Kapitel 13

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Ich liege im Bett und hasse mich selber. Hasse mein Leben und mein Fake-Lächeln. Wie gut ich es kann. Wenn ich Benni doch nur sagen könnte, dass ich kein Mitleid sondern Neid für ihn, für seinen Mut und und für sein wahres Leben empfinde. Würde er mich auslachen? Wahrscheinlich.... Alle Welt würde mich auslachen. Mein Leben ist ein Witz. Cüneyt kommt ins Zimmer er setzt sich zu mir ans Bett „Alles Okay bei dir?", fragt er. Ich sage nichts nicke nur und er geht weiter. Was habe ich auch erwartet? Hab ich echt gedacht, er würde stehen bleiben und richtig besorgt sein. Er gaukelt es doch nur vor. Koray ruft zum zehnten Mal an aber ich ignoriere auch ihn. Ich falle in einen traumlosen, leichten Schlaf.... mein Körper erschlafft.

Es ist schon Dunkel als ich aufwache. Der Mond leuchtet hell in mein Zimmer. Ich stehe auf und gehe in die Veranda. Draußen ist es kalt. Aber ich mag es. Ich will es fühlen. Ich will richtig fühlen. Will es genießen. Ich atme die frische Luft schön ein, sauge daran und richte meinen Blick auf den Mond. Dann plötzlich wird die Tür aufgerissen zu Veranda und Mama stellt sich zu mir. „Warum benimmst du dich so?", fragt sie übel gelaunt. Ich kann nichts dazu sagen. Was denn auch? „Du führst dich auf wie eine Prinzessin... Willst du so enden, wie ich? Willst du Alleinerziehend werden, wie ich? Dass mit Cüneyt... das war doch nur Glück! Glaubst du jeder hat so viel Glück!" Sie legt die Arme um meine Schulter und schüttelt mich, als würde sie damit meine doofen Gedanken abschütteln können. Sie schüttelt immer heftiger. „Aua Mama du tust mir weh" Augenblicklich lässt sie los. Setzt sich hin und sagt „Koray hat heute mehrmals angerufen. Er ist so ein guter Junge. Warum benimmst du dich so? Was habe ich falsch gemacht. Du enttäuschst mich." Mir steigen die Tränen in die Augen. „Nein Mama... Nein! Es tut mir leid! Ich war so blöd. Gleich morgen rede ich mit Koray!" Ich weine und Mama steht auf. Umarme mich, bitte ich sie im Stillen. Aber sie sagt nur „Gut!" und verlässt die Veranda. Ich bleibe zurück mit einem Gefühl von Leere.

Am nächsten morgen liege ich mit scheußlichen Bauchschmerzen im Bett. Das hat mir auf den Magen geschlagen. Cüneyt kommt ein paar Mal vorbei und bringt mir einen Tee. „Wo ist Mama?", frage ich. „Sie ist mit Haluk zu einer Tagung gefahren...." Ohne Abschied fällt mir auf. Aber ich sage nichts, sondern bemerke die Ringe unter seinen Augen. Er arbeitet viel zu viel. „Daddy soll ich dir etwas zu Essen machen?" Er macht eine wegwerfende Geste „Ich bestelle was Kleines...", wenn Mama weg ist, dass kümmert er sich immer total lieb um mich. Er streichelt meinen Kopf und fragt ob alles in Ordnung ist. „Ja...." „Was willst du denn essen?" „Ist mir egaaaal" Ich lächele „Soll ich meine Spezialität kochen?" Ich rolle die Augen.... seine Spezialität sind Rühreier mit Speck. Aber er verbrennt sie jedes Mal „Dieses Mal schaffe ich es!" „Cüneyt..." setzte ich an aber ehe ich aussprechen kann, klingelt sein Handy, er geht sofort ran- und setzt Prioritäten. Klar, kommt Arbeit an erster Stelle. Er verlässt den Raum und vergessen sind die Rühreier... vergessen bin ich.
Mein Bauch tut richtig weh und ich quäle mich im Bett hin und her. Zwischendurch versuche ich zu schlafen. Aber der Schmerz durchbohrt immer meine Träume. Es ist ein widerliches Brennen. Vielleicht hat Benni mich ja verflucht..... Bestimmt.

Ein Klopfen weckt mich auf. Ich muss also doch zwischendurch eingeschlafen sein. Koray steht vor meinem Bett und hat eine Tasse Suppe in der Hand. Ich bin zu schwach zum Reden und ich habe keine Lust mich zu streiten. Also lasse ich zu, dass er sich zu mir setzt und mich füttert. Es ist Spargelsuppe... hmmm.... ich liebe das. Dieser Penner spielt mit unfairen Mitteln. Selbst in meinem Fieberzustand erkenne ich, wie toll er aussieht. Mir kommen immer wieder Bilder von der gemeinsamen Nacht vor die Augen. Ich hätte gerne gesagt, dass es was besonderes war aber es hat nur weh getan. Einzig und allein Koray sah verdammt gut aus. Sein muskulöser Körper... Ich werde rot ohne so richtig zu wissen, ob das Fieber oder der Scham daran Schuld sind. Wortlos nimmt er meine Hand und küsst meine Stirn. Mein Widerstand ist gebrochen und ich rolle mich auf seinem Schoß ein. „Ich hätte es Berkcan nicht sagen dürfen.... aber ich war so glücklich....." Ich streichele über sein Knie, damit er weiß, dass ich mich auf die Versöhnung einlasse und er streicht mir die Haare von der Stirn. „Bleib morgen zu Hause. Ich bring dir deine Hausaufgaben...."
Warum kümmert er sich mehr um mich als meine Eltern? Warum bin ich trotzdem so unzufrieden? Fragen über Fragen.... und keine Antwort.
Irgendwann schlafe ich auf seinem Schoß ein.
Aber ich merke, dass ich ihm nicht wirklich vergeben habe. Ich bin noch sauer. Nur der klare Gedanke fehlt. Es ist nur der Moment, wie immer. Immer wenn es brenzlig wird, ist er irgendwie an meiner Seite. Er kommt immer wieder an und wir sammeln uns immer wieder. Aber in meinem Fieberwahn erkenne ich, so bitter es auch ist, dass das nicht ausreicht. Ist das Liebe? Bin ich undankbar? Ich hatte mir doch versprochen, mir Mühe zu geben. Lohnt es sich?

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