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"Hier steht, dass das eine anti Kolik Flasche ist", wies ich Joanna hin, während wir in einem Einzelhandel für Babys und Schwangere waren. Sie war bereits hochschwanger, in einigen Wochen würde sie entbinden. Verständlich war, dass sie total aufgeregt war. "Zeig mal her", sie nahm mir die blaue Flasche aus der Hand und sah sie sich an. "Ich hatte vor länger zu stillen, aber falls ich mal eine brauche, müsste diese hier gut sein für den kleinen Travis", sagte sie und legte die Flasche in den Einkaufswagen. "Der Name ist süß, wer hat sich dafür entschieden?", fragte ich, während wir weiter durch den Gang liefen. "Wir beide, er wollte ihn erst mal Jacob nennen, wie sein Großvater, aber dann habe ich den Namen vorgeschlagen und rate mal wessen Vater Travis heißt", wies sie mich hin und legte ein paar Strampler in den Wagen. Lachend sah ich mich um und merkte, wie sie seufzte. "Es wäre viel schöner, wenn wir diese Erfahrung geimeinsam erleben könnten", sagte sie bedrückt und ich nickte. "Ja, aber scheinbar soll es einfach noch nicht sein, sonst wäre ich ja schließlich schwanger geworden. Abgesehen davon will Jason noch nicht", sagte ich und nun legte sie ein Stillkissen in den Wagen. "Verhütet ihr denn nicht?", fragte sie, worauf ich den Kopf schüttelte. "Ich zitiere: Wenns passiert, dann passiert es", sagte ich und sie zog die Augenbrauen hoch. "Komisch, dass du noch nicht schwanger bist", meinte sie und ich zuckte mit den Schultern. "Na ja, wie gesagt, wir haben es nicht eilig, und falls ich gar nicht schwanger werden kann, haben wir eben Pech gehabt", sagte ich und sie verdrehte die Augen. "Natürlich kannst du, du musst einfach geduld haben", beruhigte sie mich und ich nickte nur. Um ehrlich zu sein wollte ich nicht mehr darüber reden.

Nachdem wir die Tüten im Auto verstaut hatten, stiegen wir ein und ich fuhr los. Eine ruhige Melodie ertönte aus dem Radio, die ich mitsummte. Ich sah zu Joanna, die zufrieden ihren Bauch streichelte und lächelte, wobei ich schmunzelte. Ich hielt an einer Kreuzung um zu schauen, ob ein Auto kam, als ich nach links sah, ertönte ein lautes, ohrenbetäubendes Hupen, ein grelles Licht blendete mich. Alles wurde schwarz.                                                                                      Vorsichtig blinzelte ich auf und sah Rauch. Ich hörte Sirenen, spürte wie mir warmes Blut über die Stirn lief. Meine Hand zitterte, ich merkte, dass ich aus der Windschutzscheibe geflogen war. Die Motorhaube auf der ich lag war heiß, ich versuchte aufzustehen um nach Joanna zu sehen, aber ich konnte es nicht. Meine Augen fielen ganz von allein zu.

Jason's P.O.V

Nachdem ich Zuhause angekommen war, runzelte ich verwundert die Stirn. Es war bereits sechs Uhr, eigentlich müsste Cara schon Zuhause sein. "Baby?", rief ich und zog mir meine Schuhe aus. "Cara? Bist du Zuhause?", rief ich erneut und schaltete das Licht an. Nachdem ich ihre Nummer in meinem Handy gewählt hatte, rief ich an. Erfolglos, nur die Mailbox. Vielleicht war sie beschäftigt oder ihr Akku war leer. Nein Jason, du machst dir keine Sorgen, es ist alles okay, sagte ich in meinen Gedanken zu mir und setzte mich auf die Couch. Als mein Handy anfing zu klingeln, schaute ich hoffnungsvoll auf den Display, als ich aber Franks Namen sah, seufzte ich. "Was geht Frank?", sagte ich und lehnte mich zurück, allerdigs klang er nicht erfreut. "Jason, sind Cara und Joanna bei dir?", fragte er, worauf ich mich aufsetzte. "Nein, sind sie denn nicht bei euch?", erwiderte ich, aber er gab mir eine negative Antwort. "Nein, sie müssten schon längst zurück sein, Joanna hat den Schwangerschaftskurs verpasst, Cara wollte sie hinbringen. Sie gehen beide nicht ans Handy", sagte er nun und ich atmete laut aus, während ich meine Schläfe massierte. Verwundert entfernte ich das Handy von meinem Ohr, als ich hörte, dass mich jemand anderes anrief. "Moment, ich werde angerufen, vielleicht ist es Cara", wies ich ihn hin und ging danach an die andere Leitung. "Hallo?", fragte ich und wartete. "Spreche ich mit Mr. McCann?", hörte ich eine männliche Stimme sagen und stand auf. "Ja, mit wem spreche ich?", fragte ich zurück und hörte komische Geräusche. "Ich bin Officer Bricks, ihre Frau und eine andere Frau hatten einen Autounfall an der Marrison Kreuzung. Ein LKW ist in ihren Wagen gekracht, ihre Frau ist verletzt, aber sie war ansprechbar, das andere Unfallopfer ist schwer verletzt", wies er mich hin und ich merkte, wie meine Kinnlade runterklappte. "In welchem Krankenhaus sind sie?", fragte ich und zog mir meine Schuhe wieder an. "Im St. Marianne Hospital, können Sie mir ein Familienmitglied der anderen Person nennen?", fragte er, worauf ich ihm Franks Nummer gab und dann los fuhr. Mein Herz klopfte wie wild, ich zitterte und hatte furchtbare Angst.

Hastig lief ich zum Empfang und fragte sofort nach. "Ihre Frau ist noch im OP, der Arzt weiß, dass Sie hier sind und wird Sie informieren, sobald es neues gibt", beruhigte sie mich und ich nickte. Ungeduldig lief ich durch das Wartezimmer und atmete laut aus. Ich konnte nicht mehr warten. Als ich Frank sah, der panisch herein kam und sich umsah, ging ich auf ihn zu. "Hey, weißt du schon was?", fragte er, aber ich schüttelte nur den Kopf. "Jedenfalls ist Cara im OP, über Joanna wurde mir nichts gesagt", sagte ich und er nickte, danach fragte er die Empfangsdame. Ich sah wie er ihr zu nickte und dann auf mich zu kam. "Sie wird operiert, sie wissen nicht, ob das Baby überlebt", wies er mich hin und fing auf ein mal an zu schluchzen. Bemitleidend umarmte ich ihn und spürte, wie auch meine Augen feucht wurden, aber ich wollte stark bleiben für Cara. Ich musste stark sein für sie.


Red Death - The girl in red |Jason McCannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt