Kapitel 17 - Oh, like we in a hurry

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Der nächste Morgen kam und wie zu erwarten hatte Louisa Schwierigkeiten aufzustehen. Noch bevor sie unter die Dusche hüpfte bat sie Nico aus dem Büro, sie auf seinem Weg mitzunehmen.

Frisch geduscht fühlte sie sich wenigstens vorzeigbar. Und kurz darauf hupte es draußen bereits. Sie zog sich flache Schuhe an. Die Füße waren so geschunden von dem vorigen Tag in den hohen Pumps, dass sie es nicht ausgehalten hätte. Doch das war auch nicht weiter schlimm auf der Arbeit, zumal sie heute Abend eh nur einen Termin im Büro hätte.

Mit ihrem dünnen schwarzen Mantel setzte sie sich auf Nicos Beifahrersitz. Er fuhr ebenfalls einen Audi von der Firma, allerdings zwei Nummern größer. „Morgen, na gestern zu lange unterwegs gewesen?" Lachte er sie an und sie grinste.

„Frag nicht" erklärte sie divenhaft, schmiss die Hände abwehrend in die Luft und er lachte. „Wo steht dein Auto? Oder willst du es in der Mittagspause holen, weil du zu viel Restalkohol hast?" Fragte er, seinen Blick auf die überfüllten Straßen Bochums gerichtet, in denen sie wie in einem dickflüssigen Bach aus mitschwammen.

Entrüstet und schockiert riss Louisa ihre Augen auf „Sehe ich so schlimm aus? Oder rieche ich so schlimm?!" Fragte sie völlig perplex, bis ihr bewusstwurde, dass er sie verarscht hatte. „Sehr witzig." Merkte sie trocken an und er grinste und blickte zu ihr, als sie an der Ampel standen.

„Wie geht es dir Lou? Man erzählt, du ziehst neuerdings die ganzen Fußballer an Land?" Zwinkerte er und sie stöhnte auf. Sprach sich das also schon rum, dabei war es ja gar nicht auf ihrem Mist gewachsen.

„Ich weiß nicht, wer das sagt, aber ja. Ich hatte zwei Termine. Ich weiß noch nicht, ob mir das so recht gefällt. Wie läufts bei dir? Bist du noch mit Linda zusammen?" Fragte sie ehrlich interessiert. Und vernahm das Strahlen auf seinem Gesicht.

„Bei mir läuft es momentan perfekt. Ich weiß nicht, ob ich es erzählen darf... aber Linda ist schwanger" erzählte er mit vor Stolz geschwollener Brust. Und sie blickte ihn an, während sich ein Riesen Lächeln auf ihrem Gesicht breitmachte.

„Oh Nico, ich freue mich so für euch. Das ist wundervoll!!!" Umarmte sie ihn über die Mittelkonsole des Autos hinweg. Dieses Strahlen verschwand gar nicht mehr aus seinem Gesicht. Und irgendwann ließ er sie an dem Parkhaus raus und fuhr vor zur Arbeit, Louisa hinterher.

Gerade als sie ihr Handy mit dem Auto verband ploppte eine SMS auf.

Ich weiß, wir haben uns erst gestern gesehen. Hoffentlich hattest du eine gute Nacht. Wann hast du das nächste Mal Zeit? Passt dir morgen Abend?

Roman. Ihr Herz pochte auf und ab. Sie entschied sich gleich zu antworten und erst zur Arbeit zu fahren. Gut gelaunt summte sie die Lieder mit. Nach weniger als zehn Minuten war sie auch schon angekommen.

Es war noch eine zweite Nachricht gekommen:

Ich hoffe das klingt nicht zu verrückt. Nur wenn du magst natürlich... Schönen Tag, liebe Louisa! Vielleicht rufst du mich ja in der Pause mal an? Ich habe von 12:30-13:15 Mittag. X Roman

Es klang gar nicht verrückt. Er klang verdammt süß und sie wusste nicht, ob ihr das gefiel oder ob es sie nur verwirrte. Sie stolzierte erhobenen Hauptes durch das Büro und lächelte fröhlich in alle Büros, in denen die Mitarbeiter bereits an ihren Plätzen saßen. Die zwei Sekretärinnen, die morgens ab acht Uhr Anrufe entgegennahmen. Jenny, die bis zehn Uhr meist alle Informationen und Termine geordnet hatte. Und von den Außendienstlern waren die wenigsten hier.

„Jenny? Ich habe heute Nachmittag um vier einen Termin bei Weigl/Richmond. Der ist glaub ich noch nicht eingetragen, passt aber oder?" Und Jenny gab ihr grünes Licht, dann klingelte auch schon das Telefon.

Sie setzte sich bestens gelaunt an ihren Schreibtisch. Ging viele Dinge durch und musste dann um halb elf einen Schaden bei einer Baufirma besichtigen und die Kunden beruhigen. Auf dem Rückweg blickte sie auf die Uhr. Sie hatte Roman nicht geantwortet, würde ihn gleich einfach anrufen.

Mit ihrem Tee und einem Salat aus der Kantine verschanzte sie sich also im Büro.

„Hey, ich hoffe ich störe nicht" sagte sie unsicher, als er nach dem zweiten Klingeln abnahm.

„Louisa, nein. Natürlich nicht. Ich war mir nicht sicher, ob ich dir schreiben sollte. Ich will dich nicht hetzen oder so-" weiter kam er nicht, weil sie ihn unterbrach mit einem leichten Lachen.

„Ich habe zwar keine Eile, aber warum nicht? Es ist doch nett? Wann spielst du denn am Wochenende?" Fragte sie und er erklärte, dass es Sonntag sei, sie schweifte ab. Seine Stimme klang so sanft. Nicht mehr so schneidend und rau, wie bei ihrem ersten Aufeinandertreffen.

„Was hast du dir denn so vorgestellt?" Fragte sie und schaute aus dem Fenster in ihrem Büro. Draußen blühte alles, auch wenn es heute bewölkt war und so aussah als könne es jeden Moment zu regnen beginnen.

„Ich dachte an Essen gehen, vielleicht Kino, etwas spazieren?" Fragte er lässig und Louisa legte die Füße hoch, betrachtete die Spitzen ihrer schwarzen Lackballerina. Sie kicherte und er nahm das wahr. „Ja, du darfst es durchaus als Date auffassen" betonte er mit einer Sicherheit in seiner tiefen Stimme, die ihr kurz die Luft nahm. Date.

„Dann erwarte ich mindestens ein Hemd. Und eine Blume." Versuchte sie der Situation ein wenig die Ernsthaftigkeit zu nehmen. Sie fühlte sich nicht sonderlich wohl damit, also es freute sie schon, aber gleichzeitig war es so seltsam, allein wegen seiner Melanie.

„Alles was Sie wünschen, Madam" meinte er lachend. Sie telefonierten noch weiter, bis sie im Hintergrund Stimmen vernahm, die Roman riefen, wann er komme. Schnell beendeten die das Gespräch. Scherzend darüber, wie schnell die Zeit während des Gesprächs vergangen war. Seine letzten Worte hallten in ihrem Kopf nach „Ich freue mich auf dich morgen, danke Louisa" hatte er gesagt. Gedankenverloren saß sie dort. Blickte noch immer nach draußen. Mittlerweile war ihr Tee sicher kalt. Sie entschied sich noch kurz Julia zu schreiben.

Treffe mich morgen mit Roman, er hat mich eingeladen. Bin noch nicht allzu sicher, was ich davon halte...

Und kaum, dass sie den Text abgeschickt hatte vibrierte ihr Handy:

Oh my fucking god.
Lou! Was machst du?
So proud!!!
Ihr gebt ja ganz schön Gas ;-)
Ich komme heute Abend für eine Outfitberatung. Bis später, kisses

Und Louisa lachte unweigerlich. Julia war wirklich die beste Freundin auf der Welt.

Unforgettable (Roman Bürki, Leon Goretzka)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt