Immer wieder spielt es sich vor Yoongis Augen ab, wie Jimin sich im Regen auf der Wiese in seinem Arm vor Tränen windet. Es war kein "ja" oder "nein" gewesen. Eindeutiger hätte Jimins Antwort nicht sein können.
Yoongi atmet tief ein als er in seinem Zimmer auf dem Boden liegt und dem Regen lauscht. Der Kleine hatte recht gehabt; Regen konnte wirklich schön klingen. Er hat die Arme hinter seinem Kopf verschränkt und starrt das Fenster über ihn an der Dachschräge an. Er kann sehen, wie die Regentropfen von den Wolken auf das Fenster fallen und runter rutschen.
Er ist so anders als ich und trotzdem sind wir uns so ähnlich.
Das Date hatte damit geendet, dass Yoongi Jimin nach Hause gebracht hatte. Nächstes mal würde Yoongi das Auto nehmen, dass hatte er sich geschworen. Das was er über die Regen durchnässten Klamotten denkt, kann Jimin ihm nicht nehmen.
Yoongi schüttelt sich bei dem Gedanken. Er mag das Gefühl wirklich nicht.Yoongi setzt sich auf und denkt wieder darüber nach, wie Jimin sich in dem Moment verändert hat, als Yoongi ihn mit seiner Annahme konfrontiert hatte. Wie er selbst das damals gehasst hatte.
Yoongi steht auf und läuft zu seinem Wandschrank mit den vielen Büchern. Er zieht ein Bestimmtes raus und streicht über den Einband. Sein Notenbuch. Noch bevor er es aufschlägt, dreht Yoongi sich einmal um, so als wolle er sicher gehen, dass er alleine ist. Dann schlägt er es auf und das Buch öffnet sich wegen eines Stück Papiers auf einer bestimmten Seite. Yoongi beißt sich auf die Unterlippe und nimmt das Stück Papier langsam. Es ist ein zusammen gefaltener Zeitungsartikel. Langsam wird dieser entfalten und der Artikel somit lesbar gemacht.
Als Yoongi diesen nur zu bekannten Artikel nach so langer Zeit wieder sieht, lässt er einen langen Atemzug raus von dem er nicht wusste, dass er ihn für einige Sekunden gehalten haben muss.ZWEI AUTOFAHRER MÜSSEN NACH KOLLISION IHR LEBEN LASSEN.
Wir alle kennen doch die schrecklichen Zeitungsartikel oder Berichte im Fernsehen jeden Tag.
Aber wie ist es, wenn es einen selbst betrifft und seit Jahren nicht mehr loslässt..
Wieso Yoongi das aufbewahrt, weiß er selber nicht. Selbst Tortur? Vielleicht. Jedenfalls hatte ihn die ganze Sache mit Jimin so aufgewühlt, dass er sich wieder in diesem Strudel aus Emotionen befand und er nicht anders kann, als die Buchstaben, bei denen er so sehr hoffte, dass sie sich eines Tages ändern würden, immer und immer wieder zu lesen. Aber genau das Taten sie nicht. Ein jahrelanger Alptraum aus dem Yoongi einfach nicht zu erwachen scheinen wollte.
Als Yoongi auf den Einband starrt, fällt ihm wieder ein, wie er es bekommen hatte, das Notenbuch.
Es war kurz nach Yoongis 7. Geburtstag, nachdem er sein erstes eigenes Klavier bekommen hatte. Man hatte er sich das lange gewünscht. Schon seit seine Mutter ihm als kleines Baby oder Kleinkind dauernd etwas vorgespielt hatte. Yoongi wusste schon früh, wo seine Vorlieben waren. An seinem siebten Geburtstag war es dann endlich soweit, sein eigenes Klavier. Das hatte sein Vater natürlich mit Sorgfalt ausgesucht. Und als es endlich soweit war...
,,Papa ich... ich kann's ja kaum glauben", ruft der junge Min Yoongi außer Puste als er das Klavier in dem Transportwagen vor seinem Haus sieht. Sein Vater steht mit einem breitem Lächeln vor ihm und macht dann eine "tadaaa" Bewegung mit seinen Händen. Yoongi lächelt breit und hüpft auf und ab. Dann rennt er glücklich zu dem Wagen.
Seine Mutter kommt auch raus und reibt sich die Arme mit einem ebenso breitem Lächeln.
,,Liebling, ich weiß du würdest am Liebsten gleich in den Wagen krabbeln und schon an dem Klavier spielen, aber lass es deinen Vater und den netten Fahrer erst rein bringen, okay?" Der kleine Junge schmollt kurz doch willigt dann ein.
Er entfernt sich etwas von dem Transportwagen der Instrumenten-Firma damit sein Klavier auch schnell im Haus stehen kann.
Yoongi beobachtet wie sein Vater und der Lieferer des Klaviers gemeinsam besagtes Instrument aus dem Wagen tragen. Langsam tragen die beiden Männer das Instrument Richtung Haustür, gefolgt von einem überglücklichen Yoongi.
Doch gerade als sein Vater etwas sagen will, rutscht er auf dem durch den Regen durchnässten Boden leicht aus und schafft es, eine Macke in das neue Klavier zumachen. Er rutscht aus und schubst das Klavier dabei versehentlich in die Richtung einer Türklinke. Yoongi schaut mit großen Augen zu. Er ist noch nie so sauer auf seinen Vater gewesen, wie an diesem Tag. Wütend wartet Yoongi bis der Lieferer verschwunden ist.Die Tür schließt sich und sein Vater dreht sich um. Er läuft ins Wohnzimmer und kratzt verlegen seinen Kopf als er Yoongi schon an dem Klavier stehen sieht und er seine Finger über die Macke gleiten lässt. Einfach unfair findet er das. Er wollte so gut mit dem Klavier umgehen und jetzt war sein Vater derjenige, der es geschafft hatte eine Macke zu zaubern.
,,Ich verspreche.. Ich mache das wieder gut", sagt sein Vater...
Yoongi lächelt von den Erinnerungen. So kam das, mit dem Notenbuch. Immer noch starrt er es an und kommt erst aus seiner Trance, als ein lauter Donner ertönt.
Schnell schiebt Yoongi den Artikel zurück in das Notenbuch und stellt auch dieses wieder an seinen Platz.
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RAIN | Yoonmin
FanfictionAls Min Yoongi eines Tages wieder in seinem Stammcafé sitzt und an seinen Texten schreibt, kann er nicht glauben, was sich draußen vor dem Fenster, an dem er sitzt, abspielt; ein Junge steht genau davor, doch beobachtet er nicht Yoongi, sondern foto...