Kapitel 54 - Too much for you

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Giiiirls. Die Buli ist vorbei. Mein Freund ist schon völlig verzweifelt und hier läuft seit 12:00 Fußball Non-Stop, es gab nicht einmal unseren typischen Feiertagsmittagsschlaf, weil er panisch aufgewacht ist nach einer Viertelstunde und meinte er verpasst was 🤦🏼‍♀️ dafür lieb ich den Kerl 😂
Hoffe ihr hattet schönes Pfingsten, meine Motivation zu arbeiten ist eher so semi vorhanden muss ich gestehen 🙄 also bitte niemand hier seine Pfingstferien erwähnen 🙅🏼‍♀️
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„...und trotzdem ist es gleichzeitig zu viel, oder?" vollendete Leon ihren Satz und blickte sie an, Louisa nickte nur undeutlich mit dem Kopf. Ja das traf es irgendwie. Ziemlich widersprüchlich, aber zutreffend. Es war zu viel zwischen ihnen passiert für eine normale Beziehung, zu viel Gefühle und zu viel Leidenschaft für reine Freundschaft. Und gleichzeitig zu wenig für eine Partnerschaft. Nur wovon es zu wenig war, das konnte keiner greifen, vielleicht war es zu wenig Mut auf beiden Seiten sich einfach in dieses Abenteuer zu stürzen und es zu versuchen. Vielleicht aber auch zu wenig Zuversicht und Vertrauen, dass das wirklich funktionieren könnte. Oder zu wenig Aufrichtigkeit von beiden sich einzugestehen und damit zu befassen, was das überhaupt war zwischen ihnen.

„Hauptsache du bist hier" hauchte Leon und gab ihr noch einen Kuss auf die Haare, dann wollte er sich von ihr lösen und aufstehen. „Nicht" nörgelte Louisa und brachte Leon zum Grinsen. „Ich muss zum Klo, sonst passiert ein Malheur" sagte er schelmisch und blitzschnell ließ Louisa ihn los, als sie seinen amüsierten Blick auf ihre Reaktion sah warf sie das Kissen nach ihm „Du bist so doof, Leon" beschwerte sie sich, doch der ging ungestört aus dem Zimmer und ins Bad nebenan.

„Wann musst du los?" fragte Louisa, während sie in seinem Shirt in der Küche stand und Müsli suchte. „Wir haben um 12 Training. Und morgen fliegen wir um halb 8 los von Düsseldorf." Louisa nickte, während er im Kühlschrank Obst heraussuchte für das Müsli.

„Fahrt ihr vom Vereinsgelände gemeinsam hin? Ist ja ne grausame Zeit" lachte sie und begann die Banane hineinzuschneiden.

„Ja. Alessandro wollte mich mitnehmen. Das wird so anstrengend" nörgelte er rum und Louisa grinste still und heimlich, manchmal war Leon einfach so eine richtige Memme. „Oh du Zicke, heul doch nicht so rum" grinste sie und setzte sich ihm gegenüber an den Tisch.

„Hey, du musstest das auch noch nie durchstehen. In dieser blöden Hitze da in den Bergen" und Louisa lachte „Ich bin auch kein Profisportler und du kassierst während du gerade von deinem goldenen Löffel ist in einer Minute vermutlich mehr, als ich pro Monat" merkte sie an und er begann auch zu lachen. „Ok ok. Ich hab's verstanden" verdrehte Leon die Augen und stocherte in seinem Müsli. „UND, dazu kommt, dass du Idiot deinen Körper ja auch pflegen musst" sie machte vor ihrem Bauch so eine Präsentationsbewegung und Leon prustete los und spuckte die Milch über den halben Tisch. Darauf quietschte Louisa nur ein „Iiiiiiiiih" und lehnte sich lachend zurück.

„Du Spasti" grinste sie ihn an und auch Leon hatte sich halbwegs beruhigt. „Und trotzdem liebst du mich" sagte er unbedacht aus dem Spaß heraus und trotzdem war sofort eine gewisse Anspannung da. Louisa hielt in der Bewegung inne. Ihr Herzschlag setzte kurz aus. „So war das nicht gemeint" warf er schnell und panisch ein, Louisa überwand sich und blickte in seine Augen.

„Alles gut" lächelte sie ermutigend. Und obwohl ihre Absicht war sich selbst und Leon zu bestärken, dass ihre Entscheidung richtig war, dass sie wirklich einfach Freunde sein könnten. Dass das funktionieren würde, so war dieses beruhigende Lächeln für Leon das Entmutigendste seit langem. Er war so unendlich verliebt in sie, er wollte nichts mehr als Louisa, aber ihre Reaktion auf seine kleine Unvorsichtigkeit war so souverän, so aufrichtig beruhigend, so ruhig, so freundschaftlich. Und ein kleiner Teil von ihm starb, als er feststellte, dass sie es wirklich ernst zu meinen schien. Nicht einmal Romans Schlag hatte ihm so wehgetan, wie Louisas Verhalten in diesem Moment. Das einzige was irgendwie Trost spendete, dass auch Roman sie nicht haben könnte.

In der Zeit, in der sie sich nicht gemeldet hatte, hatte er sie vermisst wie verrückt. Er hatte nicht schlafen können vor Sorge, darüber wie es ihr ging und ob zwischen ihnen alles ok war. Und nun, hatten sie Klarheit, aber würde er das aushalten? Konnte er sich damit abfinden trotz all seiner Gefühle nie ihre wirkliche Nummer eins zu sein, so wie er es sich immer wünschte? Damit abfinden, dass sie Typen wie Roman datete und bei ihm nur den Sex bekam? Wie absurd allein dieses Konstrukt einer FreundschaftPlus ihm erst jetzt erschien. Bis vor einem Jahr wäre er der festen Überzeugung gewesen, dass diese Freundschaften ihm alles geben würden, was er eigentlich wollte. Und jetzt? Würde er alles, aber wirklich alles dafür geben, dass diese Schönheit, die ihm gegenüber in seinem Shirt, was ihr viel zu groß war, ungeschminkt ihr Frühstück aß. Auch wenn das Lächeln auf ihren Lippen, das Funkeln in ihren Augen und das Strahlen auf ihrem Gesicht mit Sicherheit ihm galten, so hatte er Eines nicht: die Form von Liebe, die er sich wünschte.

Aber gleichzeitig hatte er gelernt, dass er sich glücklich schätzen konnte, diese Frau überhaupt an seiner Seite zu haben. In seinem Leben, egal unter welchen Bedingungen.

„Was mach ich denn zehn Tage lang ohne dich?" riss Louisa ihn aus seinen Gedanken, während sie sich einen weiteren Löffel Müsli in den Mund schob. Allein dabei könnte Leon ihr stundenlang zusehen: wie sie da saß, wie sie frühstückte, wie sie ihn anblickte, auch wie sie schlief. Er liebte jedes noch so kleine Stück an ihr.

„Wir können ja Facetimen und ansonsten musst du sowieso arbeiten" grinste er und Louisa verdrehte demotiviert die Augen. „Erinner mich nicht daran. So richtig Spaß macht das momentan nicht"

„Deine Mama hat doch immer gesagt, wenn nichts aus dir wird bist du wenigstens schön genug einen reichen Mann zu heiraten" merkte Leon an und Louisa lachte bitter auf. „Achja. Einer der Gründe, warum ich mit ihr kaum noch Kontakt habe" erklärte sie trocken und Leon war etwas überrascht, er hatte eigentlich gedacht, dass das damals typische Mutter-Tochter-Pubertätsstreitereien waren, aber anscheinend hatte er sich da getäuscht.

„Ach Lou, ich würde dich nehmen zur Not" erklärte er wieder mit einem Grinsen und lockerte die Stimmung wieder auf, dabei meinte er es verdammt ernst. Er würde sie sofort nehmen und ihr alles geben, was sie wollte.

Unforgettable (Roman Bürki, Leon Goretzka)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt