"Özge?", sprach mich meine Cousine verwirrt an. "Bugra ist hier.", flüsterte ich ihr zu und eilte anschließend auf die Toilette, während ich seine Blicke noch immer auf mir spürte. Was war diese Kälte in seinen sonst so feurigen Augen? Was war diese Leere, es war so merkwürdig. Ich wollte es einfach nicht glauben, Bugra war hier? Ich wollte hier so schnell wie möglich weg. Hatte ich mich vielleicht doch getäuscht? Machte mich das Ganze so verrückt, dass ich in fremden Leuten Bugra sah? Ich musste das überprüfen, ich konnte meinen eigenen Augen nicht trauen. Ich atmete tief durch, sehr tief. Ich war unfassbar aufgeregt, was würde sich jetzt ergeben? Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und verließ das Damenklo. Mein Blick fiel direkt auf unsere Sitze, wo ein Typ sich zu Tuana gebückt hatte und mit ihr sprach. War das.. Bugra? Es wirkte so, als würde er versuchen ihr etwas zu erklären, doch sie blockte ab. Ich näherte mich mit langsamen Schritten und ich konnte diese Gefühle in mir einfach nicht beschreiben.. Alles war in mir war am Explodieren, alles war am Überschäumen. Mein Herz hämmerte heftig gegen meine Brust und versetzte mir somit ungewohnte Schmerzen. Meine Beine fühlten sich so schwer an, als wollten sie mich nicht zu Bugra tragen. Je mehr ich mich näherte, desto deutlicher wurde die Stimme des Jungen und er war es. Es reichte nicht aus, um zu verstehen was er da sagte, doch es war Bugra. Seine tiefe Stimme, welche ich vermisst hatte und welche mir den Atem rauben konnte, indem sie einfach nur erklang. So eine männliche, so eine schöne Stimme. Mit leisen Schritten näherte ich mich unserem Platz immer mehr und dieser Weg kam mir plötzlich so weit vor. "Na gut!", kam es schließlich von Tuana und ein "Danke.", konnte ich von Bugra vernehmen. "Was ist hier los?", sprach ich kleinlaut mit einer überaus zittrigen Stimme. Blitzartig drehte sich Bugra zu mir und in diesem Moment, als er mir mit seinen leblosen grünen Augen ins Gesicht blickte, fingen sie plötzlich an zu funkeln und bekamen ihren alten Glanz wieder verliehen. "Özge.", sprach er mir leise zu. Mein Name aus seinem Mund klang wie ein Lied, ein wunderschönes Lied. Eine liebliche Melodie, so wunderschön und bedeutsam. Bevor ich Bugra kannte, wusste ich nicht, dass man meinen Namen so wundervoll aussprechen konnte, wie war das möglich? Was hatte die verdammte Liebe mit mir angestellt? Er kam näher an mich heran, während ich Schritte zurück machte. Plötzlich schnappte er sich mein Handgelenk und zog mich ungewollt hinter sich her. "Lass mich los du verdammtes Arschloch!", rief ich ihm zu und spürte in diesem Augenblick unendlich viele Blicke auf uns, doch Bugra schien das egal zu sein. Er zog mich kurzerhand aus der Shisha Bar heraus und nahm somit einen riesen Stress in Kauf. Es strömten einige Männer heraus und schrien ihn an, was das sollte. "Lass das Mädchen los!", schrien sie ihm zu und wollten auf ihn losgehen, doch das hätte ich nicht mitansehen können. Ich würde es nicht ertragen können, wenn er leidete. "Stop!", rief ich ihnen zu. "Ihr könnt gehen, es ist alles in Ordnung!" Sie traten auf ein riesen Unverständnis und als ich in Bugras Gesicht sah und dieses typische Grinsen erblickte, erwärmte sich mein Herz augenblicklich und es begann erneut unfassbar laut zu pochen. Bugra, was stellst du nur mit mir an?! Als die Männer verschwunden waren, zog mich Bugra weiter hinter sich her, während ich pausenlos schimpfte, betraten wir das Hotel, von welchem mir Tuana ebenfalls erzählt hatte. "Kannst du mich jetzt loslassen?" "Nein.", gab er kalt von sich und zerrte mich in den Aufzug. Doch dieses einzige 'Nein' hatte ausgereicht, um eine ungemeine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper auszulösen. Die Situation kam mir ziemlich merkwürdig vor, verschleppte er mich gerade? Allerdings kam mir auch die Szene in den Sinn, als wir am Starnberger See gewesen waren und er mich plötzlich wie Dreck behandelt hatte. Er hatte es nicht für nötig gehalten, mir Antworten zu geben geschweigedenn mit mir zu reden und den Grund dafür hatte ich niemals erfahren, jetzt wusste ich ihn aber. Er wollte mich von Anfang an nur wie ein Häufchen Elend benutzen und beschmutzen, was sollte es denn anderes sein? Die Wut stieg unbemerkt in mir auf. Ich fand uns in diesem Augenblick wieder. Wir beide schwiegen, doch diesmal hatte ich einen Grund um sauer zu sein. Mein Handgelenk begann bereits zu schmerzen, da er es unerträglich stark griff, doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. "Was denkst du eigentlich Bugra? Du kannst mich hier gegen meinen Willen verschleppen? Hältst du das etwa für selbstverständlich du mieses Schwein?" Sein provokantes Lachen entging mir nicht, es war eindeutig wie die Zeiten, in denen ich ihn noch nicht ausstehen konnte. Es gefiel ihm wahrscheinlich, wie ich gegen ihn hetzte und wie ich mich über ihn aufregte. Es ertönte ein klingendes Geräusch und wir waren in der Etage angekommen. Unachtsam zerrte er mich aus dem Fahrstuhl raus und öffnete mit einer Karte ein Hotelzimmer, in welches er mich schubste und anschließend die Tür hinter sich abschloss. "Hör mir zu, wir müssen-" "Wir müssen gar nichts, Bugra! Du wirst mich hier jetzt rauslassen und dann ist alles gut. Du musst mir nichts erklären, was schon auf der Hand liegt. Ich wurde ausgenutzt, ich fühle mich so richtig widerlich. Dank dir, Bugracigim (Bugralein)." "Hör mir doch-" "Ich habe dir genug zugehört, verstehst du? Es reicht, lass mich hier raus! Du kannst mich hier nicht gegen meinen Willen festhalten. Ich hasse-" Diesen Satz unterbrach er nicht, indem er dazwischenredete. Er küsste mich. Ich wollte es nicht erwidern, doch diese weichen Lippen waren unwiderstehlich. Ich hatte sie vermisst, seine Lippen. Seinen Kuss, so gefühlsvoll. Er ging so vorsichtig mit mir um und drückte mich im nächsten Moment gegen die Wand, wo er mich weiterhin küsste. Unsere Lippen harmonierten so perfekt miteinander, wir beherrschten es einfach gemeinsam. Meine Gefühle? Am überbrodeln.. Doch als sich mein Verstand zu Wort meldete, schubste ich ihn mit meiner ganzen Kraft weg. Meine Kraft reichte zwar nicht aus, um ihn zu von mir zu entfernen, doch unsere Lippen trennten sich im nächsten Moment voneinander. Was dachte er sich? "Du bist so ein Idiot, weißt du das?" "Ja.", sagte er amüsiert und lachte. "Du bist richtig scheiße, lass mich hier raus." "Nö.", grinste er noch immer vor sich hin. "Du musst mir zuhören, dann darfst du raus. Wenn du dann überhaupt noch raus willst natürlich." Er zwinkerte mir zu, was mich regelrecht anwiderte. "Vergiss es, ich werde dir nicht zuhören." "Du wolltest es so."; sprach er mir zu und packte mich an den Hüften. Ich forderte ihn dazu auf, mich runterzulassen, doch er reagierte nicht darauf. Ich strampelte mit meinen Füßen, doch er ließ nicht locker. Stattdessen hob er mich ein letztes Mal hoch und drückte mich mindestens doppelt so stark wie zuvor gegen die Wand, in dem er sich mit seinem gesamten Körpergewicht gegen mich stemmte und mir somit keine Fluchtmöglichkeit ließ. "Was machst du da Bugra?", kam es angestrengt von mir. Sein Körper war wirklich zu schwer, sodass mir für einen Moment das Atmen schwer fiel. "Wir reden jetzt!" "Sacmalama, geh weg von mir! (Mach keinen Scheiß)." "Wenn du mir anders nicht zuhören willst, dann eben so." Unsere Köpfe waren so nah aneinander, dass ich seinen Atem auf mein Gesicht prallen spürte. Sein warmer Atem und seine glänzenden Augen waren es, die mich fast um den Verstand brachten. Ich konnte jedes einzelne Detail seiner Bauchmuskulatur an meinem Körper spüren. Ich vergaß die gefühlte Tonne, welche sich in diesem Moment gegen meinen Körper drückte und sah nur sein markantes Gesicht an. Wie konnte ein Mensch nur so schön sein? Ich musterte seine Gesichtszüge bis hin zu seinen Haaren, seine Augen, seine weichen Lippen. Ich hatte das Bedürfnis, meine Lippen auf seine zu pressen, doch mein Verstand ließ es nicht zu. Mein Herz hämmerte wie wild gegen meine Brust und ich war mir sicher, dass er das spürte. Ich konnte seinen Herzschlag ebenfalls spüren und es war fast so, als schlugen unsere Herzen im selben Rhythmus. Ich war fasziniert von dieser Schönheit, ich hatte ihn wohl doch zu sehr vermisst.
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Ömür Boyu (Ein Leben lang)
Romance"Rede doch mit mir.", sein Atem prallte auf mein Gesicht, wodurch sein ekelhafter Mundgeruch in meine Nase einzog. Mein Herz raste wie wild, was wollte er von mir? Die Angst stieg immer weiter in mir auf. Er kam immer näher und immernoch versuchte i...