Kapitel 15 - If you loved the girl then I'm so, so sorry

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Was war das denn für ein geiles Tor von Leon 😱😍 dem zu Ehren gibt es heute natürlich mal wieder ein Kapitel mit ihm 💁🏼           

„Setzt euch doch zu uns" erklärte Julia fröhlich und rutschte ein Stück zur Seite. Auf der abgesplitterten Holzbank, auf der kaum noch blaue Farbe war und stattdessen nun abgewetzte Platte Kissen lagen, rutschte auch Louisa mit ihrer Tasche ein wenig zur Seite.

„Danke, lieb von euch" meinte Tim und nahm neben Louisa Platz, der Blick, den Leon ihm zugeworfen hatte war ihr glücklicherweise entgangen.

Die Jungs bestellten sich Burritos und während Tim Bier trank begnügte Leon sich mit Cola. Auf Louisas fragenden Blick winkte Leon nur ab. Sie hatte schon zu viel Weißweinschorle, dass er nüchtern blieb sagte ihr, dass sie sich vermutlich vollends blamieren würde vor ihm. Aber daran ändern könnte sie nun ohnehin nichts mehr.

„Wir haben darüber geredet, dass wir vielleicht segeln wollen im Sommer, wie sieht es denn mit euch aus?" Fragte Julia fröhlich und ignorierte gekonnt Louisas Blick. Als ob irgendjemand daran interessiert war, eine Art Cliquenzusammenführung aus Schulzeiten zu machen, schon mal gar nicht mit Leon und Louisa. Diese grummelte vor sich hin, doch in der Gegenwart des ständig gut gelaunten Tim, konnte sie das natürlich nicht lange aufrechthalten.

„Ohja, mit der ganzen Clique. Das wäre klasse. Vor Ibiza? Da waren wir letztes Jahr auch, der Typ dem das Boot gehört hat, meinte mal er habe auch größere. Ich habe sicher noch seine Nummer" Tim war Feuer und Flamme, schon immer hatte Louisa ihn für diese grenzenlose Begeisterung bewundert. Egal wie oft daraus nichts wurde, war er immer noch so wie als sie ihn in der fünften Klasse kennengelernt hatte.

„Und du? Leon?" Wandte Tim sich an seinen Kumpel der leicht geistesabwesend dort saß und seine Cola anblickte, die er in den Händen hielt. Drei Paar Augen lagen auf ihm und es war ihm sichtlich unangenehm.

„Ich? Ich weiß nicht... Sommerpause und wann Jenny so noch in den Urlaub will" gestand er leise. Als es raus war blickte er nur seine Cola wieder nachdenklich an. Jenny. Ob das wohl diejenige gewesen war, die sie mit ihm in der Tiefgarage gesehen hatte? Jenny oder Vanessa, waren aufgrund von Louisas Vorurteilen die Namen, die zu der Frau gepasst hätten. Aber das war sicher nicht die, die sie im Club gesehen hatte mit ihm. Sie bemerkte betretenes Schweigen auf Seiten von Julia und Tim. Unsicher ob sie ihn retten wollte aufgrund ihrer Vorgeschichte, oder weil er ihr einfach leidtat, weil niemand nachfragte wandte sie sich an ihn. Vermutlich hatten die beiden anderen auch nicht zuletzt ihretwegen so betreten geschwiegen, sie fühlte sich also in der Pflicht.

„Wo wollt ihr denn hin?" Fragte sie freundlich und sah Überraschung in seinem Gesicht. Sie hatte zugegebenermaßen selber nicht mit dieser Reaktion ihrerseits gerechnet. Leon blickte sie an, brauchte allerdings etwas Zeit, ehe er ihr antwortete. „Wissen wir noch gar nicht, sie will aber auf jeden Fall ins Warme. Und wen triffst du jetzt?" Fragte er mit einer Kühle in seiner Stimme, die sie schlagartig für einen Moment nüchtern werden ließ. Er hatte das Gespräch also mitbekommen. Wie peinlich. Wenn irgendjemand nichts von Männergeschichten wissen sollte, dann waren es ihr Chef und eben Leon. Sie überlegte noch, wie sie das ausdrückte.

„Ich... Naja... er war zu einem Termin mit mir verabredet. Und irgendwie haben wir uns gut verstanden, ich kenne ihn aber kaum. Wir haben uns heute zum Mittagessen getroffen... es war nett!" sagte sie und lächelte unbewusst. Er sah sie prüfend an, und als sie lächelte, da lächelte er auch. Gezwungen aber bemüht schaute er zurück. „Das freut mich!" presste er hervor und sie lächelte tapfer. Es geht ihn nichts an, du bist über ihn hinweg. Betete sie sich immer wieder vor. Eine weitere Weißweinschorle später waren sie vertieft in einem Gespräch über Bootstouren, da Leon und Tim das letztes Jahr gemacht hatten, konnten sie ihre Erfahrungen teilen.

"Also ich fand es echt ganz cool, man kann halt auch mal so mitten auf dem Meer anhalten und dort schwimmen oder teilweise übernachten. Das hat echt Spaß gemacht. Und du bist halt unter deiner Gruppe, außer wenn man in einem Hafen anlegt" erklärte Tim und zog sogar Louisa in ihrer Begeisterung mit. "Dir hat es doch auch gefallen oder?" Wandte er sich an Leon, der nur total verloren mit am Tisch saß und sich kaum beteiligte. Louisa beobachtete ihn, wie er zu überlegen schien, wovon das Gespräch überhaupt handelte, als er dann aber aufsah und ihre Blicke sich trafen, sah sie schnell weg.

Es dauerte noch, aber nach seinem Essen war auch Leon dann endlich aufgetaut, er hatte irgendsoeinen Gemüsemix und ein Stück Fleisch, wobei Louisa feststellte, wie alle am Tisch bewundernde Blicke darauf warfen, für diese Disziplin. Tim genoss seinen Burger während Louisa und Julia zu Nachos mit Dip übergegangen waren...

„Ich glaube ich sollte ins Bett" erklärte Louisa mit Blick auf die Uhr, die ihr verriet, dass es längst Zeit zum schlafen war. 23:11. Die anderen pflichteten ihr bei und es herrschte allgemeine Aufbruchsstimmung.

„Du fährst aber kein Auto mehr, Louisa" sagte Leon streng, sie wandte sich um und blickte ihn fragend an. Julia schien die Luft anzuhalten aus Angst vor Louisas Reaktion. „Du bist betrunken, das merkt-" weiter kam er nicht, weil sie ihn entrüstet unterbrach. „Höchstens angetrunken. Und wie soll ich nach Hause kommen? Julia ist mit der Bahn hier. Ich fahre sicher keine Bahn durch Wattenscheid jetzt" erklärte sie. Warum war sie eigentlich so aufgebracht? Sie drehte sich wieder nach vorne um das Lokal zu verlassen.

„Beruhig dich Lou" sagte er ruhig und hatte sie. Warum wusste er verdammt nochmal immer, welchen Knopf er bei ihr drücken musste?! Lou, er sprach das so liebevoll aus. Es zeugte noch von der Zeit, in der sie anders miteinander umgegangen waren, noch dazu war er direkt hinter ihr. Er brauchte also gar nicht laut reden, es war eher ein Flüstern.

„Ich fahr dich nach Hause" sagte er und ihre Wut war wie weggeblasen. Sie ging kurz noch zu ihrem Wagen, nachdem sie Julia zur Bahn gebracht hatten, die versichert hatte, sie würde sich melden und alles sei gut mit dem Bahnfahren. In der Tiefgarage brachte Tim dann noch einen flapsigen Kommentar zu ihrem Auto. Und während er noch darüber lachte, was sie bloß verdiente in ihrem Job, liefen sie zu Leons Wagen der gefühlte fünfmal so teuer war. Und wieder wurde ihr bewusst, wie viel schneller sich seine Welt drehte, seit er nicht mehr der Leon aus der Schule war, den sie kennengelernt hatte.

Er brachte sie nach Hause und sie war froh, nicht alleine mit ihm zu sein. So konnten sie sich die Fahrt über über belanglose Dinge unterhalten, wie Tims Studium und wo er nun wohnte.  Gut, dass Tim dort noch saß, so verabschiedete sie sich locker winkend. Wenn sie mit Leon allein gewesen wäre, dann wäre es ihr sicher schwerer gefallen, aber so konnte sie einfach hinten von ihrem Rücksitz aussteigen und nach freundlicher aber distanzierter Verabschiedung gehen.

Während sie zur Tür ging, hörte sie noch Tim sagen „Es ist nicht alles weg oder? Auch wenn du Jenny hast und sie einen anderen trifft-" Und sie wusste, dass diese Unterhaltung um sie ging – oder viel mehr um das, was zwischen Leon und ihr (gewesen) war.

Sie verbannte diesen Gedanken und ging das kühle Treppenhaus zu ihrer Wohnung hinauf um dort endlich diese Pumps von ihren Füßen zu kicken.

Unforgettable (Roman Bürki, Leon Goretzka)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt