33 | Es war sein Schicksal.

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So wie das Licht auf das Klavier fällt, so hat Yoongi dieses lang nicht mehr betrachtet. Einige Sonnenstrahlen machen sich so mühelos durch die Jalousie. Noch immer mit einer leichten Erfurcht betrachtet er das in diesem Licht noch edler aussehende Instrument. Bald würde es soweit sein und da kann er sich nicht aussuchen einen Plottwist zu vollführen und letztendlich noch auf die Bühne stürmen, nur um einen dramatischen Auftritt hinzulegen. Alle zählen dann auf ihn und er zählt auf sich. Auf die Kraft seinen Freunden beizustehen und vor allen Leuten seine Freunde beim Tanzen zu begleiten.

Und einer dieser Freunde?

,,Nie würde ich mir vergeben, würde ich dich enttäuschen..", murmelt Yoongi vor sich hin, als er seine Hand sachte über das Klavier fährt, bis er sich schließlich setzt und einen Moment die Tasten anschaut. Lange kann er nicht widerstehen ehe er seine Finger auf die Tasten legt und langsam einige Töne spielt, bis daraus eine ganze Reihenfolge an Melodie wird.


Eine kleine Pause kommt nun.

,,Melancholische Pause hier, jetzt spielt er wieder sachte weiter", ertönt eine Stimme die genau das kommentiert, was und wie Yoongi an Tönen spielt. Aber er lässt sich nicht abbringen und spielt weiter.

,,Jetzt spielt er wieder langsamer und sanfter um zu unterstreichen, dass es ihm ernst ist", kommt wieder diese Stimme und Yoongi kann sich ein tiefes Lachen nicht verkneifen.

,,Musst du meine melancholische Pause kaputt machen", antwortet er dann leicht lächelnd und unmittelbar hinter ihm steht Hoseok der Yoongi dabei zusieht, wie er ungehalten weiterspielt.

,,Ich habe nur diesen Engel spielen gehört und musste nachsehen wer das ist. B-bist du Min Yoongi", spricht Hoseok in einem über-dramatischen Ton und legt seine Hände auf sein Herz. Der Engel dreht sich leicht um und blickt den gekonnten Schauspieler vor ihm an. Dieser geht lächelnd auf Yoongi zu und setzt sich neben ihn ans Klavier, jedoch mit dem Rücken zu diesem gerichtet. Lässig hat er die Ellbogen auf dem Instrument platziert und seine Hände hängen ebenso gelassen runter. Leicht ist Hoseok zurück gelehnt und starrt die Decke an. Yoongi hat immer noch nicht aufgehört zuspielen, kommt jedoch wegen Hoseoks Position nicht an die entsprechenden Tasten.

,,Sir, sie verhindern mein dramatisches Klavierspiel ," spricht Yoongi gespielt ernst und drückt mit seinem Arm gegen Hoseoks Seite. Dieser neigt seinen Kopf so zur Seite, dass er seinen Freund angucken kann.

,,Ich wollte mal mit dir reden ," kommt es dann von dem Tänzer und Yoongi rollt wieder so heftig mit seinen Augen.

,,Mama es gibt nichts, was wir bereden müssten. Ich schwöre es ist nicht nur eine Phase," witzelt Yoongi und Hoseok schaut lächelnd zu dem Klavierspieler.

,,Also nein? Wir hatten schon alles durch. Rebellischer Teenie, der, trotz seiner Asthmaerkrankung, raucht. Ehemals rebellischer Teenie, der ganz melancholisch im Musiksaal der Schule sitzt und Klavier spielt, während die Sonnenstrahlen perfekt seine Features ansprechen."

Seufzend lässt Yoongi von den Tasten ab und starrt Hoseok an.

,, Beehre mich mit deinem Gesprächsthema, dass da wäre?" Hoseok macht einmal ein Schmatzlaut und antwortet dann:,,Park to the Jimin."

Der Ältere bewegt nur seine Augen in die Richtung Hoseoks und stützt seinen Ellbogen auf dem Instrument ab und seine Wange dann auf dessen Hand. Sein Gegenüber wartet nicht auf eine Antwort und starrt nur in sein Gesicht.

,,Hast du nochmal mit ihm geredet." So witzhaft die Stimme Jung Hoseoks eben noch klang, umso ernster ist diese jetzt. Yoongi nickt, was den Tänzer einen Wirklich-Blick entlockt.

,,Ich meine damit mehr als "Hallo" "Tschüss" "Darf ich den Rest deines Menüs haben?"", knurrt Hoseok und schaut wieder geradeaus. Der junge Mann neben ihm schüttelt den Kopf.

Seufzend reibt Hoseok sich die Augen und spricht wieder:,,Wie kann man nur so ein unromantisches Stück Holz sein?"

Schulter zuckend nimmt Yoongi die Wange von seiner Hand und schaut seinen Gegenüber an.

,,Ihr müsst reden. Da gibt es noch viel mehr und ich sehe dir an, dass es dir nicht egal ist."
Yoongi starrt auf die Tasten und zuckt wieder mit den Schultern.

,,Was soll ich ihm sagen Hoseok? Tut mir Leid, dass ich deinen Vater auf dem Gewissen habe?"

Diese Worte kommen so plötzlich, unerwartet und trocken, dass Hoseoks Blick aufschießt und er seinen Freund im ersten Moment nur anstarren kann.

,,Hör' auf damit. Wir wissen beide, dass das nicht deine Schuld ist. Und er weiß das auch.."

,,Hoseok. Alles geschieht aus einem Grund. Und ich war der Grund für zwei Tode. Also sag mir nicht, ich habe nichts damit zutun."

Sein Ausdruck ist so bestimmend. So sicher. Wie lange willst du noch mit diesem Schmerz leben?

Einmal holt der Tänzer tief Lust und beißt sich auf die Unterlippe.

,,Alles geschieht aus einem Grund und da hast du recht. Jungkook hat dich aus einem Grund gefunden und dafür gesorgt, dass du behandelt wirst. Er ist hier her gekommen genau zur richtigen Zeit. Wäre dein Vater nicht an diesem Abend gestorben, so bin ich mir sicher, dass es ein anderes Mal an der Zeit gewesen wäre. Genau das Selbe mit Jimins Vater. Wer sagt dir denn, dass er nicht mit jemand anderem kollidiert wäre." Hoseoks Stimme ist so ruhig und dennoch so vielsagend.

,,Du bezeichnest das als deine Schuld. Aber ich nenne das Schicksal, Yoongi."

Einen Moment herrscht Stille.

Bis Yoongi diese schneidet:,, Wann ist diese Konversation so ernst geworden?"

,,An dem Tag, als du mich weggestoßen hast und ich gehört habe, wie deine Mutter Park Jimins Mutter am Telefon hatte. Ab da, Yoongi. Wir waren so beschäftigt damit in dieser Kiste, umgeben aus unserem Umfeld, zu sitzen und zutrauern, dass wir keinen Gedanken an einen trauernden Park Jimin verschwendet haben. Und ich habe sogar seinen Namen vergessen. Und dennoch hat er es geschafft, irgendwie mein Tanzpartner zu werden. Schicksal. Und jetzt sitzen wir beide hier und ich weiß, dass du dem schüchternen Jungen den Flur runter mehr zusagen hast, als ihn zufragen, ob du den Rest seines Essens haben darfst."

RAIN | YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt