Noch eine Weile hatte ich draußen gestanden. Ich war dieses mal nicht aufgewühlt und verwirrt ... ich hatte ein ganz klares Gefühl.
Angst.
Angst vor den Dingen, die Asha anstellen konnte. Davor, dass sie jemanden verletzte. Dass sie alles löschte. Vor ihr hatte ich angst.
Aber am meisten hatte ich angst, dass sie mir die Dinge hier wegnahm, die mir etwas bedeuteten.
Ich ging zurück in das Apartment.
Jimin fragte nichts, er sah mich nur stumm an und ich sah zurück.
Beinahe vergaß er sogar die Tür zuzumachen, so waren wir in unser Starren vertieft.
"Wir müssen vorsichtiger sein.", sagte ich dann, als er die Tür endlich geschlossen hatte.
"Wenn du zu viel weißt, wer weiß, was sie dann mit dir macht?"
Es war eigentlich keine Frage, ich wusste ja ungefähr, was sie tun würde. Wusste ziemlich genau, was sie tun konnte.
"Erwähne erst einmal nichts weiteres ihr gegenüber und hör auch auf weiter herumzuschnüffeln. Tu einfach so, als würde es dir egal sein."
Ich lief zum Wohnzimmer, doch Jimin packte mein Handgelenk und drehte mich zu sich um.
"Und dich die ganze Arbeit machen lassen? Denkst du, für dich ist das weniger gefährlich, als für mich?"
"Ich kann jederzeit aus dem Spiel zurückspringen, du nicht. Wenn sie sich wirklich dazu entscheidet mir eins auszuwischen, zerstört sie das Spiel, während ich Zuhause bin und mir überlege, was als nächstes passieren soll. Wenn sie mich wirklich verletzen will, lässt sie euch alle einfach verpuffen.", sagte ich ernst und versuchte mein Handgelenk aus seiner Hand zu befreien, doch sein Griff war zu stark und ich wollte mich nicht wirklich wehren.
"Aber was ist, wenn wir gar nicht einfach verschwinden würden? Was ist ... wenn wir einfach wieder dort landen, wo wir hergekommen sind?", sagte Jimin, als würde es ihn nicht verrückt machen, dass Asha mit diesem Spiel alles anstellen konnte, was sie wollte.
"Du siehst das alles viel zu positiv.", sagte ich und ließ den Kopf sinken.
Jimin zog mich näher zu sich, stolpernd kam ich zu ihm und ließ mich von ihm gegen seine Brust drücken.
"Einer von uns muss dem anderen doch Hoffnungen machen. Wenn du die Superheldin in diesem Spiel bist, muss ich wohl dein Sidekick sein, der dich unterstützt.", sagte er ruhig und ließ eine Hand über mein Haar wandern.
Sein Herz schlug schnell und ich merkte, wie seine Finger leicht zitterten.
Mit mir war es in diesem Moment genauso.
"Du bist dann wohl eher der hilflose Junge, den ich vor der Superschurkin retten muss.", sagte ich leise und ließ mich weiter gegen ihn sinken.
"Hey!", sagte er mit einem deutlich hörbaren Lächeln.
Ich lächelte ebenfalls.
Irgendwann klingelte es sturm an der Tür. Ich war mittlerweile eingeschlafen, weil mein Sprung aus dem Spiel einfach nicht kommen wollte und die Müdigkeit mich übermannt hatte.
Ich lag auf einer der Couchen, eine dünne Decke über den Beinen, von der ich mir sicher war, dass ich sie vorher noch nicht hatte.
Jimin musste sie über mich gelegt haben.
Ich stand auf, um zu schauen, wer es war.
Jin. Jimin hatte ihm die Tür geöffnet.
"Der Systemfehler sollte sofort behoben sein. Asha hat ein Update gemacht und alles wieder aufgebaut.", sagte Jin schnaufend, er musste hierhin gerannt sein.
"Es kann also gut sein, dass Hana glei-"
Und dann war ich zurück in meinem Zimmer.
Es war stockduster.
Als ich das Licht anschaltete, war mein Laptop verschwunden.
Miaka hatte sich den scheinbar wieder einfach so genommen. Ich zuckte die Schultern.
Miaka hatte sich damit aber nicht nur den Laptop genommen!
Schnell sprintete ich aus dem Zimmer in ihres und leuchtete mit meiner Handytaschenlampe durch ihr Zimmer. Er war nicht hier.
Als ich die Lampe auf meine schlafende Schwester richtete, sah sie mich mit offenen Augen an.
Ich erschrak.
"Was machst du hier? Um", sie sah auf ihren leuchtenden Digitalwecker, "halb vier morgens. Bist du behindert?", fragte sie und setzte sich auf.
"Wo ist mein Laptop?", fragte ich zurück, nicht gerade leise.
Miaka hielt sich eine Hand vor die Augen, um nicht in das blendende Licht schauen zu müssen.
"Ich hab deinen klumpigen Laptop nicht, was soll ich damit? Mom hat sich den geliehen, weil sie meinte, sie muss etwas schreiben."
Ich stürmte wieder aus dem Zimmer raus und ging nach unten ins Wohnzimmer.
Nichts.
Im Schlafzimmer war alles ruhig.
Keine Spur von Mom oder Dad.
Wo waren sie mitten in der Nacht?
