Kapitel 33

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Ich atmete kurz ein und wieder aus, dies wiederholte ich einige Male, bis ich erneut seine feurige Hand auf meiner Wange spürte "Burak.." flüsterte ich noch immer schockiert. "Özge", hauchte er mir ins Ohr. "Was ist los?", fragte er nun. "Burak, gib mir doch bitte die Zeit. Ich möchte nicht, dass es zu schnell geht." Er blickte mir mit seinen eisigen Augen intensiv ins Gesicht und musterte dabei konzentriert meine Gesichtszüge. "Aber natürlich.", murmelte er vor sich hin und strich mir dabei sanft über die Wange. "Nimm dir alle Zeit der Welt, ich werde bis an mein Lebensende auf dich warten. Die Hauptsache ist, dass wir uns nicht aufgeben." Seine Worte waren traumhaft formuliert und bereits im nächsten Moment huschte mir deshalb ein ehrliches Lächeln über das Gesicht. "Danke.", erklang es zierlich aus meinem Mund. "Nichts zu danken, mein Engel.", sprach er nun zu mir und schlang dabei seine unfassbar tollen Arme um meine Taille. Nun ging er ein wenig Höher und drückte dabei meinen Kopf zart an seine Brust, was mir erneut dieses wunderschöne Gefühl von Wohlempfinden zu verspüren gab. Er strich mit seinen Fingern zaghaft über meine Haare und drückte mir einen liebevollen Kuss auf den Haarscheitel. Dieses Gefühl war unbeschreiblich schön, den ganzen Tag lang hätte ich mit ihm in dieser Position herumstehen können. Ich wurde in diesem Augenblick förmlich von Glücksgefühlen überschüttet und in mir bebten alle Emotionen, ich fühlte mich, als wäre ich kurz vor dem Explodieren. Dennoch war es ein angenehmes Gefühl, denn in seiner Nähe fühlte ich mich nunmal geborgen und sicher. Ich hatte Burak schon immer geliebt. Es war keine gewöhnliche Liebe sondern eine unendliche, welche durch Nichts und Niemanden zerstört werden konnte. Ich wollte keinen voreiligen Entschluss fassen, denn noch immer war ich meinen Gefühlen nicht zu 100% bewusst. Allerdings war dieses Gespür, von jemandem über alles geliebt zu werden, unbezahlbar und Gold wert. Man sehnte sich danach, zu jeder Zeit mit dieser Person zusammen zu sein und die wunderschönsten Augenblicke miteinander zu durchleben. Seine Nähe fühlte sich unbeschreiblich gut an, doch ob ich ihn noch liebte, das wusste ich nicht. Das Gefühlschaos in meinem Bauch war ununterbrochen am durchdrehen und ließ mir keinen freien Nerv mehr.

