Kapitel 11

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Meine Tür geht einen Spalt auf. „Guteeeen Morgeeeen!" vor mir ist ein Jean-Paul-Gaultier- Model mit einem riesigen Teddybären in der Hand. Er kommt zu mir ins Bett und legt sich neben mich hin. „Was machst du hier?", kichere ich und streiche Koray eine Strähne aus dem Gesicht. Seine eisblauen Augen fixieren meine. „Heute sind wir seit drei Jahren zusammen...", sagt er und berührt meine Hand. Ich küsse ihn und kuschele mich an ihn. „Das ist Mr. Magic.... er passt ab jetzt auf meine zuckersüße Freundin auf!" Er hebt den riesigen Teddy hoch. Ich schenke Koray mein wärmstes Lächeln und er kitzelt mich. „Koraaaay!" „Siiibeeel!" Wir rangenl noch ein bisschen im Bett als Mama reinplatz. Sie schaut ziemlich verlegen rein und geht wieder. Kotay und ich halten kurz den Atem an und schauen uns an. Dann beginnen wir gleichzeitig an zu lachen. Wir kriegen uns gar nicht ein. Ach, wenn nur jeder Tag so wäre. „Lass uns heute nicht zur Schule... lass uns den ganzen Tag im Bett verbringen...", murmele ich und lege meinen Kopf auf seine Brust. Er lacht, drückt seine Stirn an meine „Bist du verrückt... heute ist unser Tag... alle sollen sehen, was für ein tolles Baby, was für eine Beziehung wir haben." Missmutig steige ich aus dem Bett und dirigiere Koray raus aus dem Raum. „Ich muss mich anziehen, du Verrückter!", lache ich als er eine Schnute zieht. Er formt mit seinen Händen eine drei, für unsere gemeinsamen drei Jahre. Aber ich bleib stur.
Als ich gekleidet zur Küche gehe, sitzen Mama, Koray und Papa am Tisch und unterhalten sich. Er würde viel besser in unsere Familie passen. Meine Eltern könnten seine sein, für beide Seiten eine Win-Win-Situation. Ich sollte glücklich sein, dass er sich so gut mit denen versteht. Ich setzte mich zu ihnen und schaue in die Runde. „Es sind also drei Jahre", sagt Mama überglücklich. Es ist ihr Triumph, Cüneyt sitzt schweigend daneben.
Koray und ich fahren gemeinsam zur Schule und Hand in Hand betreten wir die große Halle. Benni nickt mir am Eingang zu, während alle anderen auf uns stürmen und uns beglückwünschen. Ich lache brav und beobachte Koray.

Ich vertraue ihm.

„Hey Pisser... gratulier auch!", ruft Berkcan und packt Benni. Der arme sagt nichts und Berkcan gibt ihm eine Kopfnuss. Ich bin entsetzt. „Gratulier doch lan!" Noch eine Kopfnuss. Ceren steht daneben und lacht. Koray sagt gar nichts. Ich schaue ihn an. Bitte... bitte.... sagt was! Flehe ich ihn in Gednaken an. Er macht den Mund auf aber das einzige, was er sagt ist „Wieso gratulierst du nicht lan?" „Gratulation", murmelt Benni. „Auch bei ihr!", ruft Berkcan und schleudert ihn in meine Richtung. „Glückwunsch", sagt Benni aber schaut mich dabei nicht an. Ich ertrage es nicht. Es tut mir wahnsinnig leid. Sie demütigen ihn noch eine Weile vor mir. Bei jeder Demütigung tut es mir weh. Ich hasse mich, hasse mich dafür, dass ich das zulasse. Um uns herum hat sich ein Kreis gebildet, voller Schaulustige. Sie sagen nichts. Sind nur froh, dass es nicht sie getroffen hat. Ich bin ein Feigling. Als sie endlich von ihm ablassen ist er voller Blut und seine Klamotten sind zerbeult. Aber er weint nicht. Er erträgt es. Leise verlässt er den Saal ohne ein Wort. Sein letzter Blick gilt mir. Er nickt, als würde er sagen „Ich verzeihe dir... Verzeihe, dass du nicht hilfst." und geht.

Koray und die anderen gehen auch weiter als ob nichts wäre in die Klassenräume. Aber ich kann nicht. Ich kann einfach nicht. „Ich hab was im Auto vergessen...", sage ich und nehme von Koray die Schlüssel. Schnell renne ich hinter Benni her. „Warte!", rufe ich aber er ignoriert mich. Ich weiß, dass er es tut, weil ich das auch getan hätte. Aber ich renne. Ganz außer Atem stelle ich mich vor ihm. Er schaut mich an und sagt „Du tust mir leid....." Was? Er wurde gerade zusammengeschlagen. Einfach so. Und ich tue ihm leid?! „DU bist derjenige, der grad zusammengeschlagen wurde." „Und du, diejenige, die zugesehen aber nichts getan hat." Touche. Woher hat er dieses Selbstbewusstsein? „Und ich dachte ich kann mal nach dir sehen?" „Warum? Um dein Gewissen zu erleichtern. Um dir zu sagen, dass du besser bist als deine Freunde?" Ich balle die Fäuste. Was bildet er sich ein? „Irgendwann weißt du, dass auch du nicht zu ihnen gehörst" „Das hätest du wohl gerne. Warum gönnst du es mir nicht?" Er sagt nichts dazu, sondern bahnt sich den Weg frei. Er lässt mich hier stehen.

Ich gehöre sehr wohl zu ihnen! Du elender Mistkerl! Leise schimpfe ich vor mir her und warte darauf, dass Koray mich abholt. Ich habe ein gelbes Kleid an, was meine bronzene Haut gut betont. Eng und schön. Siehst du, wie ich zu ihm passe? Ich brauche dir nicht leidzutun. Er fährt in seinem Bentley vor und hat einen Anzug an. Wir werden mit unseren ganzen Freunden feiern. Ich strecke ihm die Hand hin und begleite ihn ins Auto. „Du siehst umwerfend aus..." Er küsst mich auf den Nacken und reicht mir einen Blumenstrauß. Ich strahle ihn an. Wir fahren los, hören leise Musik und Koray redet und redet. Heute ist was besonders. „Planänderung!", sagt er und parkt in ein Park. „Was..?" aber er sagt nichts nimmt meine Hand und führt mich in eine Landschaftshütte. Es ist alt im Vintage Stil dadrin, riecht wunderschön nach altem, frischen Holz. Koray zündet Kerzen und den Kamin an. Er setzt sich an ein altes Klavier. Mein Herz blüht. Koray spielt selten und alleine die Tatsache, dass er heute mich nicht zur Schau stellt ich bin gerührt. Mir fällt der Gedanke von heute Vormittag ein, bevor das schreckliche Ding passiert ist. Ich vertraue ihm. Ich vertraue Koray.
Als er das Stück beendet, lege ich ihm die Arme um den Hals und flüstere, leise in sein Ohr „Ich liebe dich" Er ist erstaunt aber grinst mich an und nimmt mein Gesicht in seine Hände, gibt mir einen behutsamen Kuss. „Ich vertraue dir", flüstere ich zwischen unseren Küssen. Er schaut mcih fragend an... und ich nicke. Ich bin bereit. Ich will Koray.....

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