Mein Vater kam sowieso immer erst, wenn wir schliefen, aber Mom, die war immer da. Als würde sie nie nach draußen gehen.
Draußen ... wir hatten noch einen Balkon, den niemand von uns je betrat, weil er so schmal und unnütz war.
Ich lief wieder nach unten und öffnete die Balkontür.
Da schlief sie in einem ungemütlichen Stuhl, eine leere Teetasse an den Fingern hängend und eine Decke auf ihrem Schoß, darauf mein Laptop im Standby Modus.
Es war ganz schön kalt hier, was tat sie da?
Langsam weckte ich sie.
"Mom?"
Mit einem überraschten Schnarchen erwachte sie und wischte sich, völlig neben der Spur, über die müden Augen.
"Hanayo? Wo warst du denn schon wieder, ich habe mir Sorgen gemacht und du bist nicht an dein Handy gegangen.
Was für eine schlechte Mutter bin ich, wenn ich nicht einmal höre, dass du dich rausschleichst, um wer weiß was für einen Jungen zu treffen. Ist es dieser Koreaner, der mit dir auf dieser CD singt?"
"Mom.", sagte ich im üblichen Teenagerton.
"Warum schnüffelst du in meinen Sachen rum?", fragte ich sie.
Es wurde immer kälter, als würde bald der Winter anbrechen.
"Du hast so viele Geheimnisse vor mir. Ich will nur wissen, ob es dir gut geht. Du musst wissen, auch wenn ich mich sehr freuen würde, dass du einen Freund hast, muss es nicht heißen, dass es jetzt sofort sein muss, um Gottes willen, lieber spät, als wenn du mir etwas verheimlichst.
Ist das dein Freund?", brabbelte sie wieder unsinniges Zeug. Dieses mal schob ich es einfach auf den Schlaf, der noch in ihr stecken musste.
"Also gut: Das da ist Jimin. Ein Junge, den ich wirklich mag, aber es gibt da einige Komplikationen.", sagte ich.
Mom machte große Augen.
"Sag nicht, du bist schwanger von ihm und er will mit dir nach Korea auswandern."
"MOM! Nein! Ich bin kein bisschen schwanger, wenn du es genau wissen willst, haben sich noch nicht einmal unsere Lippen berührt. Allerdings ist da noch jemand, den ich irgendwie mag und dann gibt es da noch das Probem mit ... der Entfernung. Es ist, als leben wir in verschiedenen Welten, obwohl er so nah ist.", erklärte ich.
Meine Mutter klappte den Laptop zu und stellte ihn mit der Teetasse zur Seite, dann klopfte sie auf ihren Schoß und ich setzte mich darauf.
"Das hört sich ja verwirrend an. Bist du deswegen im Moment so häufig weg? Triffst du dich mit ihm, vielleicht sogar mit beiden?"
Ich schnaufte und lehnte mich an sie.
"Das Problem ist, ich sehe sie unweigerlich beide immer wieder, immer zur gleichen Zeit. Sie haben den selben Freundeskreis. Da kann man nicht den einen ignorieren und den anderen beachten. Ich kann ja nichtmal beide ignorieren, ich stoße beinahe jeden Tag auf sie.
Aber eigentlich will ich sie auch nicht ignorieren."
Mom kribbelte meinen Rücken mit ihren Fingern. Es beruhigte mich und fühlte sich schön an.
"Denkst du denn, für diesen Jimin sind deine Gefühle stärker, als für seinen Freund? Oder bist du dir unsicher?"
"Ja, also nein, also ... ja, ich war mir unsicher, aber ich habe das Gefühl, dass ich jetzt etwas sicherer bin. Dass ich jetzt möglicherweise weiß, für wen meine Gefühle stärker sind.
Aber ich muss sie zurückhalten. Da ist noch dieses Mädchen. Asha. Sie würde sie am liebsten alle für sich haben. Sie hat sie unter Kontrolle, wie Hunde, also ... hatte.
Langsam kommt sie mit ihren Spielereien nicht mehr durch."
"Hanayo."
Ich setzte mich wieder aufrecht hin und sah hinunter zu Mom. Sie sah mich besorgt an.
"Diese Namen ... sind die nicht aus dem Spiel, das Miaka spielt? Idol Boyfriend?"
Oh nein, wie konnte sie das wissen? Jetzt hielt sie mich bestimmt für verrückt und dass ich Halluzinationen hatte oder so.
Sie holte die CD aus dem Laptop heraus und hielt sie mir entgegen.
"Wenn sie aus dem Spiel ist, wie kann etwas eigentlich nicht existierendes hierhin gelangen? Oder anders herum, wie kann es sein, dass du in das Spiel kommst?", fragte sie und mir blieb die Luft weg.
Mom sah mich interessiert an, ich blickte zutiefst geschockt zurück.
Mit allem hatte ich gerechnet, aber nicht damit.
Jetzt war meine Frage noch größer.
WIE KONNTE SIE DAS WISSEN?!
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otome game || bts
Fanfiction~Deine Entscheidungen, deine Geschichte. Tauche in die Welt der Korean Idols ein und schreibe deine Geschichte mit einem von sieben Charakteren.~ Für viele Mädchen sicherlich eine Verlockung, für die japanische High School Schülerin Hanayo Ito aber...
