Ich hatte meine Tasche bei Akina abgeholt. Zuerst ließ sie mich nicht gehen und laberte mich mit Nao zu.
Die beiden schienen sich immer näher zu kommen, mittlerweile texteten sie durchgängig, auch als ich mit Akina sprach. Jedes mal, wenn eine Message reinkam, entschuldigte sie sich und tippte grinsend auf ihrem Display herum.
Als dann Nao aber anrief, war es ein leichtes, wieder zu verschwinden.Eine halbe Stunde danach lief ich immer noch durch die Gegend und grübelte.
Auch wenn meine Schultasche recht schwer war und mir langsam der Rücken weh tat, konnte ich nicht umkehren und einfach nach Hause gehen.
Es ging einfach zu viel in meinem Kopf ab.Ich wollte unbedingt eine Lösung für dieses Problem mit Asha und den Jungs. Die ganze Zeit grübelte ich nach einer logischen Erklärung, doch es fügte sich einfach keine zusammen.
Außerdem funkten immer wieder entweder Yoongi oder Jimin in meinen Kopf. Manchmal auch Hoseok, bei dem ich einfach nur genervt den Kopf schütteln musste oder Jungkook, bei dem ich etwas Mitleid empfand.Doch bei Jimin und Yoongi war irgendetwas anders.
Ich erinnerte mich an den Song, welcher mir nun wieder nicht aus dem Ohr ging.
Erschöpft setzte ich mich auf eine Bank und ging den Text immer und immer wieder durch.Vergessene Erinnerungen an schöne Zeiten, eine Besessenheit von der Person, die man liebt, ein Gefängnis aus Liebe und Abhängigkeit.
Dinge die ich vielleicht nicht ganz verstand, aber sie gingen schon ziemlich tief.
Das machte nicht nur der Text von Yoongi, auch die Melodie, die ich komponiert hatte und Jimins Stimme als Sprachrohr.Im Zusammenhang mit dem, was ich von Jin erfahren hatte, kam es mir vor, als hatte der Song etwas mehr zu sagen, als das Oberflächliche, das ich herausfiltern konnte.
Irgendetwas wichtiges, aber ich konnte es nicht greifen oder definieren.Es machte mich verrückt.
Und es war nicht das einzige, das mich gerade verrückt machte.
Gerade in diesem Moment wurde mir klar, wie viel Zeit mir das Spiel eigentlich raubte.
Ich fragte mich, wann ich das letzte mal etwas richtig Hanayo-und-Nao-mäßiges mit meinem besten Freund gemacht hatte. Es war schon eine Weile her.Konnte man uns überhaupt noch als beste Freunde bezeichnen? Es war so, als hatten wir uns mehr und mehr voneinander enfernt.
Vielleicht hatte es auch schon vor dem Spiel begonnen, als Nao anfing, sich immer wieder mit irgendwelchen wechselnden Liebschaften herumzutreiben.Aber es war nicht das einzige, dass mir auffiel. Ich hatte das Gefühl, ich vernachlässigte total unsere Band. Natürlich hatten wir letztens erst Kazuya mit ins Boot geholt, aber das alles kam mir so weit weg vor.
Als verblasste mein eigentliches Leben und setzte sich im Spiel wieder zusammen.Wie aus dem nichts prasselte einfach alles auf mich nieder. Ich wusste gar nicht, woher diese ganzen Gedanken und Feststellungen und auch Befürchtungen kamen.
Plötzlich fühlte ich mich so einsam.
Es war kalt.
Und nass.Nicht nur der leichte Regen, der auf meine Haare, meine Kleidung und Arme und Beine traf. Auch die Tränen, die unaufhaltsam und leise meinen Wangen hinunter rannen.
Ich hasste es zu heulen.
Normalerweise war ich nicht diese Person, die sich alles so zu Herzen nahm.Nao war nunmal ein kleiner Playboy, kein Wunder, dass er keine Zeit für seine beste Freundin hatte, sonst kam ich damit klar.
Unsere Band war ein Hobby, wir hatten das alles aus Spaß an der Musik begonnen. Warum wünschte ich mir nun, dass daraus etwas größeres wurde? Und wieso tat es so weh, einsehen zu müssen, dass es aus verschiedenen Gründen sowieso nie dazu kam?Ich hatte eine neue Freundin gefunden. Seit Jahren hatte ich mich von Mädchenfreundschaften abgeschottet, zu viele Enttäuschungen, zu viele Abschottungen, da ich mich immer schon anders kleidete, anders redete, anders rüberkam. Ich war nie so ein typisches Mädchen.
Doch jetzt, wo ich doch eigentlich soweit erreicht hatte, was ich wollte, schien ich meine Freundin wieder zu verlieren?
Genauso wie meinem besten Freund war ihr eine Liebesbeziehung wichtiger?Es wurde immer später und als die ersten Anrufe von meiner Mom kamen, ignorierte ich sie. Ich konnte nicht so verheult ans Telefon gehen, sie würde es sicherlich hören.
Beim vierten oder fünften Anruf schrieb ich ihr, dass ich bei Akina bleiben würde und morgen nach der Schule nach Hause kam.Ihre Antwort kam spät, ich wusste, dass sie erstmal stutzend überlegte, gab dann aber schließlich ihr Okay. In solchen Momenten war so eine lockere Mom echt perfekt.
Ich lief weiter im Park herum, sah mir wieder und wieder die App des Spiels an.
Die meisten Beziehungspunkte waren sehr hoch angestiegen. Jimins und Yoongis Werte waren bei knapp fünfzig Prozent oder sogar darüber.
Die anderen hielten sich bei den dreißig Prozent auf oder sogar noch leicht darunter.Woran wurden die Werte eigentlich gemessen? An meiner Sympathie zu den einzelnen Membern oder an ihrer Sympathie zu mir? Vielleicht ein Mischwert aus beidem?
Was auch immer es war, mich interessierte immer noch, warum es diese Funktion im Spiel überhaupt gab. Zumindest in meiner Version, oder gerade auch, wel sie nur in meiner Version vorhanden war.Wie hatte Asha es gemacht, sie vor allen anderen zu verbergen?
Immer kam ich auf Asha zurück, als würde sich das alles nur um sie drehen.
Sie war der Auslöser für alles, für dieses Spiel, für alle meine Fragen zur Situation in dem Otome Game. Aber was hatte das bitte mit mir zutun?Es gab immer wieder Zusammenhänge, die gar nicht zusammen passten.
Unlogische Geschehnisse, von Asha ausgelöst und plötzlich mit mir verbunden.
Ich hatte nie etwas mit einem dieser 'Spielecharaktere' zutun.
Nicht soweit ich mich erinnern konnte.Keiner kam mir bekannt vor, mit keinem verband ich etwas.
Wenn sie wirklich Menschen waren und keine Spielcharaktere, hatten sie sicherlich nicht hier in meiner Umgebung gelebt. Sie stellten koreanische Idols da, also kamen sie sicherlich aus Korea.Ich beschloss, wenn ich Zuhause war, den Bandnamen im Internet zu suchen. Vielleicht gab es ja Treffer. Möglicherweise konnte ich so etwas herausfinden.
Ich konnte nicht die ganze Zeit nur grübeln und nichts tun. Mich beschäftigte die Sache sehr und ich wollte doch so sehr eine Lösung. Also musste ich auch außerhalb des Spiels etwas dafür tun.Denn wenn diese Männer, die scheinbar in diesem Spiel festgehalten wurden, wirklich existierende Personen waren, musste es auch Hinweise zu ihrem Verschwinden in dieser Welt geben.
Nun hatte ich mich wieder unter Kontrolle, fühlte mich immer noch ausgelaugt und einsam, aber entschlossen, wenigstens dieses Problem zu lösen.
Wenn ich es geschafft hatte und mich das Spiel endlich wieder in Ruhe ließ, konnte ich die restlichen Probleme in meinem Leben angehen.Jedoch fühlte ich, dass sich weitere Probleme anbahnten. Mit meinen heutigen Überlegungen hatte ich gemerkt, dass auch etwas anderes auf mich zurollte. Empfindungen, über die ich mir nicht ganz sicher war und viel zu verwirrend um sie richtig zu deuten.
Das schlimmste daran war, nicht nur eine Person war daran schuld.
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otome game || bts
Fanfiction~Deine Entscheidungen, deine Geschichte. Tauche in die Welt der Korean Idols ein und schreibe deine Geschichte mit einem von sieben Charakteren.~ Für viele Mädchen sicherlich eine Verlockung, für die japanische High School Schülerin Hanayo Ito aber...