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"Mrs. McCann, was kann ich für Sie tun?", fragte meine Ärztin Dr. Fletcher und sah mich abwartend an. "Ich bin überfällig. Zwei Wochen", wies ich sie hin, worauf sie die Augen weitete. "Haben Sie Zuhause einen Test gemacht?", fragte sie, worauf ich nickte. "Ja, schon vor einer Woche, aber er war negativ, als ich gestern einen gemacht habe, war er auch negativ", wies ich sie hin und sie sah mich überrascht an. "Darf ich fragen, warum Sie trotzdem hier sind? Die meisten Frauen würden es dabei belassen", wies sie mich hin und deutete mir, ich solle mich auf den Untersuchungsstuhl setzen. "Tja, ich bin nicht wie die meisten Frauen", sagte ich nur und zog mir meine Hose aus. Lachend setzte sie sich auf den Hocker und stellte die Geräte ein. "Haben Sie sonst irgendwelche Symptome?", fragte sie und wartete, bis ich mich hinsetzte. "Nein, eigentlich nicht", meinte ich und sie fing an mich zu untersuchen. Nach ungefähr einer Minute wurde ich neugierig. "Ist da etwas in meinem Bauch?", fragte ich und sie zeigte mit ihrem Finger auf den Bildschirm. "Ich wusste es".

Joanna's P.O.V

Laut ausatmend strich ich über den blauen Stoff. Den kleinen Teddy stellte ich aufrecht hin und sah mir das Mobile an. Als ich es antippte, ertönte leise Musik zum einschlafen. Wie jeden Abend auch setzte ich mich auf den weißen Schauckelstuhl und nahm die Puppe in meine Arme. "Shht mein Kleiner", flüsterte ich und fing an die Puppe zu schaukeln. "Du musst nicht weinen Travis", vorsichtig streichelte ich mein Baby und lächelte. "Mein kleines Baby".

Cara's P.O.V

Unsicher lief ich durch das Haus und überlegte, was ich sagen sollte. Es waren zwei Monate vergangen, seit dem ich im Krankenhaus war, wir sprachen nicht mehr so häufig über das Thema, deswegen würde es jetzt eine riesen Überraschung sein. Ich hatte von anfang an so ein Gefühl, dass irgendetwas los war. Die Ärztin bestätigte es mir und erzählte mir, ich wäre in der 6. Schwangerschaftswoche, was noch sehr früh war, trotzdem hörte ich das kleine Herz pochen. Wie sollte ich es ihm sagen? Ich hatte angst und war nervös, was, wenn er nicht so reagieren würde, wie ich es wollte? Als die Haustür aufging, zuckte ich zusammen und ging zu ihm. "Hey Baby, wir haben etwas zu feiern", sagte er und hielt eine Weinflasche hoch. Oh nein. "Ich hab deinen Lieblingswein", wies er mich hin und drückte mir einen Kuss auf den Mund, als er mir die Flasche gab. "Was haben wir denn zu feiern?", fragte ich und folgte ihm in die Küche. "Unseren ersten Hochzeitstag?", sagte er ernst und ich merkte, dass ich es vergessen hatte. Laut ausatmend stellte ich die Flasche hin und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. "Ich hab es total vergessen", murmelte ich und hörte, wie er lachte. "Ist doch halb so wild, die Pizza ist schon auf dem Weg", meinte er und umarmte mich, während ich nur nickte. 

Unsicher sah ich das Weinglas vor mir an und biss mir auf die Unterlippe. "Lass uns anstoßen", sagte er und hob sein Glas, worauf ich meins zögernd anhob und anstoß. "Auf uns, auf mindestens 70 weitere Jahre", sagte er grinsend und nahm einen Schluck aus dem Glas. Er bemerkte, dass ich keinen Schluck nahm und das Glas weiterhin hielt. "Also normalerweise nimmt man jetzt einen Schluck und stellt das Glas wieder hin", wies er mich hin und biss von seinem Stück Pizza ab. Nickend atmete ich aus überlegte, ob ich wirklich einen Schluck nehmen sollte. "Okay, was ist los? Du bist so komisch", sagte er und sah mich abwartend an, während ich das Glas hinstellte. Vielleicht sollte ich die Karten einfach offen auf den Tisch legen? "Also...", fing ich an und räusperte mich. "Ich bin überfällig", sagte ich nur und ertappte mich dabei, wie ich dem wirklichen Thema auswich. "Du meinst...überfällig, überfällig?", fragte er skeptisch, worauf ich nickte. "Ich war heute beim Arzt", fuhr ich fort und er zog neugierig seine Augenbrauen hoch. "Scheinbar haben wir zwei Sachen zu feiern", sagte ich unsicher und schein erst zu begreifen, was ich ihm da sagte. "Moment, du bist-". "Schwanger, schon 6 Wochen", unterbrach ich ihn und er weitete seine Augen. "Machst du Witze? Also wenn du Witze machst, dann-". "Ich mache keine Witze, warum denkst du rühre ich den Wein nicht an?", fragte ich und er fuhr sich durch die Haare. "Du bist wirklich schwanger?", fragte er und stand auf, worauf ich nickte. Er kam auf mich zu und umarmte mich fest, ziemlich fest. "Ich kann nicht mehr atmen, wenn du mich so fest umarmst", ächzte ich und spürte im nächsten Moment seine Lippen auf meinen. "Freust du dich?", fragte ich, als er seine Stirn an meine lehnte und mich ansah. Nickend schloss er seine Augen und umarmte mich erneut. In seinen Armen fühlte ich mich sicher, das Baby war sicher, uns würde nichts geschehen.

Red Death - The girl in red |Jason McCannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt