autos wollten und meist ja auch tatsächlich hatten. Aber dieser Kerl brachte das Ganze zu einem neuen Level. Denn eigentlich schien er sowas gar nicht nötig zu haben. Und trotzdem verhielt er sich wie der letzte Idiot. Allein das machte ihn mehr als uninteressant auf einer Skala von 0-100 wäre er ohne den Mund aufzumachen ne 90 gewesen, aber nach der Aktion war er erfolgreich auf -5 geklettert. Oder eher gestürzt.

Unforgettable (Roman Bürki, Leon Goretzka)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt