Die warme Luft brachte alle dazu lange draußen zu sitzen. Mit dem dazugehörigen Rotwein war es zwar ein wundervoller Abend, bei dem sie alle in ihren Gammelklamotten an Deck. Im Kerzenschein, während sie Sonne längst untergegangen war.„Ich will später unbedingt 3 Kinder" erklärte Tim und alle sahen ihn überrascht an. „Drei?! Ich weiß nicht mal, ob ich mir das überhaupt irgendwann antun will! Aber ich schätze mit Anfang 30 denkt man da ohnehin anders drüber, früher will ich eh keine!" Erklärte Julia und Tim griff das direkt wieder auf.
„Wie kannst du keine Kinder wollen? Ich kann mir nichts Besseres vorstellen als so ein kleines Baby, mit dem Menschen den man liebt und für immer zusammenbleibt-" da stieß auch Louisa einen verächtlichen Ton aus.
„Tim. Deine Vorstellung ist sowas von romantisch und irreal. So läuft das doch niemals. Dann hast du da so kleine pupsende und kotzende Babies, keine Zeit mehr für dich und deine Frau, ganz abgesehen von den Kosten und den ganzen Streitigkeiten und wer sich darum eben kümmert" redete sie sich in Rage. Sie spürte, wie Leons Blick sie regelrecht durchbohrte, doch sie zwang sich nicht dort hinzusehen. Das würde ihm nun ein völlig falsches Signal geben!
„Also bist du auch auf der keine Babies Seite? Willst du denn mal heiraten? Oder seid ihr Frauen heute alle so unabhängig, dass niemand seine Karriere für Kinder oder einen Mann aufgeben würde?!" Fragte er noch immer total entsetzt. Sie hatten seine gesamte Weltanschauung durcheinandergebracht. Die Jungs beobachteten die ganze Diskussion nachdenklich. Aber sie hielten sich vorerst raus.
„Naja. Um darüber nachzudenken bräuchten wir alle wohl überhaupt erstmal einen Partner" lachte Louisa bitter auf und schlug mit Marius ein, der ihr für diesen Spruch die Hand zum High Five hinhielt.
„Auf unsere Single Crew" sprach Nina laut und alle reckten ihr Weinglas hoch. Ehe sie lachten.
„Ne mal ehrlich: meint ihr, ich werde jemals eine Beziehung haben? Oder bin ich dazu einfach unfähig? Ich meine, klar träume ich von der großen Liebe, aber wo soll ich die denn finden" verdrehte Louisa die Augen und alle blickten sie an. Julia wurde nachdenklich, Tim machte noch immer große Augen, Leons Blick konnte sie nicht annähernd deuten. Lediglich Luca und Marius sahen sie noch wirklich an.
Nina nickte ihr zu. „Lou, du warst schon immer unsere Real-Life Carrie Bradshaw. Du arbeitest so viel, du suchst immer nach der großen Liebe und dabei vergisst du dich selber zu sehr." Meinte Nina und Louisa traten Tränen in die Augen. Marius nahm sie in den Arm. „Sorry!" Meinte Louisa und lachte verzweifelt. Marius sah sie an, sie war ihm richtig nah. Das war ihr gar nicht so bewusst, wie sie in seinen Armen hing. Aber wenn sie eines nicht brauchen könnte gerade, dann war es noch mehr Gefühlschaos mit einem Freund. Sie spürte regelrecht, wie alle Blicke auf sie beide gingen.
„Mach dich nicht verrückt Lou. Irgendwann wird der Richtige schon noch kommen." Beruhigte Marius sie und strich ihr über den Rücken. Ja, irgendwann sicherlich...
„Ich treffe übrigens auch jemanden" begann Nina auf einmal und alle blickten sie erstaunt an. „Einen Holländer?" Zog Luca verführerisch seine Augenbrauen hoch. Was Louisa endgültig wieder zum Lachen brachte. „Nein. Er studiert dort auch. Ist zwei Semester vor Abschluss seines Medizinstudiums." Erklärte Nina und wurde leicht rot. „Oh Nina, du bist ja richtig verliebt. Seit wann denn?" Fragte Julia und strahlte ebenfalls.
„Naja, wir daten uns jetzt schon ein halbes Jahr. Aber wir haben noch nie darüber geredet, wie das weitergehen soll. Und ich will nicht diejenige sein, die es anspricht, wenn er es nur als Zeitvertreib sieht" Nina war unsicher und das sah man ihr an. Kaum jemand an diesem Tisch konnte das wohl so gut nachvollziehen wie Louisa, die fühlte sich aber gerade auch in ihrer Situation irgendwie festgefahren, wenn sie an Roman dachte... eigentlich sollte sie mal auf ihr Handy schauen, sicher hatte er ihr geschrieben – hoffte sie zumindest auch irgendwie.
„Auch Männer können Gefühle haben, ihr Frauen unterschätzt das immer" begann Leon zu reden. Und Lou riss die Augen auf, sie konnte gerade noch den Reflex unterdrücken ihren Blick auf ihn zu richten und wohl auch nicht mehr so schnell loszulassen! Stattdessen starrte sie weiter auf das Meer. Das konnte doch nicht sein ernst sein. Warum begann er jetzt zu reden? Ausgerechnet zu so einem Thema?! Sie wollte das alles gar nicht hören. So ein Mist!!!
„Ihr seid nicht die einzigen, die ein Anrecht auf Schmetterlinge im Bauch und Kopfzerbrechen haben! Versteht ihr das nicht? Wir sind nicht nur gefühlskalte Wesen, die in euch nur jemanden zum Vögeln sehen" erklärte er und sie spürte, wie sein Blick auf sie gerichtet war. Er brannte sich regelrecht in ihre Haut. Sie merkte, wie dieser Vorsatz all das nicht mehr an sich ranzulassen was Leon betraf plötzlich komplett weggeblasen war. In ihrem Kopf spielten sich gerade in einer hinteren Ecke sämtliche Szenarien zwischen den beiden durch.
„Lass uns mal noch Getränke machen" zog Julia sie mit sich und sie gingen die Treppe hinunter. Sie hörte noch Tims „Musste das sein?" Halb wütend und halb verständnislos. Da brach sie unten bereits in Tränen aus. „Will er mich verarschen?! Damals war ihm das auch alles egal! Jetzt macht er genau so weiter und labert so eine scheisse. Ich könnte ihm eine reinhauen" keifte Louisa und Julia nahm sie bloß in ihr Arme. „Frag mich nicht, was das sollte. Ich weiß es auch nicht. Aber es war verdammt komisch! Er hat dich richtig verbissen angestarrt!" Sagte Julia noch, sie suchten sämtliche Sachen für Cocktails zusammen und gingen wieder an Deck. Louisa tröstete sich mit dem Gedanken, dass der Urlaub nicht ewig ging und sie Leon dann nicht mehr Tag für Tag sehen würde.
So verbrachten sie den ganzen restlichen Abend bis mitten in die Nacht noch oben über Wasser, in Decken eingekuschelt. Irgendwann schlief Louisa an Marius Schulter ein, der legte seinen Arm um sie und streichelte ihr kurz über den Rücken. Irgendwann brachte er sie auch ins Bett.
Es war schon befreiend aufzuwachen und festzustellen, dass sie nicht mit Leon geschlafen hatte. Wie verrückt. Julia schlief noch, sodass sie in die Küche ging und sich ein Wasser holte und oben der Sonne beim Aufgehen zusah. So konnte sie endlich mal ganz in Ruhe ihren Gedanken nachgehen. Sie wollte nicht mehr so abhängig davon sein, wie Leon mit ihr umging, wie er mit ihr spielen konnte. Also entschied sie das selber in die Hand zu nehmen, mit etwas Abstand würde sie das zuhause mal klären. Denn so wie es aktuell war, konnte es nicht weitergehen. Und das obwohl sie dachte, nach dem Gespräch war alles gut.
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Unforgettable (Roman Bürki, Leon Goretzka)
FanfictionInspiriert von French Montanas 'Unforgettable' geht es anhand des Liedtextes durch das so plötzlich verwirrende Leben der Louisa Fischer. Auf der Arbeit lernt sie Roman kennen - einen totalen Kotzbrocken, der es aber doch irgendwie schafft, dass sie...