Kapitel 6

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Diesen Anblick von Tuna wollte ich nicht weiterhin ertragen. Ich hatte mir fest vorgenommen, mich Bugra keinsterweise zu nähern, doch zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was wirklich passieren würde.
Ich riss meinen Mund auf um zu gähnen. Eine Stille plagte den Raum, bis schließlich Tuna eine Träne über die Wange lief, welche ich sofort mit meinen Händen sanft wegwischte. Ich lächelte ihn leicht an und strich zart über seine Wangen. Währenddessen sahen wir uns in die Augen und unsere Blicke wichen nicht voneinander aus.
"Also Öz, zieh deine Schlafsachen an und leg dich schlafen, wir haben morgen Uni und es ist schon spät."
Ich gehorchte ihm und nach einer flüchtigen Umarmung und einem "Gute Nacht"-Wunsch verschwand er aus meinem Zimmer.
Ich griff nach meinem Handy und bemerkte wieder die Nachricht von Bugra. Ich klickte die Nachricht an und war fest entschlossen davon, ihm zu antworten.

Ich habe wirklich kein Interesse. Nun könntest du deine seltsamen Anspielungen und deine Nachrichten in Zukunft bitte unterlassen?
-Özge Kaya

Kurzerhand schickte ich die Nachricht ab und erhielt prompt eine Nachricht.

Nein du Zicke, ich würde dich gerne kennenlernen. Wirklich!

Seine Art hatte es mir ernsthaft angetan und ziemlich schnell ließ ich mich in ein Gespräch verwickeln. Ich bedachte erneut Tunas warnenden Worte, doch alles schien mir unrealistisch. Er war ein smarter junger Mann, der einen Wert auf Höflichkeit legte und ich hatte das Gefühl, dass Tuna jemand anderen meinte. Zwar war ich kein naiver Mensch, doch das alles blendete mir nicht ein und ergab keinen Sinn.Wir schrieben ein wenig hin und her bis ich schließlich mit seinen grünen Augen im Gedanken einschlief.

Gegen fünf Uhr klingelte mein Wecker und schlaftrunken schwang ich mich aus dem Bett. Ich suchte mir ein paar passende Klamotten heraus. Ich kombinierte meine graue Strickjacke mit einem weißen T-Shirt und einer schwarzen Röhrenjeans. Meine Haare lockte ich ein wenig mit dem Lockenstab, um meinen sonst so leblosen Haaren etwas interessanteres zu verpassen und gab meinem Gesicht einen dezenten Hauch von Schminke. Tuna studierte ebenfalls mit mir, weshalb ich vorsichtig das Wohnzimmer betrat, um ihn zu wecken.
"Noch fünf Minuten." quengelte er. Schließlich ließ ich ihn in Ruhe und begab mich in die Küche. Ich machte zwei Kaffees. Einmal mit Zucker und Milch für Tuna und einmal ohne Zucker und ohne Milch für mich. Ich deckte den Tisch mit einigen Frühstückszeugs und wollte ihn anschließend herrufen. Als er auf meine Rufe nicht antwortete, stolzierte ich zum Wohnzimmer und klopfte an die Tür.
"Komm rein" rief er mir zu. Ich betrat das Zimmer und sah einen völlig kaputten Tuna auf der Couch liegen, welcher nicht aufstehen wollte.
"Los jetzt, richte dich. Ich hab schon Frühstück gemacht.", drängte ich ihn, bis er schließlich seinen nackten Oberkörper aus der Decke hervorscheinen ließ und ich automatisch einen Abgang machte. Sein muskulöser Körper konnte ein jedes Mädchen um den Verstand bringen, er war so makellos. Während ich mir auf die Unterlippe biss, ein wenig vor mich hin schwärmte und breit grinste, stand Tuna plötzlich am Türrahmen und sah mich verwirrt an. Sofort verschärfte sich meine Miene und er blickte belustigt zu mir.
"Bist du krank oder so?"
Seine Aussage brachte mich zum Lachen und sogar morgens konnte Tuna meine Laune aufheitern. Es steckte ihn an und zusammen kamen wir nicht mehr zu uns vor lauter Gelächter.

Nachdem wir uns beruhigt hatten, sah ich erneut zu Tuna. Seine raue Stimme klang unfassbar schön und seine Haare, die noch zersaust waren gaben ihm etwas unfassbar Süßes. Sein Blick verdeutlichte seine Müdigkeit, er kratze sich am Nacken, anschließend fuhr er mit seiner Hand weiter hoch und strich grob durch seine Haare, was zugegeben atemberaubend aussah. Er näherte sich dem Tisch und blickte gierig darauf.

Wir frühstückten ein wenig, während wir über dies und jenes sprachen und zum Schluss räumte ich den Tisch auf. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es langsam an der Zeit war, sich auf den Weg zu machen.

Ömür Boyu (Ein Leben lang)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt