Das Wochenende naht und Papa und Mama sind nicht dazu zu bewegen, was mit mir zu tun. Bei mir ist es jedes Wochenende fast... bei Koray Dauerzustand. Mama drängt mich immer wieder in einzuladen. Aber wieso auch nicht? Ich meine Sibel... du bist schon seit einer Ewigkeit – viel zuuu lange, sagt mein böses Inneres- mit ihm zusammen. Also... warum nicht? Schließlich lasse ich es mir ein paar Mal durch den Kopf gehen und fasse am Donnerstag den Entschluss ihn einzuladen. Ich stehe früh auf, ziehe mir eine weite, beige Stoffhose an und ein weißes Oberteil. Dazu kombiniere ich mehrere Perlenketten und lasse meine schwarzen, langen Haaren in Locken auf meine Hüften fallen. Dezent geschminkt verlasse ich beim ersten Hupen das Haus. „Guten Morgen, Hippi!", ruft ein gutgelaunter Koray. Er schenkt mir ein so breites Grinsen, dass meine Knie weich werden. Mein Herz hüpft, als ich zu ihm ins Auto steige. Er begrüßt mich mit einem behutsamen Kuss auf die Wange und auch ich wünsche ihm einen guten Morgen. „Ja Papa wollte heute den Wagen aber nix da! Kann meine Freundin doch nicht Bahn fahren lassen.... so ein Schwachsinn. Du sieht übrigens gut aus... da fällt mir ein ich habe ein neues Oberteil gestern mit Berkcan geholt...." Er fängt wieder an drauf los zu plappern. „Ohne Punkt und Komma...", denke ich und versuche angestrengt ihm zu folgen. Okay Sibel, anscheinend ein neues Oberteil.... und er war gestern mit Ceren unterwegs, da Berkcan, was von der will... Warum hat er mich nicht gerufen? Weil wir in unterschiedlichen Welten leben... Sie waren voll bekifft in der Disco. Auch Ceren war high. Sie mochte es total. Berkcan hat ein paar Deutsche abgezogen. Koray findet das Assi... siehst du Koray, gleich guter Junge. „Sibel?" Erst jetzt merke ich, dass er was gefragt hat. „Was? Ähhh was?" „Ich hab dich gefragt ob du heute Abend mit in die Bar willst. Wir so... als Paar?" Er weitet die Augen... ganz hoffnungsvoll. Ich will nicht. Aber er sieht so gut aus. Seine eisblauen Augen schauen liebevoll zu mir auf. Ich kann es ihm nicht abschlagen. „Okay", seufze ich „Aber kein Kiffen...." Er lacht. Sein Lachen hat eine ganz eigene Melodie „Nur ganz wenig...." „Nein." Ich bleibe eisern. Koray wäre eigentlich DER perfekte Freund. Dieses Gras...
Aber wenn ich ihn so ansehe, dann weiß ich, dass er kein schlechter Mensch ist, dass er einfach nur eine verlorene Seele ist. „Meine Eltern fahren über das Wochenende weg, wenn du nicht kiffst dann lade ich dich über das Wochenende ein. Aber nur dann." Er legt den Arm um mich und nimmt mein Gesicht zwischen seine großen Hände. „Versprochen." „Okay... ich vertraue dir."****
Der Schultag verläuft ganz normal. Ceren erzählt mir gaaaanz viele Sachen über Berkcan und meinem Freund. Dinge, die mir fremd sind. Es regt mich schon wieder auf. Ich will diese Kifferseite von Koray nie kennenlernen. Aber neues über ihn von fremden zu erfahren ist auch nicht grade sehr angenehm. Gerade als ich meiner Eifersucht verfallen will und auf den Gedanken komme ihm abzusagen, sehe ich ihm am Korridor laufen. Er zwinkert mir zu und gibt mir einen Luftkuss. Ich werde rot und mein Magen zieht sich zusammen. In seinem hellbraunen Cardigan und mit seinen passenden dunkelblonden Locken, sieht mein Freund aus wie ein H&M-Model. Als er mir erneut einen Luftkuss zuschickt, schaue ich noch roter weg und sehe, wie mich einige Mädchen eifersüchtig anschauen.
Merve: „Ich hab gehört du kommst heute Abend mit?" Sie guckt mich etwas überrascht aber nicht besonders begeistert an. „Koray und ich wollen wieder mal etwas machen.... als Paar.... mit unseren Freunden." „Ist doch toll!", ruft Ceren und hakt sich bei mir unter. Aber Merve ist noch nicht überzeugt „Ah... ihr macht jetzt wieder eine auf Superpaar...." „Wir sind ein Superpaar. Ich mein... ich hab Koray. Er ist doch ein Traum." Damit drehe ich ihr den Rücken zu und laufe den Korridor Richtung Ausgang. Benni steht, wie üblich da. Er lächelt mich an und nickt mir zu. Ich erwidere sein Nicken höflich.
Heute laufe ich wirklich mal zu Abwechlung nach Hause. Das frische Frühlingswetter tut mir gut. Ich gehe sogar einen längeren Weg über den Park. Die Menschen im Park sehen alle so friedlich aus. Ich liebe Parks. Am liebsten würde ich hier sitzen und lesen bis zum Sonnenuntergang, bis meine Augen die Buchstaben nur noch verschwommen wahrnehmen. Aber ich kann nicht. Ich muss schick sein für heute Abend. Zügig laufe ich nach Hause, ganz tief versunken in Gedanken.Als Koray am Abend vorbeikommt, trägt er ein weißes T-Shirt und dazu eine schwarze Lederjacke. Seine blonden Haare sind etwas zur Seite gescheiltet und sein Bart ist geflegt. Er unterhält sich unten mit Mama, während ich mich um meinen letzten Schliff kümmere. Auch du sieht nich schlecht aus, Sibel... denke ich und betrachte mein Antlitz genauer. Ich trage passend zu Koray einen schwarzen Lederrock mit Nieten und ein weißes, trägerloses Shirt. Meine Haare habe ich auf eine Seite genommen und gelockt. Ich sehe rockig aus. Koray steht auf diesen Style und auch ich finde mich, wie gesagt sehr schön heute. „Ich muss dich heute schon zum zweiten Mal Schönheit nennen." Ich drehe mich um und lege die Arme um seinen Hals. „Du musstest dich heute auch stylen. Wiesooo nur? Reicht es schon nicht, wenn in der Schule alle Weiber um dich buhlen?" „Sibel, genau, dass sollen sie. Wir beide sind das Superpaar. Sie sollen alle um uns buhlen. Wir sehen gut aus, sind wohlhabend und intelligent. Sie können uns niemals das Wasser reichen." Aber ich bin mir, da nicht so sicher. Mir würde es auch reichen, wenn er gesagt hätte und wir sind verliebt, ehrlich und treu. Wir verdienen uns. Seine und meine Kriterien für ein Superpaar liegen weit auseinander. Sehr weit. „Okay Superstar lass uns los!"
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„Ja und dann hat Koray ihn angeschrien." beendet Ceren eins ihrer unendlichen Anekdoten. Wie viel sie alle zusammen ohne mich erleben. Dabei wollte ich doch immer ein Teil ihrer Welt sein. Deswegen habe ich doch abgenommen. Ich versuche mich zu integrieren aber es fällt mir schwer. Vielleicht werde ich nie ein Part von ihrer Welt sein...
„Ich gehe kurz frische Luft schnappen", sage ich. Aber sie sind sooo vertieft in die Unterhaltung, dass sie mich nicht wahrnehmen. Also spaziere ich raus und setzte mich auf die kalten Steine. Wie das wohl morgen mit Koray wird? „Was sucht ein sooo hübsches Mädchen, sooo allein hier draußen?" „Ärger.", sage ich gereizt und schaue einem Typen direkt in die Augen. Honigbraun. „Den kann ich dir geben. Etwas Gras? Ein bisschen." Gras? Darauf wäre ich nicht gekommen. Aber, dann bin ich vielleicht eine von ihnen. Außerdem, sagt Koray nicht immer davon wird man glücklich? Ich spiele kurz mit den Gedanken... verwerfe ihn wieder. Ich schüttele den Kopf und der Kerl zeit weiter. Er geht zu einer Gruppe von Jugendlichen, die sofort anspringen. Was wird nur aus der Jugend heutzutage? Warum sind alle so versessen auf etwas Gras? Ich verstehe es nicht. Als ich wieder in die Bar reingehe unterhält sich Koray mit ein paar Mädchen. Ich gehe schnurstracks zu Theke und nehme eine Cola Pinada als ich plötzlich ein bekanntes Gesicht endtecke. „Jaquline?" „Oh hi...", sagt Jaquline schüchtern. „Wie geht es deiner Mutter?", frage ich sie. Daraufhin wird Jaquline rot und bestätigt, dass es der Mutter gut gehe. Ich merke, wie eilig sie es hat wegzukommen und lasse sie ziehen. Ich kann sie ja auch verstehen. Meine Freunde sind nicht immer nett zu ihr gewesen. Selbst in einer Bar herrscht Hierachi. So langsam habe ich genug. Ich tippe meinen Freund auf die Schulter und sage, dass ich gehen möchte. Ein etwas angetrunkener Koray, zuckt mit der Schulter bestellt ein Taxi und schickt mich nach Hause. Zum Abschied lallt er noch etwas. Aber ich verstehe ihn nicht. Will ihn auch nicht vertehen. Ich bin sauer ooooder besser gesagt enttäuscht. Ich hatte mir doch so sehr einen schlnen, gemeinsamen Abend gewünscht.
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Renn!
Mystery / ThrillerDies ist nicht meine Geschichte... Es ist seine. Nur kann er sie nicht mehr erzählen. Er ist tot. Also werde ich es tun. Soweit ich das kann. Jetzt bin ich auf dem Friedhof. Vor mir stehen zwei Wege, die zur zwei Gräbern führen. In einem liegt da...