„Der Sex scheint dir zu bekommen...", flüstert mir Esra in der Mathestunde zu und Ceren, Melis und sie kichern wie verrückt. Ich falle in das Kichern mit ein.... denn was sie nicht wissen ist, es ist nicht der Sex sondern unsere heimlichen Treffen mit Benni, die mich so fröhlich machen die letzten Tage. Aber, dass binde ich denen natürlich nicht auf die Nase. In der Schule reden wir nicht aber wir treffen uns tagtäglich am alten Brunnen um zu reden. Ich fiebere dem immer entgegen und es ist das Highlight meines Tages. Heute habe ich sogar eine Überraschung für Benni. Aber jetzt muss ich erst Mal Mathe ertragen. Ich hasse Mathe. Ohne Koray wäre ich aufgeschmissen. Er lässt mich manchmal abschreiben. Aber heute scheint er mental auch nicht hier zu sein. Das bleibt den Mädels natürlich nicht verborgen„Der Sex hat bei Koray auch Auswirkungen er ist so in Gedanken...", kommentiert Ceren. Ich frage mich auch so langsam, was da nicht stimmt.... am Sex kann es nicht liegen, denn wir hatten keinen.
Als Mathe vorbei ist, will ich mich schnell aus den Staub machen aber jemand zieht an meinem Rucksack „Oh Koray? Schatz, was ist los?" Aber er antwortet nicht, sondern küsst mich nur. Es fühlt sich komisch an. Ich streiche ihm die Haare aus dem Gesicht und merke jetzt erst, wie unordentlich sie sind. Komisch, wo es doch sonst nicht seine Art ist. Er schaut mich liebevoll an und sagt nur „Egal was ist wir bleiben zusammen." „Klar...",sage ich leichthin. Mir ist natürlich, da noch nicht bewusst, was für ein Opfer er mir abverlangt.
Ich will noch mit ihm plaudern aber er dreht sich weg zu Berkcan und ich mache mich auf den Weg zu Benni. Aber mein Kopf ist noch bei Koray. Er ist doch bekifft gewesen... seine Pupillen geweitet und so leer. Diese eisblauen Augen.
„Wusstest du das unser Brunnen verwünscht ist?" Benni reißt mich förmlich aus meinen Gedanken. „Ah ja?" „Ja... Wirf ein Stein rein und wünsch dir was...." Wir beide suchen Steine. Benni stellt die Theorie auf, dass je größer der Stein ist es um so wahrscheinlicher ist, dass der Wunsch in Erfüllung geht. Leider sind hier nur so kleine. Auf allen vieren krabbele ich die Kieselsteine ab. Dabei wird meine Hose ganz dreckig aber ich habe Spaß. Meine Suche ist erfolgreich und ich finde einen Stein, der mich zufrieden stellt. „Schau mal!!!" Stolz halte ich ihn Benni hin. Er kneift die Augen zusammen und die kleine Narbe über seiner linken Augenbraue wird im Sonnenschein einen Augenblick unsichtbar. „Nicht schlecht...." Seine Mundwinkel ziehen sich zu einem spöttischen Lächeln und er hält mir seinen Stein hoch. Ich staune nicht schlecht... Der Stein ist ja riesengroß. „Wo hast du den, denn her?" „Tja...Gott will, dass meine Wünsche in Erfüllung gehen...." Ich seufze und gebe mich geschlagen. Er hat den Wunsch sicherlich nötig... denn ich weiß, dass er immernoch gemobbt wird.
„Hier Sibel... ich schenk dir meinen Wunsch."
„Warum?"
„Weißt du seit paar Tagen bin ich glücklicher als ich dachte, dass ich sein darf...." Und seine honigbraunen Flecken in seinen Augen leuchten auf. Ich lächele ihm zu, nehm den Stein und wünsche mir etwas.
„Bitte... mach, dass auch Benni seinen großen Tag bekommt..."
Manchmal muss man eben Wünsche besser ausdrücken.„Ich hab auch, was für dich....", sage ich und hole ein Paket aus der Tasche. Irritiert nimmt er es in die Hand und packt es mit einer Handbewegung aus.
„Oliver Twist?"
Ich nicke.
„Ich dachte du hättest es vergessen...."Oliver Twist ist Bennis Lieblingsgeschichte. Als Kind hat er sich Benni Twist genannt und war der Meinung, dass auch er irgendwann Olivers Glück haben konnte. Glücklich fällt er mir um den Hals und drückt mich.
Es fühlt sich an als wäre mein wahres Ich wieder da..... wenigstens ein Stück. Ich drücke Benni und damit auch mich fester... So fest es geht.Er lässt es zu.....
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Renn!
Mystery / ThrillerDies ist nicht meine Geschichte... Es ist seine. Nur kann er sie nicht mehr erzählen. Er ist tot. Also werde ich es tun. Soweit ich das kann. Jetzt bin ich auf dem Friedhof. Vor mir stehen zwei Wege, die zur zwei Gräbern führen. In einem liegt da...