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"Jason! Beeil dich!", rief ich, als ich unten stand und mich bereits anzog. "Es tut mir leid, aber ich muss vorher was erledigen", sagte Jason, als er die Treppe runter kam und sich seine Lederjacke zurecht zog. Ich erkannte sofort, dass er erst zu einem Auftrag musste, obwohl wir heute endlich Kindermöbel und den ganzen anderen Kram kaufen wollten. "Was? Das ist nicht dein Ernst, uns läuft die Zeit davon!", jammerte ich und er drückte mir einen Kuss auf die Stirn. "Bis das Baby kommt sind es noch drei Monate, wir haben Zeit", meinte er gelassen, wobei ich eher im Stress war. Das Zimmer musste gestrichen werden, alle Möbel fehlten, genauso wie Kleidung, Windeln und die ganzen Fläschen. "Diese drei Minate werden sehr schnell vergehen", sagte ich und sah ihn mit einem Schmollmund an, aber er sah mich mit hoch gezogenen Augenbrauen an. "Wir fahren einfach morgen", sagte er, aber ich schüttelte den Kopf. "Morgen mein Lieber haben wir einen Termin beim Frauenarzt und du kommst mit", sagte ich und er verdrehte die Augen. "Dann übermorgen", meinte er und zog sich seine Schuhe an. "Du bist blöd", sagte ich und er drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Bis später Schatz", trällerte er und verließ das Haus. Genervt atmete ich aus und zog mir meine Schuhe wieder aus, dann kam mir eine perfekte Idee, obwohl ich mir nicht so sicher war, ob die Idee perfekt war. Was Joanna wohl heute so vor hatte?

"Ich danke dir, dass du gekommen bist, ich hoffe du hast nichts besonderes vor", sagte ich zu Joanna, als sie das Haus betrat und die Schuhe auszog. Die Situation zwischen uns war zwar noch nicht so wie früher, aber sie war besser. "Nein, nicht wirklich warum?", fragte sie und setzte sich auf das Sofa. "Also eigentlich wollte ich heute Babysachen kaufen, aber Jason musste unbedingt "arbeiten"", wies ich sie hin und sie zog die Augenbrauen hoch. "Und deswegen fragst du mich, ob ich mit komme?", fragte sie und ich nickte zustimmend. "Ich würde ja gerne, aber weißt du noch, was geschehen ist, als wir letztes mal Babysachen kaufen waren?", fragte sie ernst und ich erinnerte mich sofort. "Es wird nie wieder passieren Joanna, keine Sorge", beruhigte ich sie, sie aber schüttelte den Kopf. "Du denkst so, weil du dein Baby noch hast, du hast es damals nicht verloren", meinte sie und stand auf, weswegen ich laut ausatmete und nickte. "Ich verstehe dich, aber du kannst dich doch jetzt nicht den Rest deines Lebens fürchten in den bestimmten Laden zu fahren", sagte ich, aber sie zuckte mit den Schultern. "Irgendwann wirst du auch wieder in den Laden müssen, spätestens, wenn du erneut schwanger bist", erinnerte ich sie, weswegen sie wissend nickte. "Okay, aber du fährst ganz langsam", sagte ich, worauf ich hastig nickte und mich anzog. Irgendwann musste sie ja über ihren Schatten springen.

„Siehst du, es ist alles gut und es läuft alles super", sagte ich zu Joanna, als ich den Wagen parkte und danach ausstieg. „Ja, noch", meinte sie und ich verdrehte die Augen. Nachdem wir den Laden betraten, nahm ich einen Einkaufswagen und fuhr los. Ich packte ein paar Klamotten und Windeln in den Wagen, danach blieben wir bei den Flaschen stehen. „Willst du nicht stillen?", fragte sie, worauf ich eine Flasche nahm und sie anschaute. „Doch, aber kann man sowas nicht immer gebrauchen?", fragte ich und stellte sie zurück. „Doch schon, ich frage nur aus Interesse", sagte sie und ich nickte wissend. „Hier steht, der Sauger ähnelt der weiblichen Brustwarze", meinte Joanna und ich zog die Augenbrauen hoch. „Das Ding sieht keinesfalls aus wie meine Brustwarze", meinte ich und nahm eine andere Flasche. „Vielleicht ist sie ja genauso weich und sanft", meinte sie und stellte die Flasche an ihren ursprünglichen Platz.  „Hier die scheint gut zu sein", sagte ich und nahm das Fläschchen. „Genauso wie der Preis", meinte sie und ich zuckte mit den Schultern und legte die Flasche in den Wagen. „Für mein Baby ist nichts zu teuer", meinte ich und hörte, Wie sie lachte. „Seit wann bist du so geworden?", meinte sie und ich sah sie genervt an. „Menschen ändern sich nun mal", antwortete ich und ging weiter. „Ja, alles ändert sich. Einfach alles", sagte sie und ich nickte. Sie hatte recht, alles würde sich ändern und alles änderte sich in Sekundenschnelle. Vor drei Jahren erträumte ich mir nicht mal heute hier zu stehen und jetzt? Alles fing mit dieser blöden, fantastischen Entführung an. Ich war verdankt dankbar für die Entführung, obwohl ich meinen Entführer damals verabscheute. Heute würde ich ihm sagen, dass es das Beste war, was passieren konnte. Es hörte sich krank an und total bescheuert, aber manchmal führen uns schlechte Sachen zu den guten. Es passieren schlechte Dinge, damit neue Türen für gute Dinge geöffnet werden können. Aus einer Tragödie wurde ein wahr werdender Traum.

Red Death - The girl in red |Jason McCannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt