Die restliche Zeit verging wie im Flug! Morgen früh ging schon ihr Flieger und Louisa ahnte bereits, dass sie nicht ein Auge zu machen würde in der kommenden Nacht. Ihr Koffer war gepackt und ihre Handtasche auch. Marius wollte sie um fünf Uhr abholen, da ihr Flieger um viertel vor acht gehen würde. Sie hatte Hannah bereits ihren Wohnungsschlüssel gegeben, damit die auf ihre Wohnung Acht geben könnte. Nun war es kurz vor elf und sie wieder zuhause.
Sie begann noch zu spülen, wischte einmal die ganze Wohnung und drehte sich im Bett dann von rechts nach links. Sie sah eine Nachricht aufleuchten
Was mach ich bloß, wenn du jetzt zwei Wochen weg bist? So ganz ohne dich?
Hatte Roman ihr geschrieben und sie antwortete nur kurz:
Hast du gerade Zeit?
Und als er bejahte rief sie ihn auf Facetime an. Nach mehr als drei Stunden wurde Louisa tatsächlich müde und Roman lachte über sie. Sie verabschiedeten sich. „Die Zeit in der Schweiz wird bestimmt schön!" Erklärte sie ihm und er nickte dankend, dann legte sie auf und sah noch kurz auf WhatsApp. Irgendeine neue Nummer, die sie nicht eingespeichert hatte war zu ihrer Gruppe hinzugefügt worden und schrieb gerade etwas. Aber sie war zu müde um zu warten.
Sie wurde wach, da war es bereits halb fünf. Sch*isse. In weniger als einer halben Stunde würde Marius vor ihrer Tür stehen. Also hüpfte sie schnell unter die Dusche und föhnte sich die Haare, sie schmiss sich in eine bequeme Hose, weisses T-Shirt und schnappte sich eine dünne Jacke. Dann beschloss sie doch noch den neuen Bikini mit diesen Schnüren einzupacken. Eigentlich fand sie den irgendwie zu... aufreizend? Aber das waren ihre Freunde mit denen sie auf einem Boot war. Wer sollte sie sonst so sehen? So schnappte sie sich den Koffer, schloss ab und stürmte in den Flur, wo Marius bereits stand um ihr den Koffer zu tragen. Lachend ächzte er, während er den Koffer hinuntertrug.
„Ich dachte du wärst Sportler" lachte Louisa und verstaute den Schlüssel in ihrer Handtasche. Sie quatschten noch und parkten dann am Flughafen. Julia rief sie an, wo die beiden denn blieben und so eilten sie zum Treffpunkt. Als Louisa auf die Gruppe zuging erkannte sie Leon. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit. Unwahrscheinlich, dass er und diese Jenny genau jetzt von hier fliegen würden. Vielleicht hatte er nur irgendwen gebracht? Und dann entdeckte sie den Koffer. Ihr Magen rutschte eine Etage tiefer. Marius schien zu bemerken, wie sie langsamer lief. „Du wusstest das nicht?" raunte er ihr zu und sie sah ihn verzweifelt an. Woher sollte sie das wissen?
„Jenny und er haben sich gestern endgültig getrennt. Er hat heute Nacht noch seinen Urlaub storniert und einen Flug hinzugebucht. Oh Lou. Hast du die Nachrichten in der Gruppe nicht gelesen?" Fragte Marius und sie sah ihn nur mit großen Augen an. Das war alles zu viel für sie. Sie wusste, dass alle Blicke auf ihnen lagen. Also lief sie einfach stolz weiter und begrüßte dann alle, als sie bei der Gruppe angekommen war, begrüßte sie alle. Leon blickte sie lange an, als sie zu ihm kam. Er war als letzter an der Reihe. So umarmte sie ihn und er flüsterte ihr zu „Ich hoffe es ist ok für dich" mit seiner tiefen, noch rauen Morgenstimme und einer leichten Besorgnis im Ton.
Blitzschnell breitete sich eine Gänsehaut auf ihrem Körper aus. Sie sah in seine Augen und konnte nur nicken. Nichts anderes. Sie wandte sich ab und sammelte ihre Gedanken. Wie sollte das zwei Wochen lang werden, wenn sie nicht einmal mit ihm reden konnte, geschweige denn ihn anblicken? Naja, sie hoffte inständig, dass es nur an diesem Schock am frühen Morgen lag und zog ihren Koffer zum Schalter.
Sie gaben ihr Gepäck auf und in ihr wuchs das dringende Bedürfnis nach einem Kaffee. „Ich brauche einen Kaffee, noch wer?" Fragte sie in die Runde und Leon nickte ihr zustimmend zu. Luca, Tim und Julia murmelten auch irgendwas. Sie lief zu dem Starbucks hier und Leon lief neben ihr her. „Geht es dir gut, Lou?" Fragte er besorgt und sie spürte seinen bohrenden Blick auf sich.
„Sorry ich bin ungeschminkt. Dachte nicht, dass dich das so schockt" lächelte sie gequält und er lachte kurz auf, ehe er sie ernst betrachtete. Dieser Kerl machte sie noch wahnsinnig! „Nein, es ist alles in Ordnung bei mir. Und bei dir? Du kommst jetzt doch noch so kurzfristig mit?" Fragte sie und er verzog leicht überrascht das Gesicht. Ehe er sowas wie eine Eingebung hatte.
„Du hast die Nachricht gar nicht gelesen." Stellte er überrascht fest, dann fuhr er fort, während er ihr die Tür zum Laden aufhielt. „Deshalb hast du mich auch so angesehen. Ich habe mich gestern Abend von Jenny getrennt, das war nie wirklich das, was ich gesucht habe, es hat nur gedauert bis ich mir das eingestehen konnte. Und sag bitte nicht, dass es dir leidtut, das muss es nicht und tut es sicher auch nicht" erklärte er entschuldigend und sie lächelte ihn aufmunternd an, ehe sie die fünf Kaffees bestellten. Gemeinsam balancierten sie die heißen Getränke zurück zur Truppe und sippten daran. Es tat gut, dieses heiße Getränk ihre Kehle hinunterlaufen zu spüren. Julias Blick entging ihr keineswegs. Sie beobachtete das Ganze argwöhnisch.
Im Flugzeug saß Louisa neben Nina, die extra aus Amsterdam zu ihnen kam. Die beiden hatten sich viel zu lang nicht gesehen, ihr Wiedersehen war in einer riesigen Gruppenumarmung geendet. Nach nur etwas mehr als anderthalb Stunden waren sie bereits da. Leicht verpennt, weil Louisa die letzten fünfzehn Minuten geschlafen hatte torkelte sie aus der Maschine und hatte die Lacher auf ihrer Seite. Sie lief den anderen hinterher und sie warteten am Gepäckband. Glücklicherweise war es noch nicht Ferienzeit in Deutschland, sodass der Flug nicht allzu voll gewesen war. „Oh oh oh, da ist mein Koffer" sprang Louisa begeistert vom Boden auf und ging zügig zum Gepäckband. Leon stand neben ihr „Lass mal, ich mach das schon" und packte am Koffer an. Als dieser auf dem Boden stand blickte er Louisa mit großen Augen an. Die zuckte unschuldig mit den Schultern „Du meintest, du machst das" hob sie beschwichtigend die Hände in die Höhe und Marius und Tim lachten lauthals los. „Also alles wie immer, der Koffer wiegt eine Tonne" stöhnte Leon auf, als er ihn zur Seite brachte. „Falsch, Liebster! Ich habe lediglich mein Gepäckkontingent ausgereizt." Lehnte sie sich zu ihm und er blickte sie verwirrt an. Erst bei seinem Blick wurde ihr bewusst, wie nah sie ihm eigentlich war. Schnell wich sie zurück und spürte wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. So müde war sie auf diese Aktionen absolut nicht vorbereitet. Peinlich berührt setzte sie sich also wieder zu den anderen. Julia warf ihr direkt einen fragenden Blick zu, den Louisa mit so einer Lass uns später reden Geste abtat.
Irgendwann hatten sie dann ihr Hotelzimmer bezogen, welches die drei Mädels sich teilten. Julia und Nina setzten sich bereits erwartungsvoll auf das Bett „Also? Was ist los Louisa?" fragte Nina und klopfte auf den freien Platz. „Muss das wirklich sein?" fragte die Angesprochene genervt und tat so, als würde sie irgendwas super Wichtiges suchen in ihrem Koffer. Sie wusste, dass sie sich da irgendwie lächerlich machte, aber sie war mental noch nicht bereit darüber zu reden.
„Ok" seufzte sie also und ließ sich resignierend auf das Bett fallen. „Ich habe Leons Nachricht letzte Nacht gar nicht gelesen, da habe ich schon geschlafen und heute Morgen habe ich verpennt. War jawohl offensichtlich, dass ich etwas überrumpelt war, ihn dort zu sehen und, dass er auch noch mitfliegt. Und was die Aktion in der Gepäckhalle angeht, fragt bitte einfach nicht nach, ich weiß es selber nicht" erklärte sie. Sie wusste wirklich nicht, was mit ihr los gewesen war, aber sie konnte auch nicht sagen, dass es ihr egal gewesen war.
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Unforgettable (Roman Bürki, Leon Goretzka)
FanfictionInspiriert von French Montanas 'Unforgettable' geht es anhand des Liedtextes durch das so plötzlich verwirrende Leben der Louisa Fischer. Auf der Arbeit lernt sie Roman kennen - einen totalen Kotzbrocken, der es aber doch irgendwie schafft, dass sie...