Kapitel 6 - Ooh, and she tipsy

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„Und? Hast du dir schon wen ausgeguckt?" fragte Julia kichernd, die offensichtlich genauso angetrunken war, wie Louisa. Doch Louisa schüttelte nur den Kopf.

„Warum? Hier sind doch so viele nette Männer. Mensch Lou, du kannst doch nicht ewig Single bleiben. Und selbst wenn, seinen Spaß darf man trotzdem haben." Setzte sie ihren Vortrag fort. Louisa wandte sich leicht ab von ihr und blickte in den Himmel.
„Ich habe mir auch schon einen gesucht, siehst du. Er hat zwar nicht so viele Haare auf dem Kopf aber er kann tanzen und sein Körperbau ist der Wahnsinn. Er steht da vorne und wartet sogar, ist das nicht süüüüß" quietschte Julia und Louisa grinste, dann blickte sie in die Richtung, in die Julia zeigte, bis die ihr plötzlich panisch eine Hand vor das Gesicht hielt. „Hey" meinte die plötzlich nervös und Louisa verstand das Problem nicht. „Was ist los?" fragte sie skeptisch und Julia antwortete erst gar nicht und dann mit einem gezwungenen „Nicht, dass du ihn mir noch klaust"

Sie drehten sich also wieder um und irgendwann verschwand Julia dann mit diesem ominösen Typen, sodass Louisa noch kurz ihr Glas auf trinken wollte und dann wieder rein. Doch noch während sie die kühle Luft einatmete und gerade einen weiteren Schluck nehmen wollte, da sprach sie plötzlich jemand an.

„Na, also immer noch alles wie früher?" vernahm sie die dunkle Stimme und hielt in ihrer Bewegung inne. Auch wenn ihr Hirn nicht mehr allzu schnell schaltete, hatte sie doch diese böse Vorahnung, dass hier irgendwas nicht so recht stimmte. Als sie sich langsam drehte blickte sie in diese dunkelbraunen Augen. Und ihr Herz rutschte in die Hose. Warum passierte ihr das immer? Warum konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen und aus ihrem Leben verschwinden?

„Scheint fast so" und dann stieß sie sich ab vom Geländer und ließ ihn einfach dort stehen. Sie stürzte noch ihren Becher hinunter und holte dann Shots für sich und die beiden Mädels. Sie musste sich definitiv betrinken und dann irgendeine Avance dieser Kerle hier annehmen. In ihrem aktuellen verzweifelten und noch dazu betrunkenen Zustand klang das in ihrem Kopf nach einem wirklich guten Plan.

Mit dem Tablett auf der Hand sah sie sich fragenden Blicken der beiden Mädels gegenüber. Doch nachdem sie ihnen ein „Fragt nicht" zugeschrien hatte tranken sie einfach. Das waren die Freundinnen die man brauchte!

Sie stürmten wieder die Tanzfläche und Louisa wurde kurz hintereinander von mehreren Männern angetanzt, während sie alle drei zuvor alles direkt abgewiesen hatten, ließ sie es jetzt einfach geschehen. Zwei hatte sie schnell weggeschickt, doch dieser Typ nun war locker 1,95 groß und ziemlich breit gebaut, blonde kurze Haare und ziemlich gut im Tanzen fand sie. Noch dazu roch er verdammt gut, Hugo Boss, wenn sie nicht alles täuschte, stellte sie fest, als er sie näher an sich zog.

„Wie heißt du?" fragte er zu ihrem Ohr gebeugt, die Stimme war auch nicht allzu schlecht. Und sie atmete erleichtert auf, dass da kein Anmachspruch aus seinem Mund gekommen war. „Ist das wirklich wichtig?" fragte sie an ihn gebeugt zurück und er lachte heiser auf, so nah wie sie an ihm war spürte sie, wie sein Brustkorb auf und abging.

„Chapeau. Warum bist du noch allein?" fragte er weiter und Louisa zuckte mit den Schultern „Die meisten sind wohl zu klein" lachte sie ihm zu und er grinste.

Sie tanzten weiter, als Hannah sie plötzlich am Ärmel zog. „Entschuldige mich kurz, bin sofort wieder bei dir" flüsterte sie dem Kerl zu und sah dann Hannah an. Die hatte einen ernsten Blick drauf. „Leon ist hier. Ich habe ihn auch gesehen. Lou, mach keinen Fehler, nur um ihn für eine Nacht aus deinem Kopf zu bekommen" bat Hannah sie und Louisa nickte. Sie wusste ja, dass Hannah es gut meinte und wirklich irgendwie berechtigte Sorgen hatte. Aber jetzt gerade tat es ihr ohne Frage einfach gut.
„Ich weiß, was ich tue. Danke Hannah" lächelte Louisa ehrlich und wandte sich wieder dem großen Blonden zu.

