Silent Walkaway

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Mein Kopf schmerzte, als würde ein verdammter Presslufthammer auf ihm herumdonnern.
Was dagegen nicht schmerzte war die Unterlage auf der ich lag. Bequem und warm.
Ewig hätte ich so liegen bleiben können, doch ewig hielt nur bis zu dem Moment an, als ich zögerlich ein Auge öffnete und direkt in das friedliche, niedliche und schlafende Gesicht von Chanyeol sah.
Wie eine ziemlich heftige Lawine erfasste mich der gestrige Abend, oder wohl eher die Nacht und ich wusste nicht, ob ich im Dreizack springen, oder im Erdboden versinken sollte.

Vorsichtig versuchte ich mich aus Chanyeols Arme zu schälen, doch eine seiner Hände, lag auf einer Stelle, auf der sie hätte nie liegen dürfen.
Ich hatte nichtmal mehr einen Plan, wie ich in ein Bett gekommen war.
Chanyeol hatte doch nicht...
Panisch sah ich an mir herunter und stellte, neben Chanyeols Hand auf meinem Busen auch noch fest, dass ich alles an hatte und gemeinsam mit ihm auf einem Stapel Sitzsäcke lag.
Das letzte woran ich mich, nach dem üblen rumknutschen mit dem neben mir, erinnerte war, dass ich mit dem Kopf gegen seine warme und von seinem Pullover überzogenen Brust einschlief und er unaufhörlich mit seinen Lippen sanft und warm und vorsichtig über meinen Hals strich.

In mir liefen die Schmetterlinge Amok.
Im Großen und Ganzen würde ich mich selber belügen, würde ich von mir behaupten es hätte mir nicht spaß gemacht an seinen Lippen zu hängen und diese berauschende Wärme, die von ihm auf mich überging in so ziemlich jeder Zelle meines Körpers zu spüren.
Klar auch der Alkohol hatte da seinen Teil zu beigetragen. Nüchtern wäre Kyungsoo nie auf die Idee gekommen, dass Chanyeol mich solange küssen sollte, bist er meinte aufzuhören, aber Gefühle die vom Alkohol ausgingen und die eigenen konnte ich noch unterscheiden und dennoch hatte ich keinen Abstand zu ihm genommen, als Kyungsoo stopp rief.
Im Gegenteil. Ich hatte zugelassen, dass Chanyeol mich auf seinen Schoß zog, hatte den Gedanken gehegt ihm vor versammelter Gruppe seinen Pullover über den Kopf zu ziehen.
Mein Kopf pochte und ich wurde feuerrot.
Nie hätte ich Chanyeol tatsächlich zugetraut, dass er sich auf die Worte des kleinen Teufels einlässt, auch wenn Kai und Krystal nachgeholfen hatten.
Der blauhaarige kam sonst immer so niedlich und unschuldig über die Bühne, doch gestern und unter alkoholischem Einfluss hatte ich ihn von einer ganz anderen Seite erlebt und ich konnte nicht leugnen, dass sie mir nicht gefallen hatte. Es war auf gewisse Art sogar interessant gewesen nicht immer nur das liebe und brave Elfinchen vor sich zu haben.

Ein mulmiges Gefühl beschlich mich.
Ich war mir sicher Chanyeol würde sich an das was passiert ist erinnern und auch daran, dass ich mich in keiner Silbe gewehrt hatte seinen Lippen zu entkommen.
Die Schmetterlinge in mir wollten aufeinmal nur noch raus kommen.
Er würde merken, dass er angefangen hatte mir extrem wichtig zu werden, würde nun bestimmt eins und eins zusammen zählen.
Chanyeol war alles andere als Blöd, auch wenn er manchmal so erschien, aber auch er konnte ernst und völlig anders drauf sein, wie ich gestern selber mitbekommen hatte.
Zu den Kopfschmerzen kam Magengrummeln hinzu.
Ich wusste ich hatte Penomeco versichert Chanyeol nicht weh zu tun, als er ir gestern erzählt hatte, dass der blauhaarige wohl genauso für mich fühlte, wie ich für ihn und es wäre nicht so, dass ich nicht mit ihm zusammen sein wollte aber es ging nicht. Ich würde wohl oder übel Abstand zu Chanyeol nehmen müssen, um meine verdammten Gefühle wieder in den Griff zubekommen.
Es wäre egoistisch von mir, würde ich ignorieren, dass er schlimmere Probleme hatte, als in mich verliebt zu sein, schließlich hatte er nicht mal im Ansatz einen Plan, ob er seine Familie oder seine Heimat je wiedersehen würde und wenn, wäre für mich kein Platz mehr.
Schmerzlich redete ich mir ein, dass es schön war Chanyeol zu küssen, aber jetzt wieder klar definierte Grenzen zwischen Freunde und etwas mehr als Freunde zu setzen, die er in den letzten Wochen geschickt überschritten hatte, zu setzen.

Ich nahm seine Hand von meine Busen und versuchte so leise und vorsichtig wie möglich neben ihm aufzustehen und die Sitzsäcke, auf denen wir aneinandergekuschelt lagen, zu verlassen.
Außer uns beiden war keiner mehr in der Stube.
Die leeren Flaschen von Gestern waren bereits weggeräumt und Klamotten, die gestern ausgezogen wurden, wohl wieder an den rechtmäßigen Träger.
Langsam schlich ich über den Teppich und aus der Stube, och nicht ohne nochmal einen Blick auf den schlafenden Luminara auf den Sitzsäcken zu werfen, der schlief wie ein süßes Riesenbaby.

Seufzend setzte ich mich wieder in Bewegung und vernahm gemurmel aus der Küche.
Mit schmerzendem Kopf und vor schlechtem Gewissen grummelndem Magen lief ich in die Richtung und sah Irene und Krystal am Tisch sitzen.
Sehun und Kai standen vor dem Geöffneten Kühlschrank, Baekhyun und Hyungwon saßen auf den Arbeitsplatten und Kyungsoo stand am Herd.
Es duftete ziemlich kräftig nach Omlett und Gewürzen.

"Sieh einer an. Dornröschen eins ist wach!" rief Irene mir zu und grinste über beide Backen.
Ich versuchte mir nicht anmerken zulassen, dass sie und die anderen im Raum eigens gesehen hatten, dass ich ziemlich krass mit Chanyeol herumgeknutscht hatte und das auch nur, weil es klein Teufelchen so wollte, der mir ein eindeutiges Grinsen zuwarf, was verlauten ließ, dass er sich was daraus denken konnte, dass Chanyeol und ich nicht gestoppt hatten, als er stopp meinte.
"Sie hat es sich verdient lange zu schlafen." grinste Sehun vom Kühlschrank aus und schleppte eine Ladung Marmeladengläser mit sich.
Ich wurde rot und schielte auf den Boden.
"Das muss dir nicht peinlich sein. Peinlich ist es, wenn du ohne Jeans aufwachst und dich daran erinnterst, wer dich dazu gebracht hat, sie abzulegen. Nichts gegen dich Hyungwon." Merkte Sehun lässig an und stellte die Gläser auf den Tisch.
"Ich hatte zwei Kletten, die auf meinem blanken Oberkörper lagen, da sollte dir das rumkntschen mit Bezügen zum rummachen nicht peinlich sein." lachte Kai und trug nicht grade dazu bei, dass ich mich wohler in meiner Haut fühlte.
Krystal sah ihn warnend an und Kai zuckte nur mit den Schultern. "Sind meine Gedanken und die kann ich aussprechen." grinste er und schlug den Schrank zu.

Kyungsoo grinste sein typisches teuflisches Grinsen und behielt seine Gedanken zum Glück für sich, als er nach einem Teller griff und das Omlett darauf ablegte.
"Setz dich, Aidae. Da ist Toast und genügend auf dem Tisch steht auch. Wir haben schon gegessen und Minhyuk ist vor ner Stunde weg." erklärte Irene mir.
Ich warf einen Blick auf die Uhr und konnte meinen Augen nicht trauen.
Es war um zwei. Am Nachmittag.
Verdammt! Ich hatte über die Hälfte des Tages verschlafen... Und das in Chanyeols Armen.
Ich unterdrückte das kribbeln in meinem Bauch und zermahlmte die Schmetterlinge, während ich ein wenig zögerlich anfing zu essen und keiner mehr etwas zu gestern sagte, was ich mehr als nur gut fand, denn ausdiskutieren wollte ich da garantiert nichts.
Eilig aß ich, schnappte mir meine Tasche aus der Wohnstube, ließ meinen Blick über den immernoch schlafenden Chanyeol huschen, beobachtete ihn eine ganze Weile kläglich und hoffnungslos seufzend  verschwand schließlich im Bad, um mich umzuziehen.

Als ich fertig war, war auch Chanyeol wach und tappste vor meiner Nase in die Küche.
Ich blieb auf der Treppe stehen und hoffte für mich, er würde seinen Blick nicht zu mir drehen.
Und ich hatte glück. Mit seinen langen Beinen schlenderte er an der Treppe auf der ich offensichtlich stand vorbei.
Vielleicht hatte er mich aber dennoch bemerkt und ihm mehr als nur peinlich und unangenehm, dass er mich ungezügelt und immer und immer wieder küsste.
Ich wurde sofort wieder rot und schüttelte langsam den Kopf, als ich die letzten Treppenstufen herunter lief und leise das Haus verließ.

Ich konnte nicht mehr länger mit Chanyeol in einem Haus bleiben.
Was wäre wenn er mich nun vielleicht ganz anders sehen würde? Als die, die mit wohl jedem herumknutsche, sobalt sie Alk intus hatte und davon nicht wenig, aber er war auch nichtmehr ganz nüchtern.

Wie wahnsinnig schüttelte ich immer und immer wieder den Kopf, als ich durch die Straßen und zur Bushaltestelle lief.
Ich gab mir die Schuld daran, dass zwischen Chanyeol und mir nun bestimmt wohl alles den Bach runter gehen würde.
Ich meine ich hätte ja auf Kyungsoos stopp reagiert, aber... Ich konnte nicht und wollte es nicht.
Mein Gewissen brüllte mich an, dass ich hätte bei Irene bleiben sollen und hätte mit Chanyeol über das Geschehene reden sollen, doch ich widersetzte mich mit aller Kraft, obwohl ich liebend gern umgedreht wäre und mich dem starken Gefühl hingegeben hätte die Grenzen mit Chanyeol weiter zu überschreiten. Ich wollte es, so sehr, doch so viele schwerwiegende Dinge sprachen dagegen und machten es mir unmöglich, dass ich weiter so einfach Gefühle für jemanden haben konnte, der nicht aus dieser Welt stammt und dessen Volk mich wohl nie akzeptieren würde, egal wie sehr er mir einredete besonders zu sein.
Im Endeffekt war ich doch nur ein einfacher Mensch mit der Zeit eines Wimpernschlags auf der Erde, verglichen zu der Zeitspanne, die die Luminara und das Universum bereits existierten...






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