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"Guten Morgen du Sonnenschein, raus aus den Federn", hörte ich jemanden trällern und stöhnte müde auf. Gähnend streckte ich mich und sah Joanna, die die Vorhänge aufzog und ihr Kleid aufs Bett legte. "Heute ist dein Hochzeitstag, zeit dich fein zu machen", fuhr sie fort und ich setzte mich auf. "Wie spät ist es?", fragte ich verwirrt und schaute auf den Wecker. "Zehn nach Zehn, um zwölf müssen wir in der Kirche sein meine Liebe, also los", wies sie mich hin und ich stand auf. "Irgendwie fühle ich, dass heute irgendetwas schief gehen wird", sagte ich und sie sah mich genervt an. "Lass nicht wieder den Miesepeter raushängen, ja?", bat sie und ich verdrehte nickend meine Augen. Nachdem ich geduscht hatte, kam schon die Friseurin und machte mir meine Haare. Sie verschwand schnell und Joanna packte mein Kleid aus. Dieses merkwürdige Gefühl verschwand nicht. Heute müsste der beste Tag meines Lebens sein, ich fühlte mich jedoch nicht so. Ich zog mir das Kleid über die weiße Spitzenunterwäsche und betrachtete mich im Spiegel. Joanna trug ihr Kleid ebenfalls und stellte sich neben mich. "Wir sehen unglaublich aus, du vor allem", sagte sie und ich musterte mich. Es fehlte immer noch etwas. "Wenn deine Eltern dich jetzt sehen könnten", sagte sie und ich nickte. "Sie sehen mich", sagte ich und sie nickte grinsend. "Und sie sind wahnsinnig stolz, aber wir müssen jetzt los", wies sie mich hin und ich nickte.

Ich schaute durch den engen Türspalt, mein Herz machte einen Satz, denn die Kirche war gefüllt. So viele Menschen waren da um den Tag mit uns zu feiern, die hälfte davon kannte ich nicht mal. Ich war nervös, mein Körper zitterte wie Espenlaub, mein Atem war rasend schnell, ich hatte schon angst, ich könnte vergessen zu atmen. "Hey, alles wird gut", hörte ich Joanna sagen und atmete laut aus, dennoch war ich aufgeregt. Ich hatte große Angst. Nickend richtete ich mein Kleid und entschied mich noch ein mal auf die Toilette zu gehen. Nachdem ich mir die Hände wusch, bekam ich ein besorgniserregendes Gespräch mit. Es war Onkel Larry. "Ja, ich sagte doch, ich werde es versuchen", sagte er hektisch und ich weitete die Augen. "Ich weiß, was er dir angetan hat", sagte er nun und ich entfernte mich von der Tür, als ich ein leises Pfeifen hörte. Verwundert folgte ich dem Geräusch und zuckte zusammen, als mir jemand den Mund zu hielt und mich in einen Raum zog. Ich wollte schreien, so viel Panik hatte ich, aber ich beruhigte mich, als ich Jason vor mir sah, der mir das Zeichen gab, ich solle ruhig sein. Nickend sah ich ihn an, als er die Hand von meinem Mund nahm und am mir herunter sah. "Hey! Du darfst mich nicht sehen, dass bringt Unglück", zischte ich und merkte, wie er seine Augen verdrehrte, dann aber sah er mich an. "Ich habe ein ungutes Gefühl bei Larry", flüsterte er und ich nickte. "Ich auch", sagte ich und er holte etwas aus seiner Tasche. "Hier, wenn irgendetwas geschieht, egal was, dann beschütze dich und renn weg. Bring dich in Sicherheit. Verschwinde einfach", sagte er und ich weitete die Augen. "Nein, ich werde nirgendwo hingehen, nicht ohne dich", erwiderte ich und er atmete laut aus. "Cara-". "Nein Jason, wir sind ein Team, wir beide. Wir werden gleich heiraten, danach verschwinden wir zusammen. Es wird alles okay. Ich werde nicht ohne dich weg gehen, niemals. Selbst, wenn du ins Gefängnis kommst, oder wenn du im Koma liegst. Ich werde dich nie im Stich lassen", flüsterte ich ernst und sah ihm tief in die Augen, worauf er nickte und ich das Messer annahm. "Ich liebe dich", sagte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn, dann verließ er den Raum. Kurz danach verließ ich ihn und sah mich um. Als ich Onkel Larry sah, atmete ich laut aus und ging auf ihn zu. "Cara, du siehst aus wie eine Prinzessin", sagte er und ich lächelte gespielt, während er mich umarmte. Das Messer hatte ich in mein Strumpfband gesteckt, irgendwo anders hätte er es sicher gemerkt. Allerdings merkte ich eine Waffe an Larrys Hüfte, als er von mir abließ und sein Jacket hoch rutschte. Er schien meinen Blick zu bemerken und zog die Augenbrauen hoch. "Schätzchen, ich muss immer auf das schlimmste vorbereitet sein", log er und ich sah ihn ernst an. "Dachtest du das auch, als du meinen Vater ermordet hast?", zischte ich und er atmete laut aus. "Du weißt es also", sagte er und ich schnaubte. "Wie konntest du nur? Er hat dir vertraut, ich habe dir vertraut!", brüllte ich und ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. "Ach, als würdest du es verstehen Cara, oder sollte ich lieber Red Death zu dir sagen?", spuckte er und sah mich mit verkniffenen Augen an. Sprachlos klappte meine Kinnlade runter. "Ich wusste es von anfang an. Du bist genauso schuldig wie ich", zischte er und ich ballte meine Hände. Inzwischen mussten sich die Gäste fragen, was los war. "Und was hattest du vor? Jason und mich zu töten?", fragte ich spöttisch und er lachte boshaft. "Natürlich nicht, ich wollte erst Jason töten, du würdest irgendwann verrückt werden und Selbstmord begehen", meinte er und ich zog die Augenbrauen hoch. "Bevor das passiert", fing ich an und griff nach meinem Messer. "Bringe ich dich um", zischte ich und warf ihm das Messer in die Brust. Keuchend torkelte er zurück, allerdings zog er es raus und kam auf mich zu. Auf seinem Gesicht lag ein hasserfüllter Blick. Panisch ging ich zurück, als mein Körper auf die Wand traf, stand er vor mir. Er drückte das Messer gegen meinen Hals, während ich mit aller Kraft versuchte ihn von mir zu stoßen. "Gib endlich auf", raunte er, wobei er mir ins Gesicht spuckte und nun anfing mich zu würgen. Ich rang nach Luft und zerrte an seinen Händen, damit er mich endlich los lässt, aber er war zu stark. Im nächsten Moment trat ich ihm in den Schritt und er wich stöhnend zurück. "Ich werde niemals aufgeben!", sagte ich laut und nahm das blutige Messer in meine Hände. "Dann bist du ziemlich dumm, genau wie dein Vater", zischte er und baute sich wieder vor mir auf. "Warum tust du das nur?", fragte ich mich eher selbst und ging mit dem Messer auf ihn zu, während er seine Waffe heraus holte und auf mich richtete. Meine blutigen Hände zitterten, mein Kleid sah aus wie aus einem Horrorfilm, voller Blutfecken, mein Hals schmerzte und pochte. "Weil ich endlich glücklich werden will", sagte er und lud seine Waffe. Ich kniff meine Augen zusammen und ließ das Messer zu Boden fallen. War das wirklich das Ende? Im nächsten Moment ertönte ein lauter Knall.

Red Death - The girl in red |Jason McCannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt