30 | Reue.

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Als Jungkook an diesem Morgen die große Halle, in welcher die Introduction Veranstaltung stattfinden wird, betritt, schaut er sich um. Die Halle ist leer. Noch. Doch in wenigen Stunden wird sich die gesamte Schule, inklusive Lehrer und einige andere, wichtige Köpfe, hier versammelt haben, um die Veranstaltung und dann schlussendlich und am Wichtigsten Jungkooks Auftritt zusehen. Sowie auch einige Schüler aus anderen Districts Porchs.

Langsam läuft er hoch zur Bühne. Die Halle wurde schon vorbereitet, sowie auch der Flügel, welcher schon hinter den Vorhängen steht. Jungkook hatte vor noch, wie die Zeit reicht, einige Male zu üben. Er läuft die kleine Treppe zur Bühne rauf und steht nun hinter dem großen Vorhang. Jungkook öffnet diesen, damit er sich vorstellen kann, wie schon alle dort sitzen. Dieser Ausblick: Alle Stühle stehen symmetrisch einander gereiht, doch in der Mitte ist ein Durchgang, welcher mit Teppich ausgelegt ist. So viele Stühle, so glaubt Jungkook in diesem Moment, hat er noch nie auf einem Blick gesehen. Doch ebenso symmetrisch wie die Stühle, so scheinen auch die Lampen an den Wänden und der Decke zu sein.

Und, als er sie alle so sieht, wird ihm mulmig und er ist froh, dass wegen der wichtigen, traditionellen Veranstaltung heute kein Unterricht stattfindet. Deswegen ist er bisher auch kaum einer Menschenseele begegnet. Außer einigen Lehrern und Schülern, welche trotzdem gekommen sind, oder bei der Organisation zur Hilfe bereit stehen. Aber abgesehen davon, ist es angenehm ruhig. Jungkook glaubt auch nicht, dass es nötig ist, die großen Doppeltüren der Halle zu schließen, wenn er probt. Und somit setzt er sich auf den dazugehörigen Hocker des Flügels.

Wenn Jungkook hier so sitzt, kann er nicht anders, als sich zu wünschen, dass er Yoongi an diesem Flügel sehen könnte, wie er sein Stück spielt, dass er für Park Jimin geschrieben hat. Aber, wenn es heißt, dass Jimin es nur so zuhören bekommt, dann sei es drum. Dann wird Jungkook eben dafür sorgen, dass die gemeinte Person, Jimin, das Stück zuhören bekommt.

Jungkook öffnet seine Tasche und kramt sein Notenbuch langsam raus. Selten hat er das Privileg an einem Flügel zu sitzen. Umso gespannter ist er, wie das Stück nun auf ihn wirken wird. Er platziert die entsprechenden Seiten offen auf dem Halter des Flügels. Ebenso langsam legt der Junge seine Finger auf die Tasten, ohne sie jedoch zuspielen. Erst fühlt er über die glatten Oberflächen der ersten Tasten, die laut seiner Noten gespielt werden müssen. Und dann, nach einigen wenigen Sekunden beginnt Jungkook langsam das edle, schwarze Instrument zuspielen.

Yoongis Stück erklingt durch die leere Halle.

Und wie jedes Mal, wenn er an Tasten Hand anlegt, sind die ersten Töne, wie ein Gefühl, dass dich verleitet immer mehr zu wollen. Und mit dem Wunsch, das Stück, welches du gerade spielst nicht sterben zulassen, spielst du immer weiter, bis die gespielten Töne sich wundervoll aneinanderreihen. Somit spielt Jungkook immer weiter, wie immer.
Und da sind sie, die letzten, zum Ende bringenden Töne. Bis diese verklungen sind, verharren Jungkooks Finger auf den zuletzt angeschlagenen Tasten.

,,Wieso hast du es so eilig? Spiel' langsamer und dafür mit mehr Gefühl", hallt plötzlich eine für Jungkook allzu bekannte Stimme. Er hebt seinen Kopf und schaut wieder in Richtung der Stühle und da steht Yoongi. Er steht dort am Anfang des Durchgangs zwischen den Stühlen und hat die Hände in der Jackentasche.
,,Was machst du hier? Es ist doch gar kein Unterricht", murmelt Jungkook enttäuscht. Irgendwie wollte Jungkook, dass Yoongi ihn erst heute Abend zuhören bekommt.

Der Ältere zuckt mit den Schultern und läuft über den Teppich, geradeaus in Richtung Bühne.
,,Ich konnte mir denken, dass du hier bist", antwortet er einfach nur und läuft die Treppe an der Seite ebenso hoch zur Bühne, bis er bei Jungkook und dem Flügel steht.
Und er kann nicht anders, als das Instrument mit Begeisterung zu mustern.
,,Wunderschön, oder", kommt es plötzlich von Jungkook, seine Stimme halb ein Flüstern. Yoongi streckt die Unterlippe raus, schließt die Augen und nickt, so als wolle er dem Flügel vor ihm auf lustige Art Respekt zusprechen.
Dann macht er die Augen wieder auf und antwortet:,,Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass der Anblick dieses Dings meine Knie nicht schwach werden lässt.."

Leicht muss sein Gegenüber auflachen und verschränkt die Arme. ,,Ich hab' so das Gefühl, dass du nur gekommen bist, um den Flügel zu begutachten", schmollt er dann und schaut zu Yoongi, welcher doch tatsächlich seine Augen immer noch auf dem Instrument hat.

,,Würdest du jetzt spielen?"

Jungkooks Stimme und diese Worte kommen so überraschend, dass erst einige Sekunden Stille herrscht.

Er muss sich ja vorbereiten.. Für alle Fälle.

Bei seinem Gedanken muss Jungkook kurz einen Mundwinkel in einem Halbgrinsen nach oben ziehen. Jedoch wird dieses Grinsen seinerseits zu nichte gemacht, als er Yoongis Gesichtsausdruck sieht. Dann schaut dieser Jungkook an und schüttelt leicht seinen Kopf, bevor er mit seinen Fingern über die schwarze, glatte Oberfläche des Klaviers fährt.
,,Ich kann es dir damals, wie heute nicht verübeln, dass du heute nicht spielen willst..", sagt Jungkook dann, seine Stimme ist fast nur ein Hauchen, doch Yoongi konnte jedes Wort hören.

Dennoch hoffe ich, dass er sich später überwinden kann..

,,Heute geht es in keinster Weise um mich, Jungkook", erwidert Yoongi und schaut durchdringlich seinen Gegenüber, der noch immer an dem Flügel sitzt, an.
,,Trotzdem ich-", beginnt Jungkook, doch der Ältere schneidet ihm das Wort ab:,,Du solltest einen Nutzen aus diesen Räumlichkeiten ziehen. Wenn du langsamer spielst, klingen die Töne vergänglicher und sie hallen sehr schön."


Auch damals, als sie ihn fragten, was denn los sei.. Immer hat er mit "Nichts." geantwortet, obwohl jeder Bescheid wusste. Und er wusste dies ebenso. Dennoch wollte er einfach nicht zugeben, dass es ihm ganz und gar nicht gut ging.. Eine Sache, die er bis heute beibehalten zuhaben scheint..



,,Und bei diesem Teil", reißt Yoongi den Jungen vor ihm aus den Gedanken, stellt sich hinter diesen und schlägt einmal die Seite um, so, als wolle er etwas suchen. Dann deutet Yoongi auf eine Zeile.
,,Da spielst du zu früh. Es klingt komisch", murmelt Yoongi und fordert Jungkook auf, nochmal genau diesen Teil zuspielen.

Und das hat sich ebenso nicht geändert..


Und da steht er. Außerhalb der Halle, an der Wand neben der großen Doppeltür gelehnt, sodass ihn keiner sieht, während er den Tönen Jungkooks lauscht. Sein Hinterkopf ruht ebenso an der Wand, so schaut er auf zur Decke des Flures.
Doch noch viel schlimmer findet er die Stimme Yoongis, die so tut, als sei ihm alles egal. Wobei die Taten seinerseits, dass er heute nicht spielen will, nur ein Zeichen der Reue sind.

Dabei will Park Jimin einfach nur, dass er sich vergeben kann..

RAIN | YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt