Kapitel 74 - Right Now

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Na wo sind hier unsere Schalke-Girls👋🏼 Freut ihr euch aufs Derby?
Seit wir in Buer wohnen fühlt es sich immer total merkwürdig an am Derbytag noch irgendwas zu tun außer ins Stadion zu gehen. Man merkt tatsächlich, dass irgendwas los ist in der Stadt 👀
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Es war Sommer und Roman hatte endlich frei, Louisa freute sich auf die gemeinsame Zeit, auf den Urlaub, auf dass sie ihn allein für sich hätte. Dass sie sich wieder näherkommen würden, Zeit zu zweit. Woran sie aber trotzdem immer mal wieder dachte war Leon.

Sie konnte nicht vergessen, was zwischen ihnen passiert war. Sie konnte nicht all das einfach so loslassen, so gern sie es auch getan hätte. Aber auch ein halbes Jahr später fiel es ihr nicht leicht über ihn zu reden. Die Einladungen auf Geburtstagsfeiern, zu Kaffeetrinken und Kinobesuchen ließ sie unbeantwortet. Nicht einmal auf Leroys Geburtstag war sie Anfang des Jahres gegangen, aus Angst er würde dort sein. Denn auch wenn so viel Ungewissheit und Unsicherheit zwischen ihnen lag, so wusste sie eins mit Gewissheit: Das würde nicht gutgehen. Es würde schlicht und einfach – mal wieder – in einer Katastrophe gipfeln.

Denn zwischen ihnen stand, zumindest aus ihrer Sicht, noch immer so viel. So viel Liebe für jemanden, den sie nie haben würde. So viele Gefühle, wie niemand anderes sie bei ihr auslösen konnte. Mit der Zeit waren ihre Gefühle für Roman zwar stärker geworden, aber zu keinem Zeitpunkt hätte sie guten Gewissens behaupten können, dass sie für Roman mehr empfand als für Leon.
Sie genoss diese Zweisamkeit, die Ruhe, die Roman auf sie ausstrahlte. Sie genoss die Leidenschaft, die zwischen ihnen aufflammte in manchen Momenten. Sie genoss das Herzklopfen, wenn sie in seinen Armen lag. Und das kurze Gefühl von Geborgenheit, wenn er morgens wach wurde und sie wieder näher an sich zog. Sie genoss die liebevollen Blicke und seine kleinen Gesten. Und wie er wirklich an alles dachte, sowohl Geburtstage sogar an ihre Monatstage, seit sie offiziell zusammen waren.
Aber all dessen zum Trotz, vermisste sie Leon. Es war nicht dieses körperliche Vermissen, was ihr jede Sekunde lang den Atem nahm, darüber war sie ein paar Wochen später hinweggekommen. Es war nicht mehr dieses Verlangen danach ihn anzurufen oder dort vorbeizufahren wo auch immer er gerade war. Nicht mehr der Wunsch nach seinen Berührungen und Küssen. Stattdessen war es dieses scheinbar unendliche Vermissen, was auch Roman nicht lindern konnte. Was niemand ihr jemals nehmen könnte. Das Vermissen eines wir, was es nie gab und nie geben würde. Weil es so endgültig war, dass es einfach nicht funktionierte.

Und nun saß Louisa vor ihrem aufgeklappten Koffer im Ankleidezimmer und packte die letzten Bikinis ein. Sämtliche Kleider, Hosen, Shirts hatte sie bereits sortiert und ordentlich weggepackt. Es sollte 2 Wochen nach Ibiza gehen, wovon sie die erste Woche mit Romans Clique verbringen wollten in einer Finca und die zweite Woche allein. Und dann waren sie sich noch nicht sicher, auf welche Insel es weiter gehen sollte oder vielleicht nach Marrakech? Sie wollten es einfach auf sich zukommen lassen und Louisa war froh. Das war abgesehen von einem Kurztrip ihr erster richtiger Urlaub mit Roman. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass der sie auch schon in 30 Minuten abholen würde. Schnell packte sie noch die letzten Sachen zusammen und holte ihren Kulturbeutel aus dem Bad.

Kurze Zeit später klingelte es bereits: vor ihr stand Roman mit Shorts, T-Shirt und Sonnenbrille. Ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht. „Wer ist denn der gutaussende Mann unter der Sonnenbrille?" fragte sie mit einem schelmischen Lächeln, ehe sie sich in einen Begrüßungskuss verwickeln ließ.
„Freust du dich?" fragte Roman frei heraus und erntete ein ehrliches, begeistertes Nicken von ihr. Der Saisonendspurt war anstrengend gewesen. Auch für die Beziehung der beiden. „Am meisten freue ich mich auf dich" strahlte sie in sein Gesicht und ließ sich gegen seine Brust fallen, während er ihr den Rücken entlang strich und einen Kuss auf ihre Haare gab.
„Lass uns deinen Koffer holen und fahren, oder muss hier noch was gemacht werden?" blickte Roman sich in der bereits top geputzten und aufgeräumten Wohnung um.
„Nein. Ich denke ich habe alles, den Zweitschlüssel habe ich schon meiner Oma gebracht. Es passt also alles. Nimmst du die beiden Koffer? Dann kann ich den Müll nehmen" schlug sie vor und so startete ihr erster gemeinsamer Sommer Urlaub.

Die erste Woche verbrachten sie hauptsächlich mit Party und langen Grillabenden, mit Nachmittagen am Pool und in Strandclubs. Und Louisa hatte sich tatsächlich gut eingefunden in dieser Clique, die sie im Urlaub letztes Jahr bereits kennengelernt hatte. Nicholas war wirklich eine Stimmungskanone und mit der Verlobten von Romans Bruder Marco kam sie ebenfalls hervorragend klar. Die beiden gingen auch einfach zu zweit Kaffeetrinken und Shoppen um den Jungs ihre Zeit zu lassen.

Nach acht Tagen wechselten Roman und Louisa dann in eine romantische, kleinere Hütte an einem anderen Teil der Insel. „Ich freue mich, dich endlich für mich zu haben" sagte Roman, während er den Mietwagen vor dem Haus parkte. Louisa holte den Schlüssel vom fast gegenüberliegenden Haus ab, so wie es abgemacht war und schloss dann die Tür auf. Noch ehe sie den ersten Schritt ins Haus machen könnte spürte sie Romans Arme und wie er sie hochhob und geschickt mit seinem Fuß die Tür schloss. Ohne sich das Haus anzusehen suchte er zielstrebig nach dem Schlafzimmer und allein sein Blick dabei machte Louisa fast verrückt. Sie wusste ganz genau was er vorhatte und es lohnte sich. Sie lagen sich gegenüber im Bett und während Romans Atem schwer ging und langsamer wurde blickte Lou sich um.
„Holst du die Koffer, Schatz? Dann können wir duschen und uns das Haus ansehen" er gab ihr noch einen Kuss auf die Nase und lieg dann das Auto leerräumen.

Die Zeit zu zweit war wirklich schön. Und Roman so bemüht. Auch nach über einem halben Jahr Beziehung war es immer noch dieses frische Gefühl.
„Heute gehen wir shoppen" verkündete Roman, als sie morgens wachwurden und Louisa strahlte. Sie fuhren zuerst zum typischen Hippiemarkt und später in die Stadt. Im Schaufenster einer Boutique entdeckte Louisa ein Kleid, es war wunderschön. Bodenlang in einem Beigeton, mit goldenen Details und einem Wahnsinnsausschnitt. Aufmerksam wie Roman war, griff er ihre Hand und führte sie in den Laden. Louisa probierte das Kleid in der Umkleide an und als Roman sie sehen wollte meinte sie durch die Tür: „Es ist wunderschön, aber wozu sollte ich es tragen?" sie zog es wieder aus und ließ es zurück. 1200€ für ein Kleid, welches sie so selten tragen könnte wie dieses waren ihr einfach zu viel.
Als sie am Nachmittag von einem erfolgreichen Shoppingtag zurückkehrten, war Roman ständig am Handy, was Louisa nervte.
„Was machst du die ganze Zeit?" pampte sie ihn an, was ihn ertappt aufblicken ließ. Mit wem er wohl schrieb?

„Du kannst dich schon mal duschen, wir fahren in zwei Stunden los zum Essen" sagte er und gab ihr einen kurzen Kuss, das ließ Louisa sich nicht zweimal sagen. Als sie aus dem Bad kam, entdeckte sie eine große Pappschachtel auf dem Bett liegend „Ich bin kurz noch etwas einkaufen, zieh das an. XO" Der Inhalt verschlug ihr die Sprache. Wann bitte hatte Roman das ohne ihr Wissen getan?
Im Paket war genau das Kleid von heute Mittag aus der Boutique. Louisa strahlte. Sie schrieb ihm eine Nachricht er solle sich, wenn er sich fertig machte bitte im Bad unten fertig machen, damit er sie nicht sah.

Dieses Kleid verlangte nach dem vollen Programm: sie lockte ihre Haare, sodass große voluminöse Wellen über ihre Schultern fielen. Sie kramte das Paar goldene Sandalen aus ihrem Koffer und zog dann das Kleid über, richtete die goldenen Ketten, die es oben am Dekolleté bis hinten in den Rücken hatte. Und hörte dann Romans Stimme, die fragte wie lange Lou noch bräuchte. Sie schnappte sich einen weißen Cardigan, blickte sich zufrieden im Spiegel an, ihr Gesicht schimmerte golden vom Bronzer.
Als sie die Treppe hinunterkam verschlug es Romans fast die Sprache. „Wow!" staunte er und zog sie fest an sich. „Du bist wunderschön" flüsterte er, ehe er sie küsste.

Sie fuhren zu dem Strand, an dem er sie im vergangenen Sommer zum Date eingeladen hatte. Wieder saßen sie ganz allein dort und bekamen ihr Essen. Doch irgendwas schien mit Roman nicht zu stimmen.

„Gehen wir ein paar Schritte?" fragte er nach dem Hauptgang und Louisa willigte ein.
Als sie auf eine kleine Bucht zusteuerten erkannte Louisa eine Vielzahl von Kerzen, es sah wunderschön aus, die Sonne senkte sich gerade am Horizont. Sie wollte das Lichtermehr betrachten, als Roman neben ihr stehenblieb.

„Louisa, du bist wundervoll. Ich habe das größte Glück, dich gefunden zu haben und ich kann es gar nicht ausdrücken in Worten wie dankbar ich dir bin, für alles" in ihrem Magen machte sich ein flaues Gefühl breit, während Roman so vor ihr stand.
„Ich möchte, dass es jeder weiß, dass jeder sehen kann, wir gehören zusammen. Wir haben uns anfangs so viel Zeit gelassen. Und doch bin ich mir nach über einem halben Jahr mit dir so sicher, wie man es nur sein kann: Hier und Jetzt ist der richtige Augenblick"
Er ging direkt vor ihr auf die Knie und Louisa schlug vor Schreck die Hand vor ihren Mund. Damit hatte sie als allerletztes gerechnet. In seinen Händen funkelte ein Ring aus einer türkisfarbenen Tiffanyschatulle.
„Willst du meine Zukünftige sein? Meine Frau werden?" fragte er.

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Kaboooooooom. Was sagt ihr nun?

Unforgettable (Roman Bürki, Leon Goretzka)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt