Kapitel 2

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Mama! Papa! Guten Morgen!" Ich gebe beiden einen Kuss und hol mir aus dem Schrank ein Knäckebrot raus.
Mama: „Wie kannst du immer dieses geschmackslose Zeug essen?"
Papa: „Lass sie.. sie will abnehmen!"
Mama: „Sie ist doch perfekt!"
Papa: „Dünn sein ist In..."
Mama: „Zu meiner Zeit waren Frauen mit Bauch angesagt!"
Papa guckt Mama liebevoll an und gibt ihr ein Kuss.
Papa: „Du auch Prinzessin!" Er gibt mir auch ein Kuss. Ich lache. Meine Familie ist echt toll. Papa ist Anwalt und Mama Ärztin. Sie arbeiten viel, haben nicht immer Zeit aber sie lieben sich.
Während wir am Frühstück sitzen hupt es von draußen.
„Dass muss Koray sein!" Mama ist aufgeregter als ich. Koray ist mein Freund, seit einem Jahr. Wir sind DAS Paar der Schule. Sein Vater ist ein guter Freund und Kollege meiner Mama. Also sind meine Eltern total zufrieden. Ich renne raus und umarme Koray.
Koray: „Wie waren deine Ferien?"
Ich war mit meinen Eltern in Paris.
„Sehr schön! Wir waren sogar bei der Mona Lisa! Deine?"
Koray: „Perfekt. Strand, Sonne... aber nicht eifersüchtig sein... Ich hab mir die Chics nicht angesehen... Aber da war eine, die war so..."
So ist es immer mit Koray. Er ist ein lebensfroher Mensch und wenn er einmal loslegt zu reden endet er nicht. Er redet gerne von sich.... Ich hab mich daran gewöhnt. Als wir die Schule erreichen, kommt der Rest der Clique auf mich zu. Esra und Ceren kreischen los, als sie mich sehen und legen sofort los.
Esra: „Boah ist Koray braun gebrannt!"
Ceren: „Krass! Warst du nicht eifersüchtig, dass er den ganzen Sommer mit anderen Frauen war?"

Nein. Nicht wirklich.... Es war schön ohne ihn zu sein, ohne die beiden... Im Hotel zu sitzen und zu lesen. Aber ich lache nur darüber hinweg, hake mich bei ihnen ein und laufe in die Klasse.
An der Tür sehe ich Benni. Er nickt mir zu.
Ceren zieht angewidert das Gesicht zusammen „Kennst du den etwa?"
„Nicht wirklich... So flüchtig halt."
Esra: „Manchmal bist du echt komisch..."

Ich lüge nicht. Ich kenne ihn wirklich nicht mehr so gut. Früher waren wir ein Herz und eine Seele aber das hat sich schlagartig geändert.
Letztes Jahr. Ich hab vor 2 Jahren angefangen abzunehmen. Ausschlaggebend war, dass ich genervt war von meinen Mitschülern. Aber der Hauptgrund waren meine Eltern. Sie mussten sich immer nach außenhin präsentieren und ich war immer das kleine fette Mädchen bei allen Veranstaltungen. Ich wollte, dass sie stolz sind... ich wollte Anerkennung. Beide hatten eh nie Zeit für mich und wenn sie es hätten sollten sie sich nicht für mich schämen müssen. Also hörte ich auf zu essen. Dann im Sommer aber ging ich nicht mit Benni zur Pfadfindertruppe sondern zur Abnehmkur, machte Sport und ernährte mich gesund.
Als ich dann zurückkam änderte sich mein Leben schlagartig.
Ich wurde zu dem, zu dem ich jetzt bin. Ich habe jetzt Koray und ne menge Freunde. Aber kein Benni mehr. Er kam sich verraten vor, glaube ich. Ich hab ihn ja auch verraten. Ich gehörte auch nicht mehr zu ihm, passte nicht mehr in seine Welt. Ich wurde ein Teil zur der Welt meiner Eltern, er hingegen zog sich immer mehr zurück.
Heute kenne ich ihn kaum noch.
Selbst nach dem Tod seines Bruders konnte ich ihn nicht trösten... Was hätte ich auch sagen sollen? Ich weiß es nicht.
Wir sind uns so fremd, aber doch noch verbunden.

Auch wenn wir nicht reden, nicken wir uns zu, nehmen uns war.
Das ist tröstend genug.....

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