Mittlerweile war es mitten in der Nacht so um drei Uhr wohl irgendwie. Sie tanzte mittlerweile nicht mehr mit diesem Mann, Markus hieß er übrigens. Stattdessen saß sie halb auf seinem Schoß an der Theke und sie tranken gemeinsam. Sie hatte den gesamten Abend nichts mehr von den Leuten mit denen sie hergekommen war gehört, geschweige denn gesehen. Traurig darum war sie aber nicht.

„Wollen wir so langsam mal gehen?" flüsterte die raue Stimme an ihrem Ohr und Louisa überlegte gar nicht lange. Sie war hier hergekommen mit dem Ziel einen Mann kennenzulernen oder zumindest mal wieder Sex zu haben. Und tada. Mission beinahe completed... Sie nickte also schnell und hüpfte dann möglichst elegant von seinem Schoß auf dem Barhocker. Doch noch bevor sie auf dem Boden aufkam, stellte sie fest, dass sie unfassbar betrunken war. Dass ihre Gedanken noch nicht aussetzten war gerade aber auch wirklich das einzig Positive.

Schnell holten sie ihre Jacken, zahlten die Verzehrkarten und Louisa war froh, dass sie diese bequemen Pumps anhatte. Ansonsten würde sie garantiert wie der Storch im Salat laufen. Sie waren gerade vor dem Club und warteten auf das Taxi, als er ihr seine Jacke umlegte. Einen richtigen Gentleman hatte Louisa sich da ja ausgesucht, lachte sie leise.

Die beiden kicherten, da kam das Taxi und während sie darauf zulief -bemüht nicht umzuknicken auf ihren Schuhen. Da entdeckte sie ein weiteres Paar. Sie hatte blonde Haare und er dunkelbraune. Sie trug knallpinke High-Heels, die Louisas ganze Aufmerksamkeit auf sich zogen. Ihre Köpfe hatten sie zusammengesteckt, die waren offensichtlich auch ganz schön betrunken. Aber der Mann kam ihr auch bekannt vor, vielleicht einer derjenigen, mit denen sie hier war, dachte sie und wollte gerade ins Taxi einsteigen, weil Markus Hand bereits an ihrer Hüfte lag und sie ins Taxi schieben wollte. Da lösten sie sich und sie sah, wer dort stand...

Leon. Schon wieder. Urrrgh.

Und zwar ein unfassbar heißer Leon, wie sie feststellte. Dieses weiße Hemd, was eng an seinem Körper lag. Und dazu eine dunkle Hose und weiße Sneaker. Mein Gott, warum musste denn dieser Typ auch so gut aussehen. Gerade als er sie auf der Terrasse überrascht hatte, hatte sie nicht darauf geachtet... aber nun... mein lieber Scholli!

Vollkommen gefesselt von seinem Anblick starrte sie ihn an. Markus riss sie aus ihren Gedanken. Gut, dass er hier war, sonst hätte sie in ihrem Zustand Gott weiß was getan. Doch betrunken wie sie war, konnte sie es nicht lassen, beim Einsteigen rief sie noch ein „Na Leon, ob deine Freundin da so glücklich drüber ist" in deren Richtung und sah noch wie das Mädel sich von ihm löste und ihm eine scheuerte. Sie zogen die Tür des Taxis zu und ab da beschloss Louisa sich diesem Markus komplett hinzugeben. Er wohnte gar nicht so weit weg von ihr, wie sie wohlwollend noch feststellte, als sie die Ausfahrt nahmen. Er zahlte das Taxi und schob sie dann Richtung Haustür des renovierten Mehrfamilienhauses. Noch während er die Tür aufschloss, begann er ihren Hals zu küssen.

Irgendwo hatte sie das schon vermisst. Einfach dieses Gefühl gewollt zu werden, bevor man Sex hat. Diese Nähe. Starke Arme, Muskeln, Hitze. Als sie fertig im Bett lagen, musste Louisa sich eingestehen, dass es nicht so der Hammer gewesen war, wie sie es sich gewünscht hatte. Ja vielleicht hatte sie das auch erwartet von diesem Typen, der so viel Ausstrahlung hatte. Aber wie war es noch? Es ist nicht alles Gold was glänzt?

Unforgettable (Roman Bürki, Leon Goretzka)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt