Kapitel 20

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Verärgert über Bugras plötzliche Kälte lief ich die Treppen hoch. Was dachte er sich dabei, sich mir erst zu nähern und sich später so aufzuführen? Ich schloss die Tür auf und betrat erleichtert meine Wohnung. Noch immer war ich in Gedanken bei diesem wunderschönen Tag und bei Bugra.. Hatte ich ihn etwa gekränkt? Es war doch mein Recht ihm zu sagen, dass ich diese Nähe als unangenehm empfand. Also, wieso verhielt er sich plötzlich so ungewohnt abweisend mir gegenüber? Zahlreiche Gedanken wirbelten mir im Kopf herum, bis ich schließlich durch meinen grellen Klingelton aus den Gedanken gerissen wurde. Es war Buraks Nummer, kurzerhand hob ich ab. "Hallo Burak, tut mir leid wegen gestern. Ich war beschäftigt, was gibt es?", brachte ich emotionslos hervor.
"Nicht schlimm, wollen wir uns heute treffen?"
Ich bejahte, ohne vorher darüber nachgedacht zu haben und bereute meine Entscheidung im Nachhinein. Ich wollte ihn wirklich nicht sehen, dennoch war seine Freude deutlich herauszuhören, was mir ebenfalls gut tat. "Gut, dann so schnell wie möglich an unserer Bank, ich warte."
Erneut bejahte ich und wir legten auf. Es war wie früher. Unser Treffpunkt war wie immer der Gleiche. Wir begaben uns beide glücklich dahin und genossen unsere Zweisamkeit. Ich schwärmte erneut, doch im nächsten Moment widersprach ich mir wie gewohnt. Mir fiel auf, dass nichts mehr wie früher war. Ich war unsicher und wusste nicht, was ich für ihn fühlte. Ich begab mich mit einem mulmigen Gefühl in den Stadtpark und seine Nähe wollte ich nicht spüren, ich fühlte mich nicht bereit oder stark genug dazu, dennoch genoss ich sie.
Ich stieg mit gemischten Gefühlen ins Auto und während der Fahrt dachte ich nach. Ich dachte nach über Bugra und über Burak. Plötzlich begann ich, die beiden miteinander zu vergleichen.

Bugra schien auf mich sehr selbstständig und seine Reife war unbeschreiblich anziehend. Er zeigte nicht sonderlich viele Gefühle, er war ziemlich neutral. Dennoch grinste er ziemlich oft, was jedoch nicht wirklich auf eine Heiterkeit hindeutete. Er war ziemlich schwer zu durchschauen, doch genau dieser in sich gekehrte, geheimnisvolle Mensch interessierte mich. Wir hatten unfassbar viele Gemeinsamkeiten und er war ein bodenständiger, gepflegter junger Mann. Sein äußeres Erscheinen passte zu dem seines Inneren. Er war schön, sehr schön.
Burak war zwar nicht das komplette Gegenteil von Bugra, jedoch unterschieden die beiden sich eine Menge voneinander. Burak war ein sehr gefühlsvoller Mensch und er hatte keinerlei Probleme damit, sie jederzeit und jedem zu präsentieren. Er war ziemlich kindlich und oftmals wusste er selber nicht, was genau er wollte. Genau diese Entschlossenheit und Bodenständigkeit war es, die ich an Bugra so begehrte. Buraks Aussehen war überaus attraktiv und sowohl sein hübsches Gesicht als auch sein schöner Körper stachen unfassbar auffällig heraus. Er war eine Persönlichkeit für sich, doch schwer war es, ihn nicht zu mögen. Dennoch musste ich bedenken, wie sehr er mich damals gekränkt hatte und zu was für einem Menschen mich sein Handeln verwandelt hatte. Es schien, als hätte er seinen Fehler nun zwar begriffen und kämpfte für uns, jedoch kam diese Einsicht eindeutig zu spät. Ich war mir über nichts im Klaren, ob ich ihn überhaupt noch liebte?

Ich war am Park angekommen und betrachtete bereits Burak, welcher auf der Bank saß. Eher gesagt betrachtete ich seinen Rücken. Einen Schritt vor den anderen setztend schlich ich mich an ihn heran und platzierte mich fast unbemerkt neben ihm. Ich zog diesen unglaublich tollen Duft in mich hinein, welchen ich ungelogen sehr vermisst hatte, und spürte im nächsten Moment diese wundervollen Lippen auf meiner Wange, welche mir einen zarten Kuss verpassten und woraufhin sich eine schrille Gänsehaut auf der betroffenen Stelle bildete. Schlagartig drehte ich meinen Kopf zu ihm und spürte meine Wangen aufglühen, meinem Körper beben und unzählige vermischte Gefühle in mir kochen. Ich erblickte sein freches Grinsen und beobachtete ihn dabei, wie er mit seiner großen Hand durch seine Haare fuhr. Es sah atemberaubend aus. Ich starrte ihn förmlich an, was ich leider erst im nächsten Moment begriff, als er mich zur Besinnung brachte. "Bin ich so heiß?", kam es provokant von ihm. Anschließend boxte ich ihm meines Erachtens nach stark auf den Oberam und er lachte lediglich auf. Ich verzog meine zuvor freudige Miene und blickte ihn ernst an. "Bist du nicht.", kam es kühl von mir. "Dein Blick hat alles verraten.", brachte er erneut mit aufgesetztem Grinsen heraus und lachte dabei einmal laut auf. Nun drehte ich meinen Kopf von ihm weg, da es mir peinlich wurde. Anschließend spürte ich seine Hand an meinem Kinn, welche vorsichtig meinen Kopf zu ihm
wandte und ich somit direkt in seine wunderschönen blauen Augen blickte, welche vor Freude schimmerten. Intensiv sah er mich an, was mir etwas unangenehm wurde und ich wegblickte. Das ließ er jedoch nicht zu und drehte meinen Kopf erneut zu sich. Schweigend blickten wir uns in die Augen. Er zog seine Augen ein wenig zusammen, was mir merkwürdig vorkam. Anschließend näherte er sich mir, sodass seine Stirn meine berührte und unsere Nasenspitzen sich ebenfalls leicht berührten. Er schloss seine Augen, doch ich hielt meine weiterhin offen. Erneut hatte ich Angst. Angst, dass er mich küssen würde und ich mich in seiner Hingabe verlieren würde. Angst, dass ich den Verstand verlieren würde, sobald sich unsere Lippen berührten. Doch ebenfalls hatte ich ein Verlangen. Ein riesiges Verlangen nach diesen Lippen, sie auf meinen zu spüren. Ein unfassbar großes Verlangen nach seiner Nähe.

Er atmete einmal tief aus, wodurch sein Atem auf meine Lippen prallte und nun strich er sanft über meine Wange, während er seine Augen öffnete. Er blickte abwechselnd auf meine Lippen und anschließend in meine Augen, was mir nicht entgangen war. In mir brodelte alles über und ich war mir über nichts bewusst. Genoss ich es? Oder nicht? Ich war verwirrt. Verwirrt über mich selber. Er strich immernoch über meine Wange und ehe es geschah, entfernte er seine Stirn von meiner und eine gewisse Distanz bildete sich. Immernoch waren unsere
Köpfe unglaublich nah beieinander, bis er schließlich diese unfassbaren Worte aussprach, welche in mir ein Feuerwerk verursachten.
"Ich halte es nicht mehr aus.", hauchte er, während er mich immernoch mit seinen Blicken musterte. Sein Blick war so intensiv, dass ihn in diesem Moment nichts und niemand daran hindern konnte, seinen Willen durchzusetzen, was er anschließend tat. Er kam näher, schloss seine Augen und küsste mich. Er küsste mich. Ich wurde mit einem Mal überrumpelt, doch ich ließ es geschehen. Ich schloss meine Augen und erwiderte den Kuss. Der Kuss war zart, sehr zart. Ich hatte ihn wilder in Erinnerung, doch seine vollen Lippen passten unglaublich perfekt auf meine. Nun umfasste er meine Hüften mit seinen starken Armen und zog mich beinahe auf seinen Schoß, da kam ich zu mir. Mir wurde klar, was ich hier gerade tat. Ich küsste Burak. Augenblicklich hörte ich auf, seinen Kuss zu erwidern. Ich stoppte. Er küsste mich weiter und der Kuss wurde immer intensiver, sodass er mich förmlich dazu zwang, den Kuss zu erwiedern. Ich legte meine Hände vorsichtig um seinen Nacken und erwiderte diesen unglaublich schönen und leidenschaftlichen Kuss. Eine gefühlte Ewigkeit dauerte dieser an, bis er sich schließlich von mir löste und ich beschämend auf den Boden sah. "Wir machen hier etwas falsches.", kam es unsicher von mir. "Hast du etwas gefühlt während dem Kuss?", fragte er mich. Ich hatte etwas gefühlt, doch war es das richtige Gefühl? Das Gefühl, was man haben sollte, wenn man verliebt ist? Ich war mir über nichts bewusst, weswegen ich stumm vor mich hinnickte. Er
lächelte. "Dann war es richtig.", gab er fest entschlossen von sich. Ich schüttelte nun den Kopf und spürte nach wie vor meine Lippen beben. "Das war es nicht. Ich liebe dich nicht mehr Burak."

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Wie fandet ihr diese Kapitel und die überraschende Wende? Danke an jeden einzelnen der mittlerweile 2000
mfg cankurban58❤️

Ömür Boyu (Ein Leben lang)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt