"Bugra?", vergewisserte er sich. Daraufhin nickte ich und musste noch immer diese finsteren Blicke seinerseits ernten. "Was hast du mit Bugra Ates zu tun?"
"Nicht viel.", sprach ich in einem lockeren Ton, während ich mit den Schultern zuckte. Im Gegensatz zu Tuna war mein Bruder ein Mensch, welcher sich sehr schnell aufregte und aggressiv handelte. Zudem hatte er sich oft nicht unter Kontrolle. Er wirkte nun sehr angespannt und zappelte auf seinem Stuhl hin und her. Tuna hörte uns gespannt bei unserer Konversation zu. "Was heißt nicht viel?"
"Paar mal mit ihm geredet.", gab ich erneut uninteressiert von mir. "Dann hat Tuna mir gesagt, ich solle mich von ihm fernhalten. Aber wieso? Was hat es mit diesen Leuten auf sich, erklärt mir das bitte." Wie aus einem Mund sprachen die Jungen daraufhin "Können wir nicht." Ich schüttelte den Kopf und schrie in einem verärgerten Ton auf. "Jetzt sagt es mir doch verdammt nochmal! Wie lange wollt ihr mich hier unwissend zittern lassen? Mir ist es scheiß egal was ihr sagt, solange ihr mir die Wahrheit nicht sagt, werde ich machen was ich will. Und selbst wenn ich mich mit Bugra treffe."
Während ich diese Worte sprach, traf ich auf schockierte Blicke, welche mich entsetzt musterten. Sie schwiegen, ich hingegen verließ wutentbrannt den Raum, schnappte mir meine Tasche und sprintete davon. Zu meiner Verwunderung kam mir niemand hinterher, was mir jedoch egal war. Ohne eine vernünftige Antwort würde ich mich keineswegs bereit dazu erklären, ihren Wünschen nachzukommen. Ich war eben ein Sturkopf und meine Geduld hatte langsam ihr Ende, sie konnten mir doch vertrauen. Ich konnte ihr Problem nicht nachvollziehen, doch ich ließ es vorerst hierrauf beruhen.Dieser Vorort war ziemlich weit entfernt von meiner Wohnung, weshalb ich einen Bus in die Innenstadt nehmen musste. Dort angekommen wollte ich noch ein wenig durch die Läden trödeln, zusammen mit Aylin. Ich wählte ihre Nummer, begrüßte sie höflich und schon hatten wir einen Treffpunkt ausgemacht, welchen wir gleichzeitig nach gefühlten zehn Minuten erreichten. Wir begrüßten uns mit einem Küsschen jeweils rechts und links und starteten anschließend die Shopping-Tour. Ich klärte sie über Tunas Auftauchen, unser Gespräch und über den Vorfall im Gefängnis auf, anscheinend traf sie auf ein Unverständnis.
"Ich würde aufpassen, wenn die dir sowas sagen, aber du hast trotzdem alles richtig gemacht."
"Aylin ich weiß was du meinst, aber bei Bugra hab ich ein gutes Gefühl, ich fühle mich so wohl bei ihm.", schwärmte ich. Allerdings musste ich wütende Blicke ihrerseits ernten. "Das kommt dir nur so vor, halte dich einfach fern von ihm, ich hab sowieso von Anfang an kein gutes Gefühl gehabt, was ihn angeht.", sprach sie, während sie sich ein Kleid heraussuchte und es gespannt musterte. Anschließend deutete sie mit ihrem Finger darauf und lenkte vom eigentlichen Thema ab. "Anprobieren?"
Ich nickte, da ich das Kleid ziemlich schön fand. Doch als sie es anhatte, schüttelten wir beide synchron den Kopf und legten es zurück. Wir wurden in diesem Laden nicht fündig und begaben uns schließlich in ein Café. Wir plauderten ein wenig, wobei ich mir ihre Schwärmereien über Tuna anhören musste. "Er ist so fürsorglich.", sprach sie deutlich fröhlich, woraufhin ich bloß lächelte. "Aber er sieht mich doch eh nur als Schwester.", jetzt senkte sie ihren Blick und nahm einen Schluck von ihrem Capuccino, während sie mich traurig ansah. Ich schüttelte den Kopf und machte ihr Mut, da ich genau wusste, dass Tuna Gefallen an Aylin fand. "Er hat sicher ein Auge auf dich geworfen." Ich zwinkerte ihr kurz zu und kurz darauf freute sie sich wie ein kleines Kind, was ich unglaublich süß fand. Sie war eine Schönheit, innerlich wie äußerlich, sie hatte wirklich viele Verehrer. Wir kannten uns bereits seit der fünften Klasse und auf Anhieb hatten wir uns gut verstanden. Unsere kleine Truppe bestand aus Umut, Tuna, Aylin und mir. Gemeinsam hatten wir unglaublich viel durchgemacht und waren uns jedesmal ein Stückchen mehr ans Herz gewachsen. Natürlich war unsere Truppe momentan nicht komplett, doch bald würde sie es wieder sein und ich freute mich unfassbar sehr auf seine Entlassung, bei welcher ich von festester Überzeugung war, dass sie so schnell wie möglich stattfinden würde. Eine ganze Weile saßen wir im Café und plauderten. Letztendlich riefen wir den Kellner zu uns und bezahlten die Rechnungen, welche wir mit ein wenig Trinkgeld zierten. Wir wollten gerade das Café verlassen, die Tür hatten wir bereits geöffnet und waren nach wie vor am kichern, weshalb wir die zwei Männer nicht bemerkten, welche uns entgegenkamen. Wir sahen uns gegenseitig in die Augen, weswegen wir die Männer nicht wahrnahmen und ich augenblicklich mit meinem gesamten Körper gegen diese steinharte Brust prallte, Aylin gegen die, des anderen Mannes. Als ich hochblickte, sah ich wieder einmal in diese grünen Augen, welche freudig leuchteten und eine unglaublich positive Energie ausstrahlten.
Wir begannen erneut zu Lachen und entschuldigten uns höflich. "Özge.", sprach er in einem ziemlich neutralem Ton, dennoch konnte ich ein glückliches Empfinden heraushören. Aylin sah mich unwissend an, bis sie im nächsten Moment realisierte, dass es Bugra war. Ihr Mund blieb offen und ich murmelte ein höfliches "Hallo Bugra." vor mich hin.
"Darf ich vorstellen, das ist Tolga."
Als er diese Worte aussprach, rissen wir beide unsere Augen enorm weit auf und starrten den Mann neben Bugra an. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken und im selben Moment durchzog ein grober Wind meine Haare, was meinen Körper zum Zittern drang. Das war also Tolga?
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Ömür Boyu (Ein Leben lang)
Storie d'amore"Rede doch mit mir.", sein Atem prallte auf mein Gesicht, wodurch sein ekelhafter Mundgeruch in meine Nase einzog. Mein Herz raste wie wild, was wollte er von mir? Die Angst stieg immer weiter in mir auf. Er kam immer näher und immernoch versuchte i...