Im Laufschritt lief ich durch die Straßen, zurück nach Hause.
Als ich hineinpolterte, blickte mir meine Mom verschlafen entgegen.
Sie kam wohl gerade aus der Küche, hatte ein Glas Wasser in der Hand und hielt in der Bewegung inne, sich die Augen zu reiben, als ich vor ihr auftauchte.
"So früh schon wach, Hanayo? Das ist neu.", sagte sie gelassen und gähnte ausgiebig.
Sie schlürfte mit ihren Pantoffeln ins Wohnzimmer und ich füllte mir in der Küche ebenfalls ein Glas mit Wasser, ehe ich mich zu ihr auf das smaragdgrüne Sofa setzte.
Hier war alles ein wenig durcheinander gewürfelt. Mom begründete ihren Einrichtungsstil damit, dass der ihrer Eltern genauso war und sie sich so am wohlsten fühlte.
Ich hatte nichts dagegen. Ich mochte die türkisblaue Tapete mit den vielen Mustern, die alten, dunklen Möbel und die ganzen Porzellanfiguren, die meine Mom sammelte.
So stellte ich mir immer einen englischen Antiquitätenladen vor.
"Ist dir schon mal was seltsames passiert? Ich meine, etwas wirklich surreales. Total undefinierbar und verwirrend.", plazte ich raus und Mom sah mich verschlafen an.
Ihre dunklen Augen waren kaum sichtbar und ihr langes, aschbraunes Haar hing in strubbeligen Locken über ihre Schultern.
"Etwas seltsames, surreales, undefinierbar Verwirrendes? Ist da etwa endlich jemand verliebt?
Hanayo, du weißt gar nicht, wie lange ich darauf gewartet habe, dass du mit so einem Problem zu mir kommst. Was ist es für ein Junge. Ist er gut gebaut? Ich hoffe doch, dass er mit einem so sturen und zugleich ruhigen Mädchen wie dir klar kommt.", sagte Mom aufgeregt und nun war sie hellwach.
Ihre Augen strahlten förmlich, als sie mich so durchlöcherte.
"Kein Junge Mom. Außerdem habe ich das Wort surreal benutzt. Wie passt das für dich zusammen?", fragte ich augenverdrehend und Moms Schultern sanken sofort wieder in die Tiefe.
Das wars dann mit ihrer Begeisterung.
"Das wirst du dann verstehen, wenn du endlich mal einen Jungen findest. Ich verstehe auch gar nicht, warum du nicht mit Nao zusammen bist. Er ist so ein lieber Kerl. Er ist zwar nicht sonderlich gut gebaut, aber er hat doch ein schönes Gesicht.
Oh, oder hast du Angst, dass du neben ihm nicht hübsch genug wirkst? Das muss es sein.
Aber Hanayo, für uns bist du das hübscheste Mädchen, mit deiner Schwester zusammen natürlich. Das weißt du, ja?"
Ich fing an zu lachen über das unsinnige Gebrabbel meiner Mom.
Das war eines der Dinge, die ich gleichzeitig liebte und abgründig tief nervig fand. Ihre wilden Spekulationen. Einerseits war es wirklich erfrischend und lustig, auf was für Gedanken sie kam, aber andererseits war es auch ziemlich hirnrissig und manchmal auch etwas befremdlich.
"Ist gut Mom. Willst du einen Tee?"
Am frühen Nachmittag tauchte endlich Nao bei uns auf.
Mom war derweilen mit Miaka in die Stadt gegangen, weil sich meine Schwester darüber beklagt hatte, nichts passendes mehr zum Anziehen zu haben. Dad war wohl in seinem Arbeitszimmer, also machten Nao und ich uns im Wohnzimmer breit.
"Ich habe das Spiel ausprobiert.", sprach ich an, nachdem wir über dies und das geredet hatten.
"Und, bist du jetzt auch ein richtiges Girly? Also viel sehe ich davon nicht.", lachte Nao und ich warf ein Kissen nach ihm.
"Okay okay, berichte mir, wie es ist. Was denkst du, finden diese ganzen Mädchen so interessant daran?"
Sollte ich es ihm einfach erzählen? Was passiert war, seit ich die App gedownloaded hatte?
"Ich glaube es ist, weil man einfach in das Spiel reingesogen wird."
"Aha, also wirst du doch eines von diesen mädchenhaften Mädchen. Irgendwie wusste ich das, du bist vielleicht stark, aber das scheint wohl jedes Mädchen zu befallen.", sagte er belustigt und ich warf ein weiteres Kissen.
"So meinte ich das nicht."
Ich setzte mich auf und Nao wurde etwas ruhiger, als er meine Anspannung bemerkte.
"Du machst ja ein richtiges Drama daraus. Hat die App vielleicht irgendetwas mit deinem Handy angestellt?"
"Ich war drin in dem Spiel."
"Das ist mir klar. Aber kann doch sein, dass dadurch etwas-"
Ich grummelte verärgert und genervt, raufte mir die Haare und stand auf.
"Nein, ich meine ich war drin. Ich, nicht irgendein unsinniger Spielcharakter, den ich gemacht habe. Das ... ach ich weiß auch nicht, wie ich das erklären soll. Heute morgen erst war ich drin. Ich konnte alles direkt miterleben."
Nao sah mich mit einem undefinierbaren Blick an.
Dann plötzlich hoben sich seine Mundwinkel und er fing an zu grunzen, da er sein Lachen versuchte zu unterdrücken.
Genervt zog ich mein Handy aus der Hosentasche und öffnete das Spiel.
Der übliche Startbildschirm begrüßte mich und ich klickte auf den 'Spiel Fortsetzen' Button.
"Vielleicht zieht es mich ja wieder rein. Dann hast du den Beweis. Ich muss einfach Kapitel zwei anfangen und dann ... ", sagte ich, aber unterbrach mich, als mein Bildschirm schwarz wurde, gerade als ich das Kapitel anfangen wollte.
Mein Handy war komplett ausgegangen.
"Scheint so, als wäre das ganze wirklich nur ein Handyzerstörer. Und deine Fantasie scheint mit dir durchzugehen. Setz die lieber für deine Songs ein.
Und vergiss nicht, dass wir uns heute Abend vor dem White Berries treffen. Ich muss jetzt gehen. Mein Keyboardständer repariert sich nicht von alleine.", sagte Nao und stand auf.
"Du bist gerade mal eine halbe Stunde da.", nörgelte ich. "Du hättest den Ständer auch reparieren können, bevor du hierhin gekommen bist. Außerdem, wer ruft dich da die ganze Zeit an?", fragte ich und versuchte auf Naos Telefon zu linsen, doch keine Chance.
Nao schlängelte sich an mir vorbei und ich lief ihm hinterher zur Tür.
"Tut mir leid, ich habe halt vergessen, dass ich noch ein wichtiges Treffen habe. Ein ... ein Kumpel von der Musikschule und ich müssen noch etwas vorbereiten, für ... für-"
"Ist schon gut. Du bist wirklich der schlechteste Lügner aller Zeiten. Viel Spaß auf deinem Date. Und komm nicht zu spät."
Nao wurde knallrot und kratzte sich verlegen im Nacken. Nun war ich diejenige, die lachen konnte.
"Na gut, wir sehen uns, du Verrückte."
"Kleiner Playboy.", erwiederte ich und dann war er weg.
Als ich die Tür geschlossen hatte, fing mein Handy an zu vibrieren und dann war es wieder an.
Und ich befand mich in der App zu dem Spiel.
'Spiele nun Kapitel 2 und erfahre mehr über dein Idol.'
"Ach, jetzt stehst du also bereit, du dämliches Spiel.", murmelte ich und lief die Treppe nach oben.
Als ich ankam stand ich nicht in dem Flur zu meinem Zimmer.
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otome game || bts
Fanfiction~Deine Entscheidungen, deine Geschichte. Tauche in die Welt der Korean Idols ein und schreibe deine Geschichte mit einem von sieben Charakteren.~ Für viele Mädchen sicherlich eine Verlockung, für die japanische High School Schülerin Hanayo Ito aber...
