Kapitel 44

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„Gewonnen...", ruft Benni erneut. Dass ist heute bestimmt das zehnte Mal oderso, dass er mich bei UNO besiegt. „Du konzentrierst dich einfach nicht. Noch eine Runde?", fragt er. Ohne zu antworten werfe ich mich rücklings auf eine Decke und gähne laut. „Du bist müde", registriert er. Ich werfe einen Kissen auf seinen Kopf. Mit einer Leichtigkeit, welches ich ihm nicht zutraue, fängt er den Kissen auf und wirft ihn zurück. Müde lache ich auf und rufe „Benniiiiiii" Er lacht und wirft sich neben mich auf die Decke. Wir schweigen und starren einfach hoch. Seit vier Tagen stecke ich nun hier und Benni hat mich nur alleine gelassen, wenn er musste. Wir haben zwar immernoch nicht geredet über die Sachen, die mich belasten aber mir ist auch nicht danach. Stattdessen spielen wir Gameboy oder Karten. Nur wenn ich auf Klo muss wird das problematisch. Ich schleiche mich abends oder wenn keiner da ist auf Klo. Manchmal geht seine Ma raus und gießt die Blumen, dann beobachte ich sie und wünsche mir meine Mutter wäre auch so. Sie ist so liebenswert. Wer Pflanzen so sehr liebt, der muss doch nach seinen Kindern verrückt sein. Benni bringt auch jeden Tag von ihren selbst gebackten Kekesen mit. Sie schmecken köstlich.
„Benni....?"
Benni: Ja?
Sibel: Du hast keinen erzählt, dass ich hier bin nicht war?
Benni: Nein.
Sibel: Auch nicht deiner Mama? Ich weiß doch, wie eng ihr seid....
Benni: Ich hab es ihr nicht erzählt.
Ich schaue ihn an aber sein Gesicht zeigt keine verräterische Reaktionen. Gierig greife ich nach den Keksen und mampfe einen.
Benni: Sibel... sie suchen dich.
Sibel: Wer?
Benni: Deine Eltern. Überall. Die Polizei. Es hängen draußen überall Vermisstenanzeigen.
Sibel: Was?!
Benni: Dass war doch zu erwarten.
Sibel: Meine Eltern haben noch nie bemerkt, dass ich nicht weg war.
Benni: Willst du mir erzählen was passiert ist.

Ich stöhne auf und kuschele mich an ihm. „Wir haben so viele schlechte Erinnerungen, lass uns die guten wieder aufleben." Ich höre, wie sein Herz klopft und in diesem Rhythmus, wiege ich mich in den Schlaf.

Aus der Sicht von Benni:

Ihre Hand berührt meine Brust und ein Stechen erreicht meine Seele. Was kann ein Mensch fühlen, wenn das Mädchen seiner Träume in seinen Armen einschläft? Volkommenheit. Ich fasse diesen Moment auf und speichere ihn für immer in mein Gedächtnis. All der Schmerz, das Leid ist wie weggewischt. Für einen Moment vergesse ich sie alle... meinen Vater... ihren Freund... Menschen, die mich Tag für Tag verletzen. Sie ist da, was will ich mehr.
Trotzdem frage ich mich, warum ich es immer wieder tue. Mit ihr erlebe ich alles im Extremen. Den Schmerz und auch die Freude. Aber jedes Mal wenn ich diese Freude zulasse tut die Trauer und der Verrat, ihrerseits noch mehr weh.
Und trotzdem....

Egal was sie mir antut, so ein Moment macht alles wieder gut.

Sie schaut auf und sieht mir direkt in die Augen und alle meine Bedenken sind weggewischt. Mein Atem stockt und ich schaue in ihre Augen. Ihr achtjähriges Ich blickt mich durch diese Augen an. Sie lehnt den Kopf an meine Schulter und fällt in ein Schlaf.
Soll ich?
Behutsam küsse ich ihre Stirn... vorsichtig, sie nicht zu wecken.

Aus der Sicht von Sibel:

In seinen Armen fühle ich mich zum ersten Mal..... Volkommen. Sogar als er mich heimlich auf die Stirn küsst, lasse ich es zu. Er ist eben mein allerbester Freund. Egal was passiert. Er stärkt mich.

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Alsooo wie fandet ihr das Kapitel? Und was haltet ihr von Benni? Es ist das erste Mal dass ein Sichtwechsel in dieser Geschichte vorkommt aber ich hielt es für angebracht. Wie findet ihr es?
Wer soll das Rennen machen?
Koray?
Benni?
Cengiz?

Oder keiner?

Ich für meinen Teil liebe es, dass sie eine unterschiedliche Beziehung zu all den Jungs hat. Es ist so schön. Koray ist ein Engel mit vielen Fehlern aber durch ihn wird sie nach außen hin unverletzlich und beleibt und sie fühlt sich gebraucht. Benni ist wie ein Fels in der Brandung obwohl er so sehr verletzt wird findet er doch immer genug Kraft um sie aufzufangen. Er ist da wenn keiner ist.
Und Cengiz? Cengiz ist das beschützende aber jemand der ihr Normalität bietet. Was eine tolle Abwechslung ist, wenn man das ganze Extreme der beiden anderen sieht.
Eigentlich haben alle vier hier enorme Verluste und Verlustängste. Koray hat seine Mutter verloren und versucht das zu kompensieren indem er ein Mädchen, wie Sibel an seiner Seite hat. Benni hat seinen Bruder verloren, was dazu führt, dass nun die aufmerksamkeit seines Vaters auf ihn gelenkt wird und er nun Opfer häuslicher Gewalt ist. Sein Selbstbewusstsein ist weg, dennoch hat er eine innere Stärke. Er nimmt Sibel immer wieder bei sich auf, weil er angst hat durch sie die einzige Verbindung zu seiner Unbekümmerten Kindheit hat und er in ihr immernoch das Mädchen von früher sieht. Cengiz hingegen hat seinen Bruder verloren und dadurch hat er sich völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Ihm sind eigentlich alle egal bis auf seine Familie. Er hat angst noch mehr Leute in sein Leben zu lassen und sie erneut zu verlieren. So wie er seinen Bruder Levent verloren hatte, der für ihn mehr war als ein Bruder. Aber Sibel scheint ihm nicht egal zu sein?

Und Sibel.... Sibel macht so viele Fehler und ich fand sie immer sehr schwach. Aber jetzt bewundere ich sie. Warum? Ich finde es bewundernswert, dass sie in der Lage ist immer wieder zu verzeihen. Sie hat Angst die Liebe ihrer Mutter oder der ihrer Mitmenschen zu verlieren, denn Sibel ist ein sehr einsamer Mensch. Sie liebt sich immernoch nicht obwohl sie so viel abgenommen hat ist sie ünglücklich. Sie liebt alle Menschen mehr als ich und trägt so viel Mitgefühl in ihrem Herzen. Außerdem kratzt sie an Fassaden und versucht zu ergründen wieso ein Mensch wie handelt. Dadurch dass sie alle Bedürfnisse über ihre stellt ist sie manchmal in einer Zwickmühle.

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