Vielleicht pflanzte Min Suji die Tulpen zum Spott an.
Mochte es, wenn sie eben diese ansah,
stolz über ihre Arbeit und nur darauf wartete,
dass ihr Mann durch die Tür kam.
Wenn er das tat und Suji ihn hörte,
sie dann wusste, ohne hin zuschauen,
dass nicht lange auf ein "Wieso Tulpen" zuwarten war.
Und genau das tat sie.
Gab ihm die verhassten Blumen zu jedem Anlass.
Seinem Geburtstag.
Ihrer Hochzeit.
Anderen Veranstaltungen.
Letztendlich auch....seiner Beerdigung.
Irgendwann kam er nicht mehr durch die Tür,
um über die schönen,
akkuraten Platzierungskünste seiner Frau hinweg zusehen,
nur um seinen niedlichen Hass auf die "blöd aussehenden" Tulpen zurichten.Als der Spott verflogen war, gingen die Tulpen mit ihm.
Ein Klopfen gegen die Tür reißt Min Suji aus den Gedanken. Doch umdrehen möchte sie sich heute nicht.,,Du wirst um diese Zeit immer so", kommt die Stimme, welche zu keinem geringeren, als ihrem Sohn gehört. Yoongi. Er steht dort im Türrahmen und ihm bleibt für's Erste nichts anderes übrig, als auf den Rücken seiner Mutter zustarren.
,,Denkst du Margeriten wären ihm...lieber gewesen", antwortet sie, ohne auf die vorherige Frage Yoongis einzugehen. Mit einem leichten Lächeln dreht sie sich um. Erblicken tut sie ihren Sohn, der dort am Türrahmen lehnt, Hände in den Hosentaschen.
Manchmal fragt Yoongi sich, wie sie so sein kann. In all den Jahren scheint sie kein Bisschen älter geworden zusein. Ihre Haare fallen immer noch so mühelos glatt, glänzend, voluminös herab auf ihre Schultern. Doch weiß Yoongi, dass es in ihrem Inneren anders aussieht. Sie konnte sich nie gegen das Loch, welches sich in ihr Herz gefressen hat, wehren. Viele Faktoren haben ihn immer von eben dieser Annahme überzeugt. Haben ihm gezeigt, dass sie noch so ungemein schön sein kann, seine Mutter. Aber alleine die Tatsache, dass sie heute, wenige Tage nach dem Todestag Min Donghaes, hier steht, ihr Hochzeitsfoto anstarrt mit dem selben, unbeschreiblichen Ausdruck in ihren Augen, ihr Mund zitternd, die Lippen Sujis so aneinander zitternd, beweist ihm das Gegenteil. Überzeugt ihn, dass er all die Jahre blind gewesen ist.
Wie oft muss ihm das noch klar werden?
,,Meinst du-."
,,-Ich weiß es."
Nein, weiter kommt Suji nicht, denn ihr Sohn schnitt ihr soeben das Wort ab. Und als sei es eben nicht die kurze Antwort gewesen, sondern eine detaillierte Anekdote der Ereignisse zwischen ihm und Jimin vor mehreren Tagen bei der Introduction Veranstaltung, weiß sie eben auf einen Schlag, wovon Yoongi redet. Was er denn glaubt zuwissen. Dennoch schiebt sie gespielt verwirrt die Augenbrauen zusammen, dreht sich wieder zu dem Foto und atmet tief ein, dann aus. Was Yoongi an ihren Schultern erkennen kann.
,,Ich habe aber heute Margeritensamen gekauft", entgegnet sie plötzlich, wieder ohne auf Yoongis Bemerkung einzugehen.
,,Wie wäre es, wenn wir einmal in 7 Jahren nicht so tun, als sei ich auf den Kopf gefallen." Ja. So ist Yoongi schon immer gewesen. Zwar weiß er Respekt gegenüber Autoritätspersonen zuzeigen, doch spricht er auch aus, wenn ihm etwas gegen den Strich geht. So kalt und harsch er auch dabei wirken mag. Yoongi ist so. Das hat er immer beibehalten.
Und ohne auf eine Antwort seiner Mutter zuwarten, spricht er weiter:
,,Vor Wochen ist mir ein Junge begegnet. An einem Tag dem ich zugeschrieben habe, wie jeder andere zu sein."Mit diesen Worten, der Aufmerksamkeit seiner Mutter, wie diese sich nun wieder umgedreht hat, sodass sie ihren Sohn ansehen kann, stößt Yoongi sich von dem Türrahmen ab und läuft weiter in den Raum. Seine Haltung, undefinierbar.
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RAIN | Yoonmin
FanfictionAls Min Yoongi eines Tages wieder in seinem Stammcafé sitzt und an seinen Texten schreibt, kann er nicht glauben, was sich draußen vor dem Fenster, an dem er sitzt, abspielt; ein Junge steht genau davor, doch beobachtet er nicht Yoongi, sondern foto...