Kapitel 18

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"Burak.", murmelte er vor sich hin.
"Was ist?", wollte ich von ihm wissen. Augenblicklich widmete er mir einen ernsten Blick und sprach zu mir.
"Wer ist das?", sein Blick wirkte ein wenig beängstigend, seine Augen glitzerten, jedoch nicht vor Freude. Er musterte mein Gesicht, was mir überhaupt nicht angenehm war.
"Nur ein Freund, ist doch egal jetzt.", sagte ich und lächelte ihn dabei gezwungen an. Sein Blick war etwas erdrückend und sein Ausdruck plagte mich in diesem Moment, da man diesen undefinierbaren Blicken nicht widerstehen konnte. "Hm.", kam es kurz von ihm, als er mir immernoch tief in die Augen sah. Anschließend bildete sich ein schiefes Lächeln auf seinem Gesicht. Ich war nun erleichtert darüber, dass er nicht weiter nachhakte, weshalb ich freudig nach vorne blickte und dabei fiel mir auf, dass die Sonne bereits untergegangen war. Aus meinem Augenwinkel konnte ich immernoch Bugras musternden Blicke erkennen, welche mich förmlich durchbohrten. Als hätte er meine Gedanken mit diesem Blick gelesen, sprach er zu mir. "Das war's, sie ist untergegangen."
"Es war sehr schön.", sprach ich lächelnd, dabei sah ich auf meine Füße, welche ich baumeln ließ, während ich immernoch seine Blicke auf mir spürte. In diesem Moment vibrierte etwas in meiner Hosentasche, was wohl mein Handy war. Ich zögerte kurz, doch meine Neugier siegte und ich blickte auf den Display. Im Nachhinein hätte ich mir jedoch gewünscht, die Nachricht von Burak niemals in Bugras Nähe geöffnet zu haben.

Ich liebe dich ♥️

Sofort fingen meine meine Wangen an zu Glühen und ich spürte die Röte in mir aufsteigen. In meinem Bauch kribbelte es enorm, jedoch war es ein seltsames Kribbeln, welches ich nicht definieren konnte. Blitzartig steckte ich mein Handy ein und knetete an meinen Fingern herum. Es dauerte nicht lange, bis Bugra sich dazu äußerte. "Nur ein Freund also.", sagte er und lachte dabei auf. Ich wünschte mir, im Boden zu versinken, denn es war mir sehr unangenehm und unwohl war mir auch bei der Sache. Ich gab ihm keine Antwort, doch das musste ich auch nicht, denn ohne zu zögern sprach er erneut. "Wieso triffst du dich mit mir, wenn du einen Freund hast?"
Ich fühlte mich nicht bereit dazu, ihm eine Antwort darauf zu geben. Ich hatte einen riesigen Frosch im Hals, welcher nicht herausspringen wollte. "Rede mit mir.", sprach er in einem verärgerten Ton und hob dabei hastig mein Kinn mit zwei Fingern, sodass ich ihm direkt in diese ausdrucksstarken Augen blickte, welche grün schimmerten. "Hast du es etwa darauf angelegt, mich zum Antworten zu drängen?", gab ich in einem genervten Ton von mir und entfernte seine Finger von meinem Kinn. "Ich will die Wahrheit hören.", kam es von ihm.
"Er ist nicht mein Freund, das ist die Wahrheit." Nach dieser Aussage traf ich auf ungläubige Blicke seinerseits. Er runzelte die Stirn, zog dabei eine Augenbraue hoch und sah mir verwirrt entgegen. "Deswegen schickt er dir so eine Nachricht?"
"Du wolltest die Wahrheit hören Bugra! Ich habe dir die Wahrheit gesagt und du glaubst mir nicht. Worauf willst du hinaus? Musst du verdammt nochmal jeden schönen Moment zerstören?"
Kurz überlegte ich und begriff anschließend, was ich als letztes gesagt hatte. "Schöner Moment?", ertönte es grinsend aus seinem Mund, daraufhin nickte ich unsicher. "Ich glaube dir.", sprach er, was mich sehr erleichterte. Wir saßen immernoch an der Kante des Steges und nun schwiegen wir uns erneut an. Ich spürte, wie er näher rückte und schließlich seinen Arm um meine Schulter legte. Er zog mich unfassbar nah an sich heran, was mir sehr unangenehm wurde. Ich entfernte seinen Arm von meiner Schulter und musste seine unverständlichen Blicke ertragen. "Entschuldige", sprach er kurz und knapp, worauf ich ihm keine Antwort gab. Nach einer gefühlten Ewigkeit, die wir uns angeschwiegen hatten und mein Kopf vor lauter herumirrenden Gedanken gekocht hatte, wurde mir ziemlich müde und ich gähnte auf. Das Gähnen entging ihm selbstverständlich nicht, weshalb er mich im nächsten Moment darauf ansprach.
"Bist du müde?" Ich nickte bloß. Daraufhin stand er vorsichtig auf und forderte mich mit einem einfachen "Komm!" auf, ihm zu folgen. Ich war froh darüber, dass er sich mir nicht mehr versuchte zu nähern, da mir unwohl dabei wurde und mit einem großen Abstand zwischen uns begaben wir uns in die Pension.
Angekommen nahmen wir den Aufzug, welcher ziemlich eng war und welcher uns zu unserem Stockwerk führte. Obwohl der Aufzug ziemlich eng war, hielt Bugra plötzlich eine gewisse Distanz zu mir, er stand am anderen Ende des kleinen Raumes. In mir brodelte es wieder einmal vor lauter Gedanken, wie zum Beispiel diese, dass ich ihn gekränkt hatte, indem
ich mich von ihm entfernt hatte. Ich fand Bugra zwar interessant und seine Art hatte etwas an sich, was mich anzog, doch ich wollte mich ihm nicht sonderlich nähern. Ich fragte mich bereits einige Male, weshalb ich diesem Treffen überhaupt zugestimmt hatte, da ich ihn nicht wirklich kannte. Er war eine sehr interessante Persönlichkeit und von ihm konnte man eine Menge lernen. Sein Charakter faszinierte mich, er war so liebenswürdig und warmherzig. Man konnte unglaublich viel mit ihm Lachen, sein Humor stimmte mit meinem in jeder Hinsicht überein. Wir hatten sehr viele Gemeinsamkeiten und insgeheim wollte ich, dass es nie endete. Dass wir uns jeden Tag sehen konnten und unzählige weitere Tage mit wunderschönen Momenten verbringen konnten, wie der heutige Tag. Es war ein stiller Wunsch von mir, von welchem ich mir erhoffte, dass Bugra ihn erhören sollte. Ein weiterer Grund für mein Zusagen war mein Herz, was mich dazu gedrängt hatte. In seiner Nähe fühlte ich mich so wohl, obwohl wir uns nicht lange kannten. Mittlerweile kannten wir uns besser, doch erst seit einem geringen Zeitraum. Unerklärlicherweise hatte ich ihm sofort vertraut und mich unfassbar gut dabei gefühlt.

Ich war so tief in meinen Gedanken versunken, dass ich Bugras vergeblichen Versuche, mit mir zu reden, überhört hatte.
"Özge, kommst du?" Ich schüttelte hastig meinen Kopf und bemerkte, dass wir bereits seit längerem an unserem Stockwerk angekommen waren. Ich setzte einen Schritt vor den anderen, während ich meine Füße beobachtete und tippelte langsam aber sicher in das kleine Zimmer. Ich musste erst durch Bugras Zimmer und anschließend fand ich durch die Türe in meines. Ich stand starr in seinem Zimmer an der Wand angelehnt und beobachtete ihn. Ich beobachtete ihn dabei, wie er sich von seinen stilvollen Nike-Schuhen erlöste und sich anschließend räusperte. Er ließ sich auf sein Bett fallen, bis er mich bemerkte. Augenblicklich erhob er sein Haupt und wir blickten uns gefühlte Sekunden lang in die Augen, bis ich meinen Blick von ihm abwandte und mich wortlos in mein Zimmer begab. Zu meiner Verwunderung rief er mir kein "Gute Nacht" oder ähnliches hinterher, was mich stutzig machte. Ich zog mir hinter der Tür meine Schlafsachen an, da ich Angst hatte, er könnte sie jeden Moment öffnen. Nun schnappte ich mir meine Zahnbürste und meine Abschminktücher und suchte vergebens das Badezimmer, bis mir auffiel, dass man nur durch Bugras Zimmer einen Zugang dazu hatte. Dumm wie ich war riss ich die Türe auf -ohne zu klopfen, und musste mir diesen unwiderstehlichen Anblick von Bugra in bloßen Boxershorts ansehen, welcher mir zugegeben sehr gefiel. Sein Oberkörper war makellos und seinen erstaunliche Bauchmuskulatur stach augenblicklich heraus. Mein Herz begann, wie wild zu rasen. Ich hielt mir die Augen zu, murmelte ein "Entschuldigung." vor mich hin und wollte mich gerade umdrehen, da hielt er mich zurück. Er zog mich unglaublich schnell zu sich und wir kamen uns ziemlich nah, zu nah.

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Danke an alle Leser und einen schönen Tag wünsche ich euch 😘😘♥️

Ömür Boyu (Ein Leben lang)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt