Während ich auf die Fahrstuhltür zuging, passierte ich rechts von mir die gemütliche Lobby mit modernen Sitzgelegenheiten und schmückenden Palmen. Links führte die große schwarze Treppe in den ersten Stock der Hotelzimmer. Das Geländer war aus Glas und mit dem weißen Handlauf, sah man eindeutig, dass hier keine günstigen Materialien im Spiel waren. Die Treppe schlängelte sich alle 4 Etagen nach oben, nur um dann auf der riesigen Dachterrasse zu münden.
Ein Pling ertönte und die Türen zum Fahrstuhl öffneten sich. "Guten Morgen die Damen.", begrüßte ich die drei jungen Frauen, welche wahrscheinlich gerade vom Frühstück kamen. "Guten Morgen, Sir." kam es gleichzeitig aus allen drei Mündern, was mich schmunzeln ließ. Ich drehte mich um, so dass ich nun mit dem Rücken zu ihnen stand und konnte vernehmen, dass sie kicherten. Innerlich verdrehte ich die Augen, denn ich wusste ganz genau, dass sie mich musterten. Nachdem ich meine Therapie beendet hatte, hatte ich mit Kickboxen angefangen. Ich fühlte mich dadurch einfach gestärkt, man konnte schließlich nie wissen, ob vielleicht noch einmal so etwas wie damals passieren würde. Durch den Sport habe ich - ohne eitel klingen zu wollen - einen ganz ansehnlichen Körperbau bekommen. Trainiert, aber nicht muskelbepackt, so aufgepumpte Typen finde ich furchtbar. Man konnte durch den Anzug also nur die Muskeln erahnen.
Erneut ertönte das mir bekannte Pling und die Türen öffneten sich gerade. "Sir? Waren Sie schon einmal hier im Spa-Bereich? Vielleicht hätten Sie ja Lust sich heute mit mir dort zu treffen." Ohje, was für ein kläglicher Anmachversuch. "Entschuldigen Sie mich bitte, aber ich bin hier angestellt und es wird nicht gerne gesehen, wenn ich mich während der Arbeit mit Hotelgästen im Spa-Bereicht vergnüge." Entschuldigend blickte ich das blonde Mädchen an, welches mich geradezu schockiert anstarrte und errötete. "Ich wünsche Ihnen dennoch einen angenehmen Aufenthalt." Da keine Antwort mehr kam, drehte ich mich wieder um und ging auf mein Büro zu.
Ich öffnete die Tür und ging geradewegs auf meinen Bürostuhl zu. Auf meinem Schreibtisch lagen bereits Notizen und einige Briefe, die anscheinend meine Chefin bereits hingelegt hatte. Wie ich es hasse, wenn man einfach die Post-it's auf meinen Monitor klebt. Seufzend las ich mir sie durch.
Vorstellungsgespräch um 11:45 Uhr abgesagt
10 Uhr Termin Stylist für neue Hotel-Hemden
12:30 Uhr Meeting Raum 37
Meeting um 12:30 Uhr also, die Handschrift war die meiner Chefin und wenn diese Meetings anberaumt, kann es durchaus mal zwei Stunden dauern. Gut, dass die eine Bewerberin ihren Termin abgesagt hat, so kann ich vorher meine Mittagspause machen.
Nachdem ich den Rechner hochgefahren und das E-Mail-Programm geöffnet hatte, checkte ich noch einmal meinen Terminkalender. Bis auf den Stylisten, das Meeting und zwei Vorstellungsgesprächen stand nichts weiter an. Ich biss mir auf die Unterlippe, als mir wieder das heutige Datum ins Auge sprang. "Louis William Tomlinson, schön war's gewesen mit dir. 11 Jahre sind es nun schon...Mum, Dad, Lottie und Fizzy, ich hoffe euch geht es da oben gut.", nuschelte ich zu mir selbst. Gedankenverloren erhob ich mich wieder und stellte mich an die Fensterfront, von der man das ganze Hotelgelände überblicken konnte. Wie von selbst strich ich mit dem Zeigefinger über die Fensterscheibe. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte mich an die geliebten Gesichter von damals zu erinnern. Mum, Dad, Fizzy, Lottie, Niall, Liam, Harry... Als ich das Land verlassen musste, durfte ich keine Fotos oder mein Handy mitnehmen, mir blieb also wirklich nur die Erinnerung. Es macht mich so traurig, dass Erinnerungen irgendwann immer blasser werden. Wie sie wohl heute aussehen würden? Was würde ich dafür geben, sie alle wieder bei mir zu haben. Natürlich weiß ich, dass dies jedoch nur ein Traum bleiben wird - aber dennoch.
Seufzend lehnte ich meine Stirn gegen das Fenster. Wären Harry und ich noch zusammen? Mir fiel es damals so schwer, mich auf was Neues einzulassen. Ich habe fast vier Jahre gebraucht, es fühlte sich dennoch so an, als würde ich ihn betrügen. Die Beziehung hielt dann auch nur drei Monate und danach kam Ben. Ben war toll, er war locker, immer gut drauf und romantisch, ich war tatsächlich wieder verliebt. Und nach etwas mehr als vier Jahren war es dann soweit - er machte mir einen Heiratsantrag. Ich wollte 'ja' sagen, doch aus meinem Mund kam kein Ton. Harrys Bild erschien vor meinem Auge und um sein Gesicht wieder los zu werden, schüttelte ich den Kopf. Ben verstand es als 'nein' und ist Hals über Kopf aus der Wohnung geflüchtet. Sämtliche Versuche, ihn wieder versöhnlich zu stimmen, waren erfolglos und er beendete die Beziehung. Seitdem habe ich Beziehungsversuche auf Eis gelegt und gehe nun als Single durch die Welt - doch auch so kann man natürlich Spaß haben.
Einige Male blinzelte ich, um wieder aus meinen Tagträumen zu erwachen und ließ meinen Blick über das Hotelgelände schweifen. Viel war um diese Uhrzeit noch nicht los. Die meisten schliefen noch oder waren beim Frühstück. Eine ältere Frau mit grauen Haaren saß auf einer Bank und las eine Zeitung und ein Stück weiter ging eine Frau mit langen blonden Haaren. Ihre männliche Begleitung war groß und schlank und ich schmunzelte ein Wenig über sein merkwürdig gemustertes Hemd.
Mit einem theatralischen Seufzen drückte ich mich vom Fenster weg und machte mich daran meine Aufgaben von heute zu erledigen.
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Die beiden verbliebenen Vorstellungsgespräche hatte ich hinter mich gebracht, leider waren beides Enttäuschungen. Welcher Bewerber kommt bitte zu einem Gespräch für eine Stelle zum Rezeptionisten in einem renommierten Hotel in Jogginghose? Immer wieder konnte ich darüber nur den Kopf schütteln. Die zweite Bewerberin fragte doch tatsächlich, ob hier auch andere heiße Kerle arbeiten. Warum fragt man so etwas in einem Vorstellungsgespräch? Die Bewerbungen der beiden waren so vielversprechend und dann sowas.
Was soll's. Nun hatte ich Hunger und wollte gerade von meinem Sandwich abbeißen, als es an der Tür klopfte. Ich verdrehte die Augen, presste aber dennoch ein höfliches 'Herein' heraus. Durch den Türspalt lugte der Kopf von Lucy. "Darf ich reinkommen?" - "Klar, wenn es dich nicht stört, wenn ich nebenbei etwas esse?" - "Ach was." Und schon saß die zierliche Person mit den roten Haaren vor mir und grinste mich an. "Was ist?", fragte ich sie und hob eine Augenbraue. "Wir haben doch beide am Wochenende frei und in Jacksonville ist diese mega fette Party. Lass uns da bitte morgen hin." Kurz überlegte ich, zuckte dann aber mit den Schultern. "Meinetwegen. Ich lass mal meine Kontakte spielen und organisiere uns Hotelzimmer." - "Au ja! Das wird der absolute Wahnsinn, Alex."
Lucy und ich gingen oft gemeinsam feiern, doch das letzte Mal ist bestimmt schon einen Monat her, da wir häufig auch am Wochenende arbeiteten. Also wurde es mal wieder Zeit, sich einfach in einem Club gehen zu lassen.
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Lover or Liar - Part II - Larry Stylinson
FanfictionPart II von Love and liars. (Part I muss nicht unbedingt vorher gelesen werden) Vor elf Jahren hat Louis' Leben ein jähes Ende gefunden. Nicht er selbst, aber seine Identität wurde ermordet. Sein bisheriges Leben musste er von jetzt auf gleich hinte...