Ich schmiegte mich vorsichtig an seinen Oberkörper, während er noch immer über meinen Hinterkopf strich. Schließlich lösten wir uns jedoch voneinander und blickten uns reglos in die Augen. Er war so ein wundervoller Mensch und sehr wertvoll für mich. Erst Recht die wunderschönen Erinnerungen würden für eine unendliche Ewigkeit nicht aus unseren Köpfen geschlagen werden und dessen war ich mir sehr bewusst. Er sah mich durchaus erwartungsvoll an, doch ich wusste nicht, was er genau von mir erwartete. Selbstverständlich hatte ich noch immer Gefühle für ihn, was mir mein Bauchgefühl immer wieder zu bestätigen vermochte, doch ob es noch Liebe war? Über eine Sache war ich mir jedoch im Klaren und das war die Tatsache, dass ich Burak nicht verlieren wollte. Nicht noch einmal, es würde mein Herz erneut in Stücke reißen, was ich nicht verkraften könnte. "Sollen wir heute noch was machen?", wollte er von mir wissen. Ich erwiderte mit einem leichten Nicken, fast nicht erkennbar, doch er hatte es gesehen. "Und was?", kam es im nächsten Moment erneut aus Buraks Mund. Schulterzuckend blickte ich mich in der Gegend umher. Wir blieben schweigend stehen und gerade beobachtete ich seinen Mund, welcher aufklappte um womöglich etwas zu sagen, da schloss er sich wieder, denn die Stille wurde von meinem schrillen Klingelton durchbrochen. Ich fischte mein Handy aus der Hosentasche und erblickte den Namen Bugra, welcher merkwürdigerweise auf einen Schlag mein Herz schneller schlagen ließ und ich augenblicklich lächeln musste. Burak versuchte, auf meinen Display zu blicken, doch ich versteckte es so gut wie möglich. "Entschuldige mich.", sprach ich zu ihm und entfernte mich nun um einige Schritte. Schließlich hob ich den Anruf ab und ohne eine Sekunde zu zögern, erklang bereits Bugras hysterischer Tonfall, welcher so gar nicht üblich für ihn war. "Özge, wie lange brauchst du um abzuheben?" Ich blickte kurz rüber zu Burak, welcher sich auf der Bank niedergelassen hatte und holte anschließend einmal tief Luft, um etwas zu sagen, jedoch ohne Erfolg. Bevor ich einen Ton herausbringen konnte, tat es Bugra für mich. "Özge? Antworte mir verdammt nochmal!" "Bugra, ich bin doch da. Was ist denn?", entgegnete ich ihm beruhigend. "Gott sei Dank.", sprach er daraufhin deutlich erleichtert. Ich verstand die Situation nicht und wollte nun Klarheit schaffen. "Was ist?", wollte ich in einem leisen Ton von ihm wissen, während ich noch immer Burak beobachtete, welcher nun mit seinem Handy spielte. "Geht es dir gut? Ist irgendwas passiert?" "Nein, wieso sollte mir-", erneut unterbach er mich. "Ich muss dich sofort sehen!", rief er energisch in den Hörer. "Bugra, ich-" "Sofort habe ich gesagt! Komm auf der Stelle zum Olympiaturm."

Ohne, dass ich etwas erwidern konnte, hörte ich bereits die Piep-Töne. Etwas verwirrt legte ich nun auch auf und ging mit hastigen Schritten auf Burak zu. Ich musste jetzt zu Bugra, denn er klang sehr aufgebracht und es war womöglich etwas passiert. Es war also eine Notsituation. Als Burak mich erblickte, erhob er sich sofort und löcherte mich bereits mit Fragen, für welche ich jedoch keine Zeit hatte. "Wer war das?", fragte er forsch. "Burak, das war Tuna. Ich muss mich sofort mit ihm Treffen, es tut mir leid.", log ich. Ich erkannte nun eine gewisse Traurigkeit in seinen Augen, welche ich nicht ertragen konnte und ihn deshalb flüchtig umarmte, ohne ihm dabei in diese eisernen und überwältigenden Augen zu sehen, welche mir den Atem raubten. Ohne mich groß von ihm zu verabschieden, sprutete ich bereits davon. Ich beeilte mich bewusst und startete zügig den Motor. Die Strecke zum Olympiaturm dauerte vom Stadtpark aus höchstens zehn Minuten, allerdings war ich bereits nach fünf Minuten angekommen, da ich wie verrückt durch die Gegend gerast war. Ich parkte das Auto, schaltete den Motor ab, stieg aus und schloss anschließend ab. Ich eilte nun in Richtung des Turmes, wo ich jedoch einen schlagartigen Halt machte. Dieses Bild war unerklärlich für mich, weshalb ich mich leicht hinter einer Mauer versteckte und das Geschehnis von dort aus vorsichtig beobachtete. Bugra hatte Tolga am Kragen gepackt und schrie ihm ununterbrochen entgegen. Moment mal, Bugra hatte seinen vermeindlichen "Chef" am Kragen gepackt und schrie ihn an? Das konnte und wollte ich nicht verstehen, weshalb ich näher an das Geschehen heranschritt, um einige Sachen mitzubekommen. Ich stand nun an einer Stelle, von der ich Bugras Gebrülle einigermaßen wahrnehmen und auch verstehen konnte, doch seine Aussagen schockierten mich ungemein.

Ömür Boyu (Ein Leben lang)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt