Was sagt ein Mädchen, das gerade ihre Mutter splitternackt im Bett ihres Kollegen findet? Nichts. Sie bleibt, wie angewurzelt stehen und hat einfach eine Leere im Kopf.
Wenn ihr mich fragt, wann Mama sich in eine Decke gehüllt hat und zu mir kam, kann ich diese Frage leider nicht beantworten. Ich weiß auch nicht, wann Koray mir eine Decke übergeworfen hat. Aber plötzlich stehe ich Auge zu Auge mit Mama. „Kizim", sagt sie aber ich kann es nicht hören. Koray legt die Arme um mich und ich vergrabe mein Gesicht in seiner Schulter, damit ich meine Mutter nicht mehr sehen muss. „Komm ich bring dich hier weg", sagt er.
Nein!
Ich drehe mich zu Mama um. Einen letzten Blick, will ich auf sie werfen. Will mir das Bild einprägen. Ich bin total wütend. Am liebsten würde ich auf sie losgehen aber stattdessen sage ich „Warum, Mama? Warum, kannst du mir nicht mal sagen, dass es nicht so ist, wie es aussieht?" Mir kullert eine Träne runter und bevor ich zusammenbreche, renne ich aus dem Zimmer. Draußen ist es kalt und ich bin nur umhüllt von einer Decke aber es ist mir scheißegal, ich will nur weg hier. Ich stelle mich ans Auto und warte auf Koray.„Canim... das tut mir so leid." Er legt den Arm um meine Schulter, während ich hemmungslos weine. Wie kann sie Cüneyt sowas antun? Ich hab ihn als einen Vater geliebt. Wie kann sie ihn mir wegnehmen!
Sibel: Das braucht dir nicht leidtun... Immerhin durchleben wir die gleiche Situation.Ich bewundere, wie gut Koray das erträgt... Er trägt alles so gefasst. Da wir beide nicht nach Hause wollten sitzen wir in einem Hotelzimmer. Zu Hause hätte mich Cüneyt erwartet und ich kann ihm jetzt unmöglich in die Augen sehen. Wie sag ich Papa, dass Mama ihn betrügt? Wird er mich dann hassen? Werden sie sich scheiden und er wird mich nie wieder sehen wollen? Vielleicht sagt er dann, dass ich nicht seine echte Tochter bin. Ich kuschele mich an Koray und fange wieder an zu schluchzen. Auch Koray ist zum ersten Mal in seinem Leben still und drückt mich nur.
Koray: „Wir schaffen dass... zusammen...."
Ich bin echt dankbar, dass er für mich da ist. „Wie können sie uns sowas antun?!", frage ich immerwieder. Aber Koray schweigt und spielt nur mit einer Sträne. „Vielleicht... lieben sie sich..." Das hat er jetzt nicht gesagt! „Sie haben kein Recht dazu! Mama ist verheiratet! Wie kannst du so etwas sagen? Mein Papa ist der beste...." Er zuckt mit den Schultern „Ja... also ich weiß auch nicht. Habe versucht eine Erklärung zu finden..." Ich drehe ihm den Rücken zu. Wieso, kapiert er dass nicht? Nur weil seine Mama abgehauen ist, darf sein Papa unser Familienglück nicht zerstören! „Es tut mir unheimlich leid.... Kelebegim.", sagt er und umarmt mich von hinten. Ich schluchze. Wenn, Mama sich wirklich in Haluk amca verliebt hat... dann ist es vorbei mit Papa. „Pssst... nicht weinen... alles wird gut. Bin ja bei dir...." höre ich Koray sagen. Ich entspanne ein wenig. Ja, Koray ist bei mir. Alles wird gut, versuche ich mir einzureden. Aber die Geschichte fängt jetzt erst an.
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Renn!
Mystery / ThrillerDies ist nicht meine Geschichte... Es ist seine. Nur kann er sie nicht mehr erzählen. Er ist tot. Also werde ich es tun. Soweit ich das kann. Jetzt bin ich auf dem Friedhof. Vor mir stehen zwei Wege, die zur zwei Gräbern führen. In einem liegt da...