Friends

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Ich konnte also im Positiven davon ausgehen, dass ich in Irene und Kris potentielle neue Freunde finden würde und im Negativen davon, dass Elfinchen und sein asiatischer Robert Pattinson mich als neues Objekt ihrer Lästergespräche ansahen, was mich wirklich nervte. Denn an ihm war auch genug zu lästern. Angefangen von den blauen Haaren bis zu den abstehenden Ohren und nicht zu vergessen die Handschuhe, die nicht mal die Lehrer zu stören schienen.
"Jedenfalls ist sie dann mit zu ihm und was dann ablief kannst du dir ja denken." tuschelte Irene nicht grade laut zu der neben ihr, die nur kicherte und genauso ungeduldig zur Uhr im Raum sah, wie die anderen auch.
In wenigen Sekunden würde es endlich zur Mittagspause klingeln und ich würde das erste Mal das Schulessen hier betrachten und probieren können und ich hoffte es war gut, denn ich hatte verdammten Hunger.

"Diese Frau redet, als würde sie Kunstepochen fressen." grummelte Kris und raufte sich die weich aussehenden dunklen Haare. Ich lachte nur leise. "Und als Nachspeise gibt es dann noch Ölfarben und Spraydosen." hing ich an und er pustet vor lachen leise los. Beinahe wäre er dabei vom Stuhl gefallen, da er die ganze Zeit kippelte uns sich nur halb auf expressionistische Kunst einließ. Ich dagegen hatte zwingend einige Notizen gemacht, aber diese Lehrerin redete schneller, als ein Gepard rennen konnte, deshalb hatte ich es wenig später aufgegeben und hörte nur noch zu.
"Ich dachte in Kunst malt man." seufzte ich schließlich und endlich ertönte die rettende Klingel und verkündete die Pause.

Sofort erhoben sich alle und packten eifrig ein, bevor sie aus dem Raum stürmten.
Irene, Kris und ich reihten uns mit in den Strom und die beiden lotsten mich in dir Cafeteria am andern Ende der Schule.
"Ich muss kurz was am Handy klären, bin gleich wieder da." meinte Kris eilig, stellte sein Zeug ab und verließ den Saal wieder.
Ich sah zu Irene, aber sie zuckte nur mit den Schultern.
Gemeinsam reihten wir uns in die Schlange an hungrigen Schülern ein, nachdem wir unseren Taschen und uns einen Platz gesichert hatten.
Zu essen gab es einen Salat, irgendeine komische Suppe und Kimchi, was eigentlich ganz vertragbar aussah und nicht so, als würde das Essen jede Sekunde los laufen und sich hinter dem nächsten Berg verpissen.

Wir zahlten und setzten uns wieder an den Tisch, wo wir unsere Taschen abgesetzt hatten. Allerdings saß dort bereits ein anderes Mädchen mit einem jungen, der in meiner Klasse war, dessen Namen ich aber nicht wusste, und einem mir fremden.
Das Mädchen war die Freundin von Irene, mit der sie sich im Laden in den Ferien unterhalten hatte.
Die drei sahen zu uns und grinsten breit.

"Aidae, das sind Krystal, Hyungwon und Minhyuk." stellte sie mich ihnen vor. Die drei grüßten murmelnd mit Essen im Mund und ich nickte nur.
Hyungwon hatte dunkle Haare, freundlich wirkende braune Augen und Lippen die sich nicht wirklich irgendwo einordnen ließen, aber dennoch zu ihm passten und ihn wirklich kindlich wirken ließen.
Minhyuk dagegen hatte fast weißblond Haare und wirkte ein wenig mürrisch, so wie er den schmalen Mund verzogen hatte und mit dem Löffel in der Suppe rührte.

Ich stellte mein Tablett auf den Tisch und setzte mich.
Sofort reichte Hyungwon mir die Hand zur Begrüßung. "Freut mich dich kennenzulernen. Endlich mal ein neues Gesicht in den Dörfern." meinte er munter.
Ich lachte leise und schüttelte seine Hand zur Begrüßung. Leider konnte ich so viel Begeisterung über mein Erscheinen hier nicht versprühen.
Aber seine aufgeweckte Art ließ mein Lachen wenigstens echt herüber bringen und nicht irgendwie gezwungen.
Munter redeten die vier miteinander und fragten mich das ein oder andere beim Essen.

In der Cafeteria hier war echt trubel. In Seoul durfte man nicht mal schmatzen, doch auf dem Dorf sah man das mit der Lautstärke wohl nicht so, denn hier herrschte ein blankes Stimmengewirr an den Tischen und von überall her drängen andere Gesprächsfetzen an meine Ohren, mit denen ich allerdings nicht viel anfangen konnte und sie deshalb ausblendete.
Das Schulessen war auch nicht mal so übel. Was mich ein wenig störte war, dass in der Suppe Salz fehlte, aber das stand in greifbarer Nähe auf dem Tisch.

Jedoch verstummte das muntere Getuschel, als sich die Tür öffnete und eine fünfer Gruppe an Jungs in die Cafeteria traten. Die Handschuhe, die sie trugen verrieten sie sofort und die plötzliche Ruhe war beängstigend gruselig.
Der mit dem komischen Haarschnitt sah sich im Saal um, als sein Blick mich traf, grinste er einmal breit und ließ seine nun braunen Augen ein wenig eigenartig funkeln.
Vor ihm stand der, der bei uns im Haus aufgetaucht war und sah stur geradeaus. Der hinter ihm, Gucci, fuhr sich durch die wirren braunen Haare. Die hinteren beiden, Elfinchen und Pattinson, redeten miteinander, doch sahen wenigstens nicht auffällig zu mir.

"Hat Baekhyun dich grade wirklich angesehen?" fragte Hyungwon mich irritiert. Fragend sah ich ihn an. "Der mit den rot schwarzen Haaren." erklärte er mir.
"Scheint so." murmelte Irene und nahm die fünf ebenso in Augenschein wir die anderen im Saal.
Die Situation hatte etwas aus dem ersten Twilight Film, in dem Bella zum ersten mal in der Schule die Cullens sah, da diese Jungs wirklich die totalen Außenseiter waren und es sich keiner der anderen wagte auch nur einen Ton zu sprechen.
Ein Wunder, dass Hyungwon überhaupt einen Namen von denen kannte.
"Er ist in meiner Klasse und der einzige. Die anderen vier sind je zusammen in einer. Chanyeol und Kyungsoo und Kai und Sehun." erklärte mir der dunkelhaarige, als hätte er meine Gedanken gelesen.
Irene lehnte sich zu mir herüber. "Chanyeol und Kyungsoo, sind die bei uns in der Klasse." Flüsterte sie mir zu und ich nickte nur.

Krystal rollte mit den Augen und drehte ihre Wasserflasche auf. "Die können sich auch ruhig unter die Leute bringen. Schließlich sind sie seit Beginn der Oberschulstufe hier." murrte sie und trank. Minhyuk besah die fünf selber wenig begeistert. "Glaubt mir, Baekhyun sitzt neben mir, und er versucht sich unter die Leute zu bringen, indem er andauernd quatsch macht. Er scheint nur nicht zu merken, dass er somit nur noch mehr als Freak abgestempelt wird." murrte er und stellte die leere Schüssel in den Teller.
Daraus schließ ich dann mal, dass Hyungwon und Minhyuk in der selben Klasse waren.

Die fünf zahlten ihr Essen und zogen in einer ordentlichen Reihe durch die Cafeteria, um nach einem Tisch zu suchen, dabei entging mir nicht, wie sie mich alle kurz anstarrten, als sie an meinem Stuhl vorbei liefen, so als wäre ich ein Alien und nicht nur die Neue an einer ländlichen Oberschule.
"Du wohnst ja gegenüber von denen!" kam Hyungwon die Erkenntnis und so wie es aussah, wussten dass nun all die Schüler hier.
Krystals und Minhyuks Blick hätten den dunkelhaarigen am liebsten erdolcht, während er nur unschuldig zu mir grinste und schließlich voller Pein weg sah.

"Ist das denn so schrecklich? Wir sind nur Nachbarn und mit keinem von denen hab ich bis jetzt wirklich geredet." merkte ich an.
Irene schluckte und sah mich eigenartig an. "Das ist nicht das Problem, nur geht das Gerücht um, dass die Vorbesitzer ausgezogen sind, da sich dort Nachts im Zimmer des Sohne irgendetwas paranormales abgespielt hatte, wie plötzliches Licht an oder creepy Stimmen oder Wind, obwohl er die Fenster zu hatte. Die Familie ist danach sofort wieder von hier weggezogen und angeblich haben sie es auf die Jungs geschoben, da die echt wierd drauf sind." Sie machte eine Geste, die das ganze als unbedeutend darstellte, dabei schienen sie und die anderen nicht zu merken, wir mir mein Essen auf einem Schlag nicht mehr schmeckte.

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