No! They Don't

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"Oh Gott. Das ist definitiv eins und das wirst du nicht absagen!"  befahl mir Krystal, als ich sie später anrief um ihr das mit Kris zu erzählen, wie nicht anders erwartet, war Irene bei ihr, die eben am Zeiger drehte, weil er mit mir am Samstag ins Kino wollte.
"Ich war noch nie auf einem Date. In Seoul hat sich kein Typ für mich interessiert." beichtete ich und spielte an meinem Kissen herum.
In Seoul wollte nie ein Junge mit mir zu tun haben.
Dort war ich immer nur die kleine süße hinter einem Berg voller Bücher und in einer Welt aus Serien und Filme, die alle freakig fanden, doch so richtig wurde mir das erst jetzt bewusst, da ich merkte, dass ich wirklich etwas aus mir herauskam, da ich Leute hatte, die ich nun wirklich als Freunde bezeichnen konnte und die es auch mal akzeptierten, wenn ich mit irgendwelchen Filmen und Serien und Buchrreihen um mich schmiss.
In Seoul schaute mich mein Kreis von vermeindlichen Freunden nur dämlich an, wenn ich ihnen in den Ohren hing wie krass gut Chroniken der Unterwelt als Film mit Lily Collins war, sollten andere Fans und die Kritiker doch meinetwegen sagen, dass er Grütze war, ich fand ihn gut.

"Okay. Dann ist das ganz einfach. Tu so, als würdet ihr euch normal Treffen. Nichts schlimmes, wirklich nicht. Aber vermeide es in einem Redeschwall auszubrechen." beratschlagte sie mich. Unweigerlich musste ich lachen, als ich an ihren Redeschwall an Kai Heute in der Mittagspause zurückdachte und zog sie damit auf.
"Das war was völlig anderes, weil er noch nie mit mir geredet hatte und da hatte ich mich nicht mehr unter Kontrolle und Gott... Er muss mich für dämlich halten." redete sie sich verzweifelt ein.
"Stimmt nicht." trieb ich es ihr aus. "Ich meine er hat jetzt im Bus nichts über dich gesagt, oder ich habs überhört, weil ich mit Chanyeol zusammen Musik gehört hab." versuchte ich ihr weiter gut zu zu reden.
"Du sitzt neben Chanyeol im Bus und bei Kai?!" rief sie und ich musste mein Handy vom Ohr halten.
"Verdammt jetzt ist nicht nur ein Typ an dir interessiert, sondern zwei. Wusste ich doch, dass ich mir nicht eingebildet hatte, dass er dich beim Mittag auch angefunkelt hatte." murmelte sie verschwörerisch und ich stellte mir die blanken Fragen, was eigentlich seit der Mittagspause mit ihr los war. So aufgedreht war sonst nur Irene.

Ich legte das Kissen zur Seite und machte mich auf dem Sofa in der Stube breit, während im Fernseher irgendein K-Drama vor sich hin lief.
"Chanyeol ist nicht an mir interessiert. Er ist nur nett. Manchmal scheint er sogar ziemlich debil, so wie der ab und an grinst." machte ich ihr klar.
"Beim Essen hat er heute auch gegrinst und das immer, wenn er zu dir gesehen hat." rief Irene aus dem Hintergrund und ließ mich seufzen.
"Vielleicht hatte ich irgendwo was im Gesicht, was er lustig fand." setzte ich dagegen und hatte das Gefühl mit meinen beiden Freundinnen langsam zu verzweifeln.
"Hattest du nicht und wenn hätte er es dir bestimmt gesagt oder Kris und dann wären sie sich gegenseitig an die Gurgel gegangen, weil sie dich haben wollen und..." Ich unterbrach Krystal.
"Nie und nimmer. Dass Kris was von mir will hab ich geschnallt. Aber Chanyeol? Der ist so unschuldig wie ein kleines Häschen, auch wenn er nicht so aussieht." beharrte ich und schüttelte fassungslos den Kopf, als ich aufstand und in die Küche ging, um sie nach Schokolade zu durchstöbern, doch ohne Fund.
"Irene? Krystal? Ich muss dringend Schokonachschub in meine Küche bringen. Wir sehen uns Morgen." verabschiedete ich mich. "Schoko im Sinne vom süßen und unschuldigen Nachbarshäschen, was nichts von dir will?" zog Krystal mich auf, bevor ich ohne ein weiteres Wort auflegte und mein Handy wegsteckte.

Ein Lied summend zog ich mir meine Schuhe an und eine Jacke mit meinem Portmonaie in der Tasche an und verließ mit einem Schlüssel das Hanok.
Meine Eltern waren arbeiten und würden erst am Abend wieder zu Hause sein. Somit hatten sie also keine Zeit Schokolade zu kaufen, weshalb ich es ihnen erleichterte, doch am Ende meines Vorgartens stehen blieb.
Nicht weil wieder irgendeiner meiner Nachbarn rumgeballert hatte, sondern weil ein schneeweißer Audi bei meinen Nachbarn vor der Tür stand.
Die Tür öffnete sich soeben und...
Ms Son stieg aus.
Sie lief auf ihren hammer Overkneestiefeln zur Haustür und klopfte. Wenige Sekunden später öffnete Sehun ihr die Tür und begrüßte sie mit einem strahlenen Lächeln, als er mich sah, schenckte er mir grazil einen Blick, der mir nett sagen sollte, ich solle mich nicht noch mehr in außerirdische Angelegenheiten einmischen.
Fiel aber mächtig schwer, wenn die krasseste Lehrerin der Schule vor dem Haus meiner Nachbarn stand.

Schließlich riss ich meinen Blick los, als der Blonde die Frau reingelassen hatte und ich lief aus dem Garten und in die Richtung des kleinen Dorfladens, wo mir Suho entgegen kam.
"Bist du nicht wieder in Daegu?" harkte ich bei ihm nach, als er mir nahe genug war.
Er schüttelte den Kopf. "Nachdem was hier war, halte ich es für besser ein Auge auf die Jungs zu haben."
Er steckte die Hände in die Taschen seines eleganten Mantels und sah in die Richtung aus der ich kam.
"Ich hoffe es passieren nicht noch weitere Vorfälle." murmelte er mehr zu sich selber, als an mich gerichtet.
In seinen Augen lag pure Sorge, aber auch etwas ängstliches und unentschlossenes.
"Es ist besser, wenn du dich von den Wäldern fernhälst und im dunkeln nicht alleine bist, Aidae." riet er mir und warf mir ein schwaches, aber dennoch schönes Lächeln zu.
Suho war definitiv eine Spur zu überdurchschnittlich schön, so wie die anderen die zu ihm gehörten.
Aber sie waren Aliens, da durften sie sich doch aus der Masse hervorheben, selbst mit überdimensionalem Aussehen und einen besseren Klamottenstil, als manch anderer hier im Dorf.

"Ich werde mich daran halten, sollte ich im Dunkeln doch noch irgendwo hin wollen, kann ich ja einen von euch nerven, ob er mich begleitet." witzelte ich und wandte mich zum weitergehen.
Er hatte schließlich Besuch und da wollte ich ihn nicht unnötig lange aufhalten. Vorallem wenn eine Lehrerin zu Haus antanzte.
"Das könnte sich einrichten lassen." lachte er und lief ebenfalls weiter in seine Richtung.

Bewaffnet mit Tafeln Schokolade verließ ich den Dorfladen wieder und tappelte nach Hause.
Zu meiner großen überraschung stand ein junger Mann vor unserem Haus und beäugte es neugierig.
"Ähh hast du dich verlaufen?" harkte ich ziemlich unhöflich nach.
Er wendete sich mir zu und lächelte schwach. "Anscheinend schon. Ich suche jemanden, aber ich hab das Gefühl ich bin am anderen Ende der Welt und weiß noch immer nicht wo er ist." lachte er. "Wie heißt der, den du suchst?" harkte ich nach.
"Min Aerae." antwortete er.
Ich schüttelte den Kopf. "Wohnt hier nicht. In dem Hanok wohne ich mit meiner Familie. Du musst dich echt verlaufen haben."
Das Lächeln des Mannes wurde seltsam, fast schon verstörend, als er nickte.
Einen kurzen Moment funkelten seine braunen und schmalen Augen seltsam, bevor er sich verabschiede und entschuldigte.
Als er an mit vorbei ging brachte er ein komisches und unbehagliches Gefühl mit sich, doch ich schob es darauf, dass ich es seltsam fand, dass er hier einfach so auftauchte.

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