otome game || bts

~destructive circumstances~*

Die Eingangshalle war nicht mehr so sauber weiß, wie sie zuvor war.
Die Ernstheit des Entertainments war verschwunden, die Hälfte der Halle glich einer kriegerischen Zerstörung.

Die Anzeigetafel hing nur noch halb in der hinteren Mitte des Raumes, auf der linken Seite schien ein Feuer gebrannt zu haben, alles war schwarz, verkokelt oder geschmolzen und aschgrau.
Überall lagen Splitter und Teile der linken Wand, die nicht mehr ganz vollständig war, sondern ein riesiges Loch aufwies, hinter dem nur schwarz zu erkennen war.

Ich sah die linke Wand entlang, immer weiter nach oben. Kleine Risse schienen sich bis in die hohe Decke gefressen zu haben und ein paar der runden, hängenden Lampen flackerten ununterbrochen.
"Hana?"

Jimin tauchte auf. Er kam durch den Hintereingang und sah sich um, genauso wie ich vorher.
Sein Blick blieb auch kurz bei den Lampen hängen.
"Hana!", schrie er nun und rannte auf mich zu.

Ich sah nach oben und beobachtete mit weit aufgerissenen Augen, wie eine der Lampen immer näher kam und nicht mehr lange brauchte um mich zu erwischen.
Bevor es jedoch geschah, packte Jimin mich und trug mich davon.

Ich hatte mich an seinen Schultern abgestützt und konnte sehen, wie die Lampe laut krachend auf dem Boden zersplitterte und eine Splitterflut hinter uns her glitt.
Aufgeregt atmend ließ Jimin mich wieder runter und ich sah an ihm vorbei zu der zerbersteten Lampe, die mich hätte treffen können.

"Das war ganz schön knapp.", sagte Jimin und wandte den Kopf ebenfalls zu den Glassplittern um.
Seine Arme ruhten dabei auf meinem Rücken, mein Körper war noch an seinen gedrückt und meine Finger krallten sich in den Stoff seines Hoodies.

Wir sahen uns an, Jimin musste leicht runter schauen, aber nicht viel.
"Ja, das war wirklich knapp.", antwortete ich atemlos und sah Jimin darauf nur noch stumm in die Augen.

Ohne zu zögern verstärkte er seinen Griff und drückte mich somit an seine Brust.
Ich schlang ebenfalls die Arme um ihn und lehnte meinen Kopf an ihn.
Er war warm und sein Hoodie war weich. Außerdem roch er sehr gut, eine Mischung aus Weichspüler und Männerparfüm.

Jimin strich sanft mit seinen Händen über meinen Rücken.
"Das war ein ganz schöner Schock, mh?"
Ehrlich gesagt wusste ich gar nicht mehr so genau, was ich fühlte, während die Lampe auf mich zukam. Alles ging viel zu schnell und dann stand ich schon hier, umarmte Jimin und war einfach nur total baff.

Ich lauschte Jimins Herzschlag und versuchte meinen unter Kontrolle zu bringen, doch das war schwerer als gedacht. Ruhig atmen brachte nichts, versuchen sich zu entspannen brachte erst recht nichts.

Nur kurze Zeit später vernahm ich einige Schritte.
Erschrockenes Gemurmel, dann wieder Schritte.
"Was ist hier passiert? Da ist man einmal nicht hier, fliegt sofort die Hälfte der Halle in die Luft?", fragte Namjoon und Jimin und ich lösten uns zögerlich voneinander.

Sofort wurde mir kalt und ich verschränkte meine Arme, um meine Hände zu wärmen.
"Ich bin hier aufgetaucht und es war bereits alles halb verbrannt und zersplittert. Keine Ahnung, was passiert ist.", sagte ich. Ich war immer noch total durch den Wind und dementsprechend hörte sich auch meine Stimme an.
Piepsig und eingeschüchtert.

Alle der jungen Männer waren nun anwesend. Alle sahen sie sich überfordert in der Halle um.
Nur einer blickte mich direkt an, oder eher Jimin, welcher unmittelbar hinter mir stand.
Yoongis Blick war emotionslos, nur sein angespannter Kiefer verriet ihn. Er schien wütend zu sein.
Als sein Blick dann weiter zu mir wanderte, änderte sich seine Mimik schlagartig und ich konnte so etwas wie Schmerz darin erkennen. Ich hatte auf der einen Seite ein schlechtes Gewissen, obwohl ich es nicht haben musste, auf der anderen Seite ärgerte ich mich, dass er mir diesen Blick zuwarf, wo ich doch gar nichts falsch gemacht hatte.

Eine weitere Person tauchte nun auf. Asha.
Panisch blickte sie sich um. Dann richtete sie ihren Blick auf mich. Sie schien wütend. Zornig kam sie auf mich zugelaufen und packte mich sofort beim Kragen.
Erschrocken atmete ich ein und sah ihr direkt in die Augen.

"Was hast du angerichtet, du Eindringling? Wie kann es sein, dass hier beinahe alles in Schutt und Asche liegt?", fragte sie und spuckte mir beim Reden ins Gesicht.
Angewiedert wischte ich mir mit dem Ärmel über Mund und Wangen und begegnete ihr nun mit dem selben Blick, den sie mir schenkte.
"Das selbe könnte ich dich fragen. Du ziehst doch die Fäden, du hast das alles doch hier angefangen. Mein Handy ist im Unterricht total durchgedreht, wegen deiner bescheuerten App! Wieso hast du diese Männer-"

Jin zog Asha von mir weg und sah mich mit einem auffordernden Blick an. Ich sollte die Klappe halten.
Doch das, was ich gesagt hatte, reichte bei den meisten für ein verwirrtes Gesicht und fragende Blicke für Asha. Asha sah mich nun noch vernichtender an. Sie hatte die Fäuste so geballt, dass ihre Knöchel weiß wurden, hatte ihre Zähne zusammengebissen, dass die Sehnen an ihrem Hals gut sichtbar waren.

"Wir sollten vielleicht lieber nach einer möglichen Ursache suchen, anstatt hier herumzustehen und bei jemandem die Schuld zu suchen.", sagte Jin explizit an Asha gerichtet.
"Check einfach deine Systeme.", zischte Jin bedrohlich und leise und Asha sah sich um.

Alle blickten sie stirnrunzelnd, geschockt oder fragend an. Alle wollten wissen, was das Ganze sollte.
Mit einer hastigen Bewegung machte sie sich von Jin los und stöckelte davon.
"Was hat das jetzt wieder zu bedeuten? Welche Systeme.", fragte Namjoon.

"Das erfahrt ihr noch, jetzt muss ich erst einmal mit Hana reden. Komm.", sagte Jin und zog mich grob hinter sich her. Ich hätte mich gerne gewehrt, aber dann hätte ich weiter Yoongis traurigem Blicken standhalten müssen und Jimins wohltuender aber gleichzeitig aufreibender Präsenz.

Jin ließ mich auch auf der Straße nicht los, manövrierte uns an den vielen Schatten vorbei, die gerade hier unterwegs waren, unter dem Licht der Straßenlaternen und schubste mich beinahe in das Apartment.
Krachend schloss er die Tür.

"Du kannst nicht einfach darauf losplappern und sie zur Rede stellen!", schrie Jin dann außer sich und ich sah ihn unverständlich an.
"Sie steuert hier alles. Sie konnte dieses Spiel erschaffen, also kann sie es auch wieder zerstören. Bevor wir nicht wissen, wie wir hier rauskommen, können wir ohne einen Handfesten Plan, wie wir Asha austricksen, nichts anrichten.
Wenn sie das ganze System löscht, löscht sie uns wahrscheinlich mit.
Da bleibe ich lieber für immer mit meinen Freunden in diesem Spiel.", sagte Jin und wurde immer ruhiger.

Jetzt verstand ich. Es war wirklich zu riskant, sie jetzt schon darauf anzusprechen. Auf die mögliche Entführung dieser Männer, wie sie es geschafft hatte, dass nichts darüber erschienen war, obwohl sie ja wahrscheinlich in der richtigen Welt ebenfalls wenigstens etwas Berühmtheit erlangt haben mussten.
"Tut mir leid, Jin. Ich hätte nachdenken sollen. Denkst du, sie wird irgendetwas an dem Spiel machen? Sie hat ja bereits die Eingangshalle zerstört."

Seufzend setzte sich Jin auf einen Barhocker an der Kücheninsel.
Er nahm sich ein Glas und die volle Wasserkaraffe und schüttete sich etwas ein. Dann trank er alles in einem Zug aus.
"Sie war das nicht, es ist ein Systemfehler entstanden, den sie korrigieren muss.
Und es ist glücklicherweise ziemlich unwahrscheinlich, dass sie jetzt zur Zerstörung des Spiels übergeht. Keiner der anderen weiß etwas über Ashas Taten und dass hier keine Person wirklich zum Spiel gehört, außer die Schatten.
Die einzigen, die gerade eine Gefahr für Asha sind, sind wir. Ich habe meinen Schwur gebrochen und dir von Ashas wahrer Identität erzählt und du bist von Anfang an eine Gefahr für sie gewesen, die sie aber immer weniger in Schach halten kann."

Aber wir waren nicht die einzigen, die etwas wussten. Jimin ahnte bereits auch etwas.
Ich biss mir auf die Unterlippe, Jin interpretierte es sicherlich als Überlegungsvorgang für künftige Vorgehensweisen.
Allerdings machte ich mir Sorgen, dass er noch mehr herausfand und somit auch zum Ziel von Asha wurde.

Ich musste ihm dringend sagen, dass er alles, was er herausfand, für sich behalten musste.