Kapitel 37

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Ich lackiere mir die Fingernägen, während ich mit Merve telefoniere.
Merve: Ah und hast du endlich ein Abschlussballkleid?

Ich denke an Jaquline und muss grinsen.
Sibel: Ich denk schon...
Merve: Von Lagerfeld?
Sibel:Ähmm nein es ist eine ganz neue Designerin.
Merve: Nun sag schon.
Sibel: Nein, nein...
Merve: Was zieht Koray an?
Sibel: Ich weiß nicht... Aber ich bestehe auf grau. Seine Augen sehen so gut aus in grau!
Merve: Habt ihr schon das Interview mit Mandy gemacht?
Sibel: Nein. Dieses Wochenende fahren wir weg und am Montag dann.
Merve: Wohin fährt ihr denn?
Sibel: Nach Italien. Die haben da ein kleines Häuschen am See.
Merve: Oh cool!
Sibel: Nicht war? Wir werden einen Roadtrip machen.
Merve: Wie romantisch. Aber ehrlich ihr habt es verdient. Ich gönns dir so.

Trotzdem konnte ich Neid in ihrer Stimme mithören. Um ehrlich zu sein bin ich nicht so euphorisch. Ich habe angst. 3 Tage mit Koray... das könnte Sex bedeuten. Aber ich fühle mich nicht bereit dazu.
Sibel: Ah Merve ich habs meinen Eltern nicht erzählt. Die würden jetzt nur Stress machen. Nachdem ich die Matheprüfung vergeigt habe. Behalte es bitte für dich.
Merve: Klar!
Sibel: Gut.Ich leg auf ja. Muss noch packen.

Mama ist über das Wochenende auf irgendeinen Seminar. Daddy auf einer Golfreise. Als ich paar Pullis in die Reisetasche werfe, bekomme ich irgendwie Gewissensbisse. Warum bleiben wir nicht hier? Aber ich kann doch keinen Rückzieher machen?

Koray kommt auf die Minute genau. Er steht im Garten, mitten im Schnee und schaut zu mir auf. Winter ist seine Jahreszeit. Während alle Menschen im Sommer automatisch schöner werden, ist Koray mitten im Schnee unwiderstehlich. „Du bist mit ihm zusammen!", denke ich mir. Im Moment kann ich es selber kaum fassen, dass so ein Wesen mein Freund ist.
Koray hat mich noch nicht entdeckt sondern reibt sich die Finger an seiner Hose. Ich beobachte ihn faszinierd. Bis ich etwas rotes bemerke. Ist das Blut?
Schnell renne ich runter in meiner Jogginghose.

Sibel: Sag mal blutest du?

Verlegen schaut er mich an.
Koray: Dass ist nicht meins...
Ich blicke ihn fragend an und er zieht mich zu sich.

Sibel: Koray! Lass mich los! Sag mir doch was los ist!
Koray: Berkcan und ich haben diese Flasche gesehen...
Sibel: Die Flasche?
Koray: Man der eine! Benni oder so. Der hat geflennt, wie so ein Mädchen. Wer weint, denn schon auf offener Straße? Haben ihm versucht bisschen Männlichkeit beizubringen.
Sibel: Nein oder? Du hast nicht schon wieder...
Koray: Sibel! Man reg dich doch nicht auf...

Er zieht mich näher zu sich und umarmt mich.
Koray: Canim, du musst doch frieren komm lass reingehen.

Ich friere wirklich. Also folge ich ihm brav rein. Wie es wohl Benni jetzt geht? Koray wäscht sich die Hände und schielt zu mir rüber. Auch ich beobachte ihn. Wie kann so etwas schönes, so boshaft sein? Er lächelt mir zu und in diesem Moment, will ich es gar nicht wahrhaben, dass er Benni wehgetan hat. Bestimmt war es Berkcans Idee. Spitbübig grinsend spritzt Koray mich mit dem Wasser nass.
Sibel: Hey!
Koray: Wach auf Prinzessin. Hast du gepackt?
Sibel: Jaaa. Aber ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist.
Koray: Ah Sibel....

Er legt einen Schmollmund drein. Er beherrscht das fast so gut, wie ich. Aber eben. Nur fast.

Sibel: Ah, Koray!

Ich schiebe meine Unterlippe, wie immer etwas vor und mache meine Augen ganz groß.

Koray: Komm her!

Er drückt mich an meine Haare ziehend auf den Boden und setzt sich auf mich.

Sibel: Aua! Koray bist du wahnsinnig? Das tut weh! Du wiegst tausend Kilo! Steh auf!
Koray: Sag bitte!

Er fängt an mich so dermaßen zu kitzeln, dass ich gar nicht dazu komme Luft zu holen, geschweige denn Bitte sagen kann.
Irgendwann sind wir beide so aus der Puste, dass er sich neben mich auf den Fußboden rollt. Ich lege den Arm auf meinen Bauch und ringe nach Luft. Korays Haare sind zersaust und er schaut verträumt auf die Decke. Ich kuschele mich bei ihm ein. Er schließt die Augen.

Koray: Ich wünschte dieser Moment, würde nie vergehen. Wären wir doch immer so.
Er legt seine Hand in meine und ich lege die andere Hand auf seinen Bauch. Meinen Zeigefinger lasse ich auf seinem Waschbrettbauch Kreise drehen. „Ich liebe dich!", haucht er in mein Ohr. Ich kann nicht mehr. Diese Vertrautheit lässt mich dahinschmelzen. Ich nehme sein Gesicht in meine Hände und lege meine Lippen behutsam auf seine.Es ist ein romantischer Kuss. Der romantischste, den ich je hatte. Auf dem Fußboden unseres Flures. Warum kehre ich nur immer wieder zu diesem Kerl zurück